Martin Grau besiegt alle Zweifel

10.6.2018, 18:46 Uhr
Martin Grau besiegt alle Zweifel

© Archivfoto: moe

In Dessau war 2014 Martin Graus Stern auf der europäischen Bühne aufgegangen, nach Platz zwei beim Europacup folgten 2015 sein erster Deutscher Meistertitel und der Sieg bei der Universade in Südkorea.

Aber im Sport geht es nicht immer steil nach oben. Im Olympiajahr kam der gesundheitliche Rückschlag und die Erkenntnis, dass man auf seinen Körper hören muss. 2017 galt dem Wiederaufbau, 2018 sollte die Rückkehr zur Bestform folgen.

8:33,88 Minuten inklusive Europameisterschaftsnorm beim Saisonstart in Rehlingen machten Mut, doch 8:37,20 Minuten einige Wochen später in Rom bei seinem ersten Auftritt in der Diamond League nährten wieder die Zweifel bei dem 26-Jährigen aus Biengarten.

"Geht doch!" postete er nach dem Auftritt beim 20. Internationalen Leichtathletik-Meeting Anhalt auf Facebook und garnierte den Beitrag mit zahlreichen Smileys – für LSC-Cheftrainer Markus Mönius ein Zeichen dafür, wie viele Steine Martin Grau vom Herzen gefallen sein müssen: "Das war für seine Verhältnisse schon sehr emotional."

Im Gegensatz zum Rennen in Rom, wo vorne mit der geballten Weltklasse einfach zu sehr die Post abging, war Dessau für ihn maßgeschneidert. Die zwei "Hasen" Michal Smahel (Tschechien) und Bernhard Nganga (Kenia) sorgten für ein flottes, aber gleichmäßiges Tempo, dem Grau hinter einem Quartett von Afrikanern als einziger Europäer folgen konnte.

Am Ende eilten der Kenianer Nicholas Bett (8:13,18) und der Äthiopier Chala Beyo (8:17,45) zwar davon, doch der LSC-Läufer war in der Lage sich an die Fersen des zweiten Äthiopiers Gigsa Nurgi (8:24,91) und des Marokkaners Ibrahin Ezzaydouni (8:25, 98) zu heften und durfte sich im Ziel über eine exzellente Zeit freuen, die ihn in der europäischen Jahresrangliste von Platz 15 auf Platz vier katapultierte.

Das lag nicht nur am optimalen Rennverlauf in Dessau, sondern auch daran, dass Martin Grau sich technisch über die Hindernisse klar verbessert zeigte. Mönius: "Das wird in Erfurt offenbar nicht so intensiv trainiert, aber jetzt findet er offenbar wieder rein."

In dieser Verfassung sei der 26-Jährige definitiv ein Kandidat für einen Finalplatz bei der Europameisterschaft in Berlin, gibt sich Mönius überzeugt. Ob er da deutsche Mitstreiter haben wird, ist fraglich. Noch hat kein weiterer DLV-Starter die Norm geknackt, obwohl in Dessau mit Fabian Clarkson (SSC Berlin) und Graus Trainingspartner Tim Stegemann (LAC Erfurt) zwei Konkurrenten mit 8:35,63 und 8:35,98 die Marke von 8:34 relativ knapp verpassten. "Aber viele Rennen, in denen sie die Norm noch einmal angreifen können, gibt es nicht mehr."

Nun wartet DM in Nürnberg

Martin Grau bestreitet vor der deutschen Meisterschaft in Nürnberg am 21. Juli nur noch ein 1500-Meter-Rennen in Tübingen und geht dann ins Trainingslager nach St. Moritz. Bei der DM kann man schon wegen der Startzeit um 14.05 Uhr davon ausgehen, dass das Tempo nicht hoch genug für die EM–Norm sein wird.

Für Martin Grau zählt an diesem Tag nur eines: Er will wie 2015 an gleicher Stelle Deutscher Meister werden. Und dann kann er nach Dessau auch Nürnberg zu seinem "Wohnzimmer" ernennen.

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