Herzogenaurach: Mehr Platz in zwei "gestapelten" Turnhallen?

16.12.2015, 08:56 Uhr
Herzogenaurach: Mehr Platz in zwei

© Foto: Tsimplostefanaki

„Ich bin einigermaßen verblüfft, denn wir eröffnen hier ein neues Großprojekt, das ich gar nicht auf dem Schirm hatte“, sagte Konrad Körner (CSU) nach den Ausführungen Quandts.

Denn auf der Tagesordnung der gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Kulturausschusses war lediglich gestanden „Vorstellung der Machbarkeitsstudie zur Sanierung der Turnhalle am Gymnasium“. Und plötzlich war die Rede nicht nur von einem Neubau, sondern gleich davon, zwei Hallen neu zu bauen.

Bürgermeister Hacker erläuterte zu Beginn der Sitzung, dass man ja von großen Schäden an der Dreifachsporthalle des Gymnasiums wisse und deshalb im Haushalt 2015 eine Machbarkeitsstudie zur Sanierung eingestellt und in Auftrag gegeben habe. „Jetzt werden lediglich die Ergebnisse vorgestellt, die auch mögliche andere Optionen beinhalten.“ Einen Beschluss werde es freilich noch nicht geben. „Das wird ein langer, schwieriger Entscheidungsprozess, aber es wird auf jeden Fall eine große Investition dabei rauskommen.“

Stefan Quandt erläuterte die Situation: Die Sporthalle wurde 1984 gebaut und sei instand gehalten worden. Die Bausubstanz sei gut, das Holztragwerk des Daches derzeit noch in Ordnung.

Die Wärmedämmung entspreche jedoch nicht dem heutigen Stand einer Bauausführung. „Die Dämmung hinter den vorgehängten Waschbetonplatten hat teilweise wegen Tierfraß Komplettausfälle.“ Dazu komme eine Warmluftheizung ohne Wärmerückgewinnung. Und wenn man zur Ertüchtigung der Halle mit Heizung und Lüftungsanlage in das Raumklima eingreife, könne auch niemand vorhersagen, wie sich das auf das Holz des Daches auswirke.

Herzogenaurach: Mehr Platz in zwei

© Archivfoto: Kronau

Das größte Problem sind laut Quandt aber die Sitzplätze. Bei mehr als 200 Sitzplätzen (in der Halle sind derzeit mit der ausfahrbaren Tribüne 460 vorhanden) greife bei jeglichem baulichen Eingriff die sogenannte Versammlungsstättenverordnung. Und die stelle hohe Anforderungen an den Brandschutz, also zum Beispiel breitere Rettungswege und mehr Türen — „ein wesentlicher Sanierungsaufwand“, so Quandt. Zudem ergebe sich ein Umbaubedarf vor allem für die Sportart Handball, welche die größte Flächenausdehnung habe. „Handball ist das Maß der Dinge.“ Wenn aber die Tribüne ausgefahren sei, fehle nicht nur eine Prallwand, auch die Abstandsflächen seien dann nicht genug. „Die Länge der Halle mit 44 Metern passt, die Breite ist das Problem.“ Einzige Möglichkeit wäre, die Sitzplätze auf 199 zu reduzieren. Dadurch bekäme man eine ausreichende Spielfeldgröße und unterliege nicht mehr der Versammlungsstättenverordnung.

Folgende Bruttosummen stellte Quandt in den Raum: Kernsanierung 4,6 Millionen Euro; Sanierung nach der Versammlungsstättenverordnung (aber Spielfeldgröße nicht Handballregel-konform) 6,3 Millionen Euro; Neubau 6,5 Millionen Euro. Eine zeltartige Ausweichhalle für die Bauzeit schlägt mit 325 000 Euro zu Buche. Hackers Schlussfolgerung: „Wenn man sich die Zahlen anschaut, sind wir beim Neubau.“ Und wenn man nun den Sportentwicklungsplan und den erheblichen Platzbedarf der Vereine an Trainingsflächen anschaue, könnte man doch auch gleich Varianten für einen Neubau von zwei Hallen prüfen.

„Charmante Lösung“

Quandt nahm sich also zwei Dreifachsporthallen vor — eine Schulsporthalle mit Nebenräumen für Sportgeräte und eine reine Wettkampfhalle. Umkleideräume und Nasszellen reichen einmal aus. Quandt überlegte sich Varianten der Hallen nebeneinander, gegenüberliegend und übereinander. Mit letzterer Möglichkeit habe er sich intensiv beschäftigt. „Von der Statik her geht das und es wäre eine sehr charmante Lösung.“ Unten wäre ebenerdig die Wettkampfhalle, die auch für schulische Großveranstaltungen genutzt werden könnte, oben die Schulsporthalle.

Bei den anderen beiden Varianten müsste der Hartplatz weichen, die überbaute Fläche sei sehr groß. Bei der zweigeschossigen „kompakten Lösung“ liege die überbaute Fläche dagegen mit 1880 Quadratmetern noch unter der jetzigen Grundfläche. Kostenpunkt: 8 Millionen Euro (die beiden anderen Varianten je 8,5 Millionen Euro plus Neubau eines Hartplatzes). „Sollte die Entscheidung für zwei Dreifachsporthallen fallen, ist zweigeschossig die wirtschaftlichste Lösung und würde zudem ein interessantes Novum im Sporthallenbau darstellen“, schloss Quandt.

Dass unter 200 Sitzplätze viel zu wenig sind, darüber waren sich alle Ausschussmitglieder einig. Somit scheidet eine Sanierung „light“ (nur das Nötigste instand setzen), wie sie Walter Drebinger (CSU) vorschlug, von vornherein aus. Außerdem sei die Halle „angezählt“ und man müsse auch die Nutzungsintensität sehen, meinte Hacker. Curd Blanks (SPD) Frage, ob man die bestehende Halle sanieren und dann noch eine draufsetzen könnte, beschied Quandt mit einem klaren „Das funktioniert nicht“.

Insgesamt ließen sich die Ausschussmitglieder aber von der Euphorie anstecken, lobten die „traumhafte Effizienz“ und die „Synergieeffekte“ eines zweigeschossigen Neubaus. Dennoch könne man natürlich auch noch andere Standorte für eine zweite Halle prüfen, hieß es.

Ohnehin wird laut Hacker bis Ende 2018 wohl nichts passieren. Denn erst Ende 2016 sei damit zu rechnen, „dass wir wissen, in welche Richtung wir marschieren wollen“. Etwa im April 2016 kommt das Thema wieder auf die Tagesordnung.

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