Martin Grau macht es ganz cool

12.8.2014, 16:33 Uhr
Martin Grau macht es ganz cool

„Es ist schon unglaublich, was der junge Mann für taktische Finessen an den Tag legt und auch während des Rennens perfekt auf Änderungen reagiert“, sagt der Macher des LSC Höchstadt. Hinter dem Bulgaren Mitko Tsenov ist der Biengartener mit 22 Jahren der jüngste der 30 gemeldeten Teilnehmer – und lieferte im Letzigrund-Stadion eine extrem reife Leistung ab.

Dabei waren die Umstände nicht einfach, wie Mönius berichtet: Der Aufwärmplatz liege weit weg vom Stadion, sodass sich die Sportler lange vor ihrem Wettkampf dort einfinden mussten. Nach einer rund 20-minütigen Fahrt im Shuttlebus lautete nun die Aufgabe, sich in den Katakomben der Sportanlage warm zu halten und fokussiert zu bleiben. Mönius: „Da mussten die Jungs die Spannung lange hoch halten, aber das hat der Verband zuvor auch simuliert.“

Martin Grau jedenfalls war nach der Vorbereitung nicht zermürbt. Zunächst sah er noch, wie im ersten Vorlauf sein deutscher Teamkollege Steffen Uliczka als Fünfter auf den letzten Drücker die Direktqualifikation fürs Finale noch schaffte. Die Siegerzeit des Polen Krystian Zalewski von 8:35,44 fanden Grau und Mönius „schon recht flott“.

Im zweiten Vorlauf war das LSC-Aushängeschild an der Reihe und natürlich daran interessiert, dass dieser etwas schneller sein würde, um notfalls über die Regelung der fünf Zeitschnellsten weiter zu kommen.

Anfangs wurde ein wenig gebummelt, keiner wollte das Tempo machen. Da spannte sich Grau als Lokomotive vor den Zug, wofür sich später einige Konkurrenten bei ihm bedanken durften, denn aus Lauf 2 kamen gleich neun Läufer in den Endlauf. Als niemand den jungen Franken an der Spitze ablösen wollte, blieb der einfach vorne, zog sogar nochmals ein wenig an, als er merkte, dass er das Feld so sprengen konnte. Auch dafür gab‘s Lob vom Trainer: „So konnte er sich besser auf die Hindernisse konzentrieren – wie schnell ein Sturz passieren kann, hat Mitfavorit Victor Garcia aus Spanien erleben müssen, der am letzten Hindernis böse zu Fall und nicht ins Finale kam.“

Erst in der letzten Runde zog der Pole Mateusz Demczyszak an Grau vorbei. Das Duo setzte sich weiter ab, und der Höchstadter ließ den Konkurrenten am Ende gewähren – auch wenn es für ihn auf den letzten 100 Metern „zäh“ wurde. „Die Beine waren gut, aber die Luft hat mir gefehlt“, sagte er hinterher. Schon am Vorabend habe er ein Kratzen im Hals verspürt, und so ging es kurz nach dem Rennen zur medizinischen Abteilung, um eine drohende Erkältung abzuwehren.

Zuvor gab er noch ein Interview, in dem er seine Freude zum Ausdruck brachte: „Das Finale war das Maximale, was ich hier rausholen konnte, und dieses Ziel habe ich erreicht! Über Nacht setze ich mir neue Ziele, aber jetzt bin ich erstmal zufrieden. Während des Rennens habe ich meine Taktik immer mal wieder umdisponiert. Ich wusste, dass der erste Vorlauf schnell war, daher wollte ich nicht bummeln und dann über die Zeit rausfliegen. Im Finale will ich mich noch mal zeigen und noch mal richtig, richtig Gas geben.“

Das werden dann auch seine Fans tun: Derzeit sind nur seine Eltern, Markus Mönius und dessen Freundin in Zürich, zum Finale will noch eine Gruppe von etwa 15 Schlachtenbummlern aus Höchstadt in die Schweiz reisen. Trotz der zweitschnellsten Vorlaufzeit hält Mönius den Ball flach: „Wir ändern unser Ziel nicht: Ein Platz unter den ersten acht wäre eine Riesensache! Am Samstag um 20.45 (live auf Eurosport) wird sich zeigen, was noch drin ist für den Senkrechtstarter in der Hindernis-Szene.

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