Longhorns fehlt Leidenschaft und eine Führungsfigur

20.11.2016, 17:36 Uhr
Longhorns fehlt Leidenschaft und eine Führungsfigur

© Foto: Birgit Goblirsch

32 Minuten und fünf Sekunden sind eine lange Zeit. Vor allem im Basketball, wo jede Mannschaft nur 40 Minuten Zeit hat, um mehr Körbe zu werfen als der Gegner. Genau 1925 Sekunden dauerte es, bis die Basketballer der TSH gegen ihre Kontrahenten aus Oberhaching zum ersten Mal in Führung gingen. Nils Haßfurther nahm sich von der Dreierlinie ein Herz, sprang und traf passgenau in den Korb. 57:56, es war das Ergebnis einer energischen Aufholjagd der Longhorns, die aber auch bitter notwendig gewesen war.

Denn: Schon nach etwas mehr als einer Minute hatten die Gäste bereits neun Punkte erzielt, Herzogenaurach keinen. Trainer Benedikt Aumeier nahm eine Auszeit, versuchte seine Mannschaft wachzurütteln, für die Matthew Meredith kurz darauf zum ersten Mal traf. Es sollten zunächst die einzigen drei Punkte bleiben.

Stattdessen zog Oberhaching davon, vor allem die erfahrenen Omari Knox (insgesamt 18 Punkte) und Frieder Diestelhorst (27) punkteten beinahe mit jedem Wurf. Die Longhorns dagegen trafen das Brett, den Ring, aber nie den Korb. „Wenn wir unsere Würfe rein machen, kann das Spiel auch anders laufen“, sagte Aumeier.

So aber war der Blick auf die Anzeigentafel ernüchternd. Fünf Minuten, 3:21, es war ein denkbar schlechter Start für Herzogenaurach. „Das Spiel“, fand auch Benedikt Aumeier, „haben wir in den ersten fünf Minuten verloren.“

Warum, das beschäftigte den Trainer natürlich. Die plausibelste Erklärung hatte für ihn mit der Abendgestaltung der Hälfte seiner Spieler zu tun. Die hatten am Freitag aber nicht zu ausgiebig gefeiert, sondern schlichtweg bereits mit den Nürnberger Falcons in der NBBL gespielt und dort Breitengüßbach geschlagen. „Deshalb konnten wir heute die Intensität nicht mitgehen“, sagte Aumeier. Zudem seien viele „nicht mit Emotion und Herz“ bei der Sache gewesen – eine Gemengelage, die dazu führte, dass Oberhaching sich deutlich mehr Rebounds sicherte und so das Spiel kontrollierte.

Näher als neun Punkte kamen die Longhorns bis zur Mitte des dritten Viertels nicht heran, „dann trifft der Gegner auch noch schwierige Schüsse und die Köpfe gehen runter“, sagte Aumeier. Wer aber dachte, die Partie würde so einfach ihrem Ende entgegen plätschern, sah sich getäuscht. Herzogenaurach drehte allmählich auf, plötzlich „fielen“ die Würfe, die Ruhe kehrte zurück. ProA-Spieler Robert Zinn markierte in seinem ersten Heimspiel zwölf Mal, Tim Handt blieb innerhalb weniger Minuten viermal beim Freiwurf cool, mit 50:54 ging es ins letzte Viertel.

Wiederum Tim Handt und Michael Kaiser glichen aus, die Uhr tickte weiter, bis Nils Haßfurther zur Führung traf. Zur einzigen. „Wir drehen das Spiel und dann verlässt uns die Kraft“, haderte Aumeier. Was der Mannschaft fehle, sei ein „emotionaler Leader“, einer, der den Rest der jungen Mannschaft in solchen Situationen führt, der sie mitreißt und das Spiel dirigiert. So aber zogen die Gäste innerhalb weniger Minuten auf 18 Punkte davon, am Ende stand ein 64:78 auf der Anzeigentafel.

Nachdenkliche Blicke

„Es hapert einfach an allen Ecken und Enden“, sagte Benedikt Aumeier. Zu verlieren sei kein Problem, „aber man muss schon versuchen zu kämpfen und Einstellung zeigen“. Zu wenig Wille, Herz, Emotion, Leidenschaft, dazu kein Führungsspieler, „und dann können wir auch nie in der Formation trainieren wie wir am Wochenende spielen“. Minutenlang stand der Trainer mit nachdenklichem Blick in der Halle und tauschte sich mit Falcons-Chef Ralph Junge aus. Doch Aumeier weiß, worauf er sich mit der jungen Mannschaft eingelassen hat, „da braucht man nicht zu jammern“.

Longhorns: Haßfurther 3/1, Koulibaly, Feuerpfeil, Ghotra 11/2, Zinn 12/3, Kaiser 12, Handt 6, Meredith 6/2, Gahlert, Sanders 8/1, Ngom 2, Übbing 4.

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