Lonnerstadter Mühle beim Mühlentag dabei

4.6.2014, 17:36 Uhr
Lonnerstadter Mühle beim Mühlentag dabei

© Edgar Pfrogner

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp, klapp. Lange ist das her, als dieses alte Lied noch passte. Am Pfingstmontag ist es jedoch in Lonnerstadt wieder soweit. Die Kunstmühle öffnet am „Deutschen Mühlentag“ ihre Türen. Es präsentiert sich – ein Schatzkästlein der Mühlentradition an der Kleinen Weisach.

„Das ist meine Leidenschaft“, sagt Paul Bruckmann und deutet auf die Mühle. Die Sonne scheint warm in den Innenhof. Eine Idylle, dieser Ort an der kleinen Weisach. Ein bisschen ist hier die Zeit stehen geblieben. Ein Klappern der Mühle ist nicht zu hören.

„Am Pfingstmontag machen wir aber Vorführungen“, erklärt der gelernte Müller und führt in die Mühle hinein. Der Schrotgang, die Walzenstühle, die Becherwerke, sogar ein hölzener Fahrstuhl für den Müller – über vier Etagen hinweg kann auf faszinierende Weise nachvollzogen werden, wie das Arbeitsleben eines Müller einmal aufgesehen haben mag. Atemberaubend noch immer, wie es die Techniker früherer Jahrhunderte schafften, die Kraft eines Wasserrads über die Etagen so umzuleiten, dass alle Arbeitsgänge funktionierten. „Es gab ja immerhin 20 bis 30 solcher Schritte“, erklärt Paul Bruckmann.

Aus Porzellan

Der erste Arbeitsschritt, das Schroten im Schrotgang, kann am Pfingstmontag beobachtet werden. Hier wird das Getreide durch die Mahlsteine geschickt (unten der festsitzende „Faulenzer“-Stein, oben der sich drehende „Läufer“). Dieses Grobgemahlene wurde früher dann noch in Walzenstühlen und Sieben weiter verarbeitet, um Mahlprodukte verschiedenster Güte zu erzeugen. Auf einen solchen Walzenstuhl ist Paul Bruckmann besonders stolz: Es handelt sich um einen komplett erhaltenen Porzellanstuhl (vermutlich von 1876/78). Mit Porzellanwalzen konnte exakter gemahlen werden, allerdings war das Material auch anfälliger.

Für die Mühlentradition in Lonnerstadt war es ein Glück, dass die Kunstmühle in die Hände von Paul Bruckmann gekommen ist. Denn der Müller ist auch selbstständiger Mühlenbaumeister – er kennt die Historie, und er beherrscht alte wie moderne Mühlentechnik.

Die Geschichte der Lonnerstadter Mühle, die 1440 erstmals erwähnt und nach einem Brand 1861 neu aufgebaut wurde, ist das eine. Wer aufmerksam durch die Lonnerstadter Mühle geht, für den wird leichter begreifbar, wie in früheren Zeiten das Leben auf den Dörfern gewesen sein muss. Die Mühlen waren ja oft der Kristallisationspunkt – so wie auch die Kirche. Wasser spendete Kraft und ließ das Dorf (über)leben.

Genauso spannend ist aber auch die Geschichte der Wiederauferstehung der Mühle seit 2009. Vor fünf Jahren kaufte nämlich Paul Bruckmann die alte und ziemlich heruntergekommene Mühle. Giebelwand und Keller waren unterspült, die Maschinen lange nicht mehr gewartet worden. Der letzte Müller Christoph Scharold hatte um 1980 den Betrieb eingestellt. Es hatte wirtschaftlich keinen Sinn mehr. „Es muss für ihn sehr hart gewesen sein“, glaubt Paul Bruckmann. Denn ein Müller gibt seine Mühle nicht leichtfertig auf.

Strom statt Mehl

Mit viel Eigeninitiative und der Unterstützung des Landesamtes für Denkmalpflege haben Paul Bruckmann und seine Frau die Mühle wieder in einen Zustand gebracht, der erstaunen lässt und mittlerweile überregional bewundert wird. Die Kraft der Kleinen Weisach wird seit dem Einbau eines neuen Mühlrads aus Cortenstahl für die Stromgewinnung verwendet. „2013 waren das 67 000 Kilowattstunden.“

Am Montag aber werden sich die Mühlsteine wieder drehen, um die Besucher in die Vergangenheit zu entführen.

Ja, aber warum klappert eigentlich eine alte Mühle am rauschenden Bach? Die Bruckmanns wissen am Deutschen Mühlentag bestimmt die Antwort.

Von 6 bis 22 Uhr locken Besichtigungen, Musik, Festbetrieb und Bewirtung mit Kaffee/Kuchen und selbst gebackenem Brot. Weitere Bilder: www.nn-herzogenaurach.de

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