Martin Grau ist wieder Deutscher Meister

21.7.2018, 15:57 Uhr
Martin Grau ist wieder Deutscher Meister

© Foto: Hahn

Schon seit Monaten hatte sich Graus Trainer Markus Mönius darüber aufgeregt, dass der Deutsche Leichtathletikverband das Hindernisrennen auf Diktat des Fernsehens in die Mittagsstunden vorverlegt hatte. Hitze ist bekanntlich bei Langstreckenläufen alles andere als leistungsfördernd – doch diese Befürchtungen wurden schon Samstagfrüh beim Blick aus dem Fenster obsolet: Es regnete fast pausenlos bei Temperaturen um die 20 Grad.

Kein ideales Wetter, aber es folgte der ideale Rennverlauf aus Sicht von Martin Grau und seines jungen Vereinskameraden Niklas Buchholz. Denn vorne wollte Hannes Liebach vom SCC Berlin seinen Klubkollegen Fabian Clarkson doch noch zur EM-Norm ziehen. Dieses flotte Duo zersplitterte das Feld auf Anhieb, Martin Grau konnte als Dritter relativ unbedrängt an die Hindernisse heran laufen. Warum das nicht so gut gelang wie sonst, kann der Protagonist selbst nicht erklären: "Vielleicht wollte ich einfach zu viel, auf jeden Fall bin ich zu oft ins Trippeln gekommen; das muss ich bis Berlin abstellen."

Aber dieser Umstand zeigt auch, dass für den 26-Jährigen diese DM ein besonderer emotionaler Moment war und er nervlich durchaus angespannt war. Trainer Mönius: "Ist ja gut, dass er nie in Routine erstarrt."

Bis auf diese kleinen technischen Mängel war es jedoch eine Meisterleistung seines Schützlings, der die Berliner anfangs ziehen ließ, dann aber mit Blick auf die 2000-Meter-Marke richtig anzog und dem Duo auf einer Runde 40 Meter abnahm. Dort stieg Liebich aus, und auch Clarkson konnte nicht mehr folgen. Wie 2015 siegte Grau mit riesigem Abstand, so dass er schon auf der Zielgeraden Zeit zum Jubeln hatte.

"Das war eine perfekte Generalprobe für Berlin", befand er später. Denn in den Vorläufen der Europameisterschaft erwartet er ähnliche Strategien: Hohes Tempo auf den ersten tausend Metern, dann ein wenig Belauern und Vollgas auf den letzten tausend Metern.

Während sein Sieg letztlich nie in Gefahr war, musste Niklas Buchholz ein ganz eigenes Rennen laufen. Der 20-Jährige konnte fast gar nicht anders, als dem hohen Tempo zu folgen. "2000 Meter fühlte ich mich richtig gut, dann war es reiner Kampf – aber das ist Hindernislauf", gab der sichtlich erschöpfte Hemhofener kurz nach dem Zieleinlauf zu Protokoll.

Martin Grau ist wieder Deutscher Meister

© Thomas Hahn

Dort nahm ihn ein zufriedener Trainer in die Arme. Markus Mönius: "Mit Platz acht und einer klar verbesserten persönlichen Bestzeit hat sich aller Aufwand des vergangenen Jahres für ihn gelohnt." Bei 8:52,52 stoppte die Uhr für Buchholz, zuvor war sein Hausrekord bei 8;57,76 gestanden.

Ein Ex-Höchstadter lief ebenfalls das Rennen seines Lebens: Konstantin Wedel (inzwischen LAC Fürth) lief in Bestzeit von 8:43,04 auf einen glänzenden vierten Platz – der LSC ist ein gutes Pflaster für Hindernisläufer.

Martin Grau und Niklas Buchholz werden am nächsten Wochenende ausnahmsweise die Hindernisse einmal weglassen: In Rostock findet die deutsche Staffelmeisterschaft statt. Mit Marco Kürzdörfer wollen die beiden über 3x1000 Meter eine gute Rolle spielen. Martin Grau: "Ein Platz unter den ersten Fünf sollte drin sein."

Und auch für die EM in Berlin, die vom 7. bis 12. August stattfindet, hat er große Ziele, nicht nur den Einzug ins Finale: "Ich will mithilfe des Publikums unter die Top Acht laufen." Da hat einer nach zwei schwierigen Jahren wieder viel Selbstbewusstsein getankt.

Nur ein Wermustropfen mischt sich in den Siegesbecher: Eine Teilnahme beim eigenen LSC-Meeting am 27. Juli ist angesichts der Terminhetze heuer wirklich nicht drin. Aber das sollte ausnahmsweise zu verkraften sein…

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