Lonnerstadt: Schuss in den Allerwertesten

LONNERSTADT - Spätestens seitdem das "Königlich Bayerische Amtsgericht" vor fast 50 Jahren erstmals über die Mattscheiben flimmerte, kennen die Macher das Unterhaltungspotenzial der Rechtsprechung. In Weißenburg wandelt die Luna Bühne auf den Spuren des legendären Amtsrichters August Stierhammer, der seine Verhandlungen im ZDF und im Bayerischen Fernsehen zelebrierte. Hier jedoch mit der Prozessführung auf Fränkisch, genauer: Altmühl-Fränkisch.

Das Ensemble um Thomas Hausner, als Amtsrichter immer im Zentrum des Geschehens, tritt meistens auf der heimischen Luna Bühne auf, die in einer ehemaligen Glaserei eingerichtet ist. Im Lonnerstadter Sonnensaal gab das "Fränkische Amtsgericht" am Samstagabend eine Gastvorstellung, bereichert von Standards der fränkischen Küche.

Vier Fälle pro Abend, dazwischen launische Stücke von Arthur Rosenbauer, der sich als "Liedermacher und Weltmusiker" einstuft, das ist das Rezept. Nach einem bodenständigen Büfett mit Rindfleisch mit Kree, Schäuferla und Bratwürsten startet die Prozessreihe mit einer Angelegenheit, die das Gericht als "Schlafzimmerspionage" aburteilt. Der Übeltäter ist bemüht, sein Treiben als "im überirdischen Bereich angesiedelt" zu rechtfertigen. Der Richter wiederum verortet die Motivation eher "unterhalb der Gürtellinie".

Nein, alltäglich sind die Fälle, über die das "Fränkische Amtsgericht" zu befinden hat, beileibe nicht. An welchem Gericht sonst muss sich jemand verantworten, der beim Jagdausflug auf Mallorca einen Zeitgenossen in den Allerwertesten geschossen hat? Mit einem Opfer, das sich, in ein Fell gehüllt, einer Ziegenherde anschließen will. Die Regeln der Strafprozessordnung ziemlich frei interpretierend handelt Robenträger Hausner Fall für Fall ab. Die Verhandlungsführung gestaltet er fränkisch leger. Da darf der Angeklagte schon einmal ungerügt Handygespräche mit der Mama daheim führen. Undenkbar beim "Königlich Bayerischen", nicht nur, weil damals die Technik noch nicht so weit war. Kein Pardon dagegen kennt Hausner bei der Urteilsverkündung im Namen des Volkes: Da müssen sich auch die Zuschauer im vollen Sonnensaal respektvoll von ihren Sitzmöbeln erheben. Ansonsten aber reißt das Geschehen auf der Bühne das Publikum nicht vom Hocker. Der Applaus fällt eher höflich aus, und mancher Gag verpufft ohne Resonanz. Vom Unterhaltungspotenzial her wäre da sicher mehr drin gewesen.