Märchenhaftes in der Kirche

22.10.2014, 15:31 Uhr
Der Musica-Viva-Chor aus Bamberg unter der Leitung von Ingrid Kasper (rechts) und Alexandra Eyrich (weißes Kleid) begeisterten die Zuhörer.

© Matthias Barth Der Musica-Viva-Chor aus Bamberg unter der Leitung von Ingrid Kasper (rechts) und Alexandra Eyrich (weißes Kleid) begeisterten die Zuhörer.

Vor vollem Haus beantwortete Dekan Kilian Kemmer zu Beginn die Frage, warum ein Märchen in einer Kirche aufgeführt wird. „Die einen werden sagen, hier wird nie etwas anderes als Märchen erzählt.“ Doch in Wirklichkeit komme auch Glauben nicht ohne Bilder und Gleichnisse in Text und Musik aus. „Daran hat sich jeder Kirchenraum seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten gewöhnt.“

Ewige Sehnsucht

Die Assoziationen, die das Märchen weckten, griffen tatsächlich zentrale Gedanken des Menschseins und des christlichen Glaubens auf: die Seele als Markenzeichen des Menschen, die Unsterblichkeit der Seele, Liebe und Leid, Tod und Ewigkeit, Sehnsucht nach erfülltem Leben.

Alexandra Eyrich von der märchenpädagogischen Einrichtung „Vielfalt de luxe“ in Bamberg sprach den Text. Die Handlung konnte durch ihre stimmlichen wie rhetorischen Variationen gut nachvollzogen werden. Die Meerjungfrau sehnt sich nach dem Menschsein, nach Liebe und Treue mit einem irdischen Prinzen. Trotz großer Mühen, Entbehrungen und Hoffnungen bleibt dieses Glück der Meerjungfrau versagt. Doch die guten Werke ihres Lebens, ihr Einsatz für das Leben und ihre echte Hingabe und Liebe verheißen ihr trotzdem eine ewige Existenz.

Die 90-minütige Aufführung blieb durch die Dynamik der Erzählkunst sowohl für die Kinder wie für die Erwachsenen kurzweilig. Der Chor Musica Viva aus Bamberg umrahmte das Textgeschehen. Mit gesummten Harmonien, mit stimmlichen Geräuschkulissen und mit den gesungenen Texten erzeugte der Chor eine Stimmung, die mehr als Untermalung oder Ergänzung bedeutete.

Authentisch und leidenschaftlich die Chorleitung von Ingrid Kasper, Kantorin der evangelischen Dekanatskirche St. Stephan in Bamberg. An der Orgel saß der Komponist der Chorpassagen, Heinrich Hartl. Der Kulturpreisträger ist blind und erzeugte durch sein Spiel ein hohes Maß an Sensibilität und musikalischer Emotion.

An den Schluss setzte er ein von ihm vertontes Gedicht Hans Christian Andersens, das unabhängig vom Melodram die Gedanken der „Kleinen Meerjungfrau“ zusammenfasste: „Leb wohl auf ewig! „Gott stärke Dich, vergiss Deine Schmerzen, bewahr nur ihn in Deinem reinen Herzen!“

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