Lonnerstadter Guru in Karlsruhe: Bundesrichter prüfen Fall

6.7.2015, 09:08 Uhr
Lonnerstadter Guru in Karlsruhe: Bundesrichter prüfen Fall

© Archivfoto: Michael Müller

Noch sitzen sie auf ihrer Terrasse in Ailsbach und fangen Schwingungen auf. Aber am Dienstag, 7. Juli, kann es ernst werden für den Guru und seine Lebensgefährtin. Dann widmet sich der Bundesgerichtshof in Karlsruhe dem traurigen Fall aus dem Lonnerstadter Ortsteil. Er überprüft das Verfahren auf Rechtsfehler. Neue Zeugen oder Beweise gibt es nicht.

Aber verschiedene Möglichkeiten, wie die Sache weitergeht. Karlsruhe kann das Urteil des Landgerichts Nürnberg abändern, aufheben oder an eine andere Kammer des Landgerichts zurückverweisen. Härter bestrafen können die obersten Richter das Pärchen nicht. Der Verteidiger des Gurus, der Erlanger Anwalt Axel Graemer, hofft sogar auf einen Freispruch. Bleibt das aktuelle Urteil bestehen, müssen der 56-Jährige und seine 50 Jahre alte Freundin jeweils für drei Jahre in Haft.

Junge bekam keine Medikamente

Warum? Das Landgericht Nürnberg nahm es im August vergangenen Jahres nach fünf Verhandlungstagen als erwiesen, dass das Paar ein Kind schwer misshandelt hat.

Die Angeklagten hätten den Jungen gequält, hieß es in der Urteilsbegründung. Es handelt sich um den Sohn der Guru-Freundin, der mit ihr und seinen zwei Geschwistern im Jahr 1999 nach Ailsbach gezogen war.

Der damals Zwölfjährige litt und leidet an der schweren Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose. Das Paar hatte es dem Kind selbst überlassen, ob es sich einer Therapie unterzieht. Medikamente gaben sie dem Jungen nicht. Bereits diese Erwartungshaltung gefährde das Wohl des Kindes, urteilte damals das Gericht.

Das Ergebnis: Der Junge magerte ab und seine Schwester half ihm im Alter von 15 Jahren dabei, zu seinem leiblichen Vater zu fliehen. Der Gerichtsmediziner meinte, dass er sonst womöglich nur noch ein paar Wochen überlebt hätte. Er hat Langzeitschäden davongetragen.

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