Miese Kartoffelernte

29.9.2015, 16:22 Uhr
Miese Kartoffelernte

© Foto: Berny Meyer

Das Wetter ist an allem schuld. In diesem Jahr scheint dieser Spruch tatsächlich zu stimmen – zumindest bei den Ernteerträgen der Landwirte: Nicht nur bei Getreide, Raps und Mais sind in der Region die Erträge eingebrochen, auch die Kartoffeln haben enorm unter der Trockenheit und der ungewöhnlichen Hitze gelitten.

„Bei den Frühkartoffeln, die ab Juni geerntet wurden, war der Ertrag noch ganz normal“, schildert Klaus Denk, Landwirt aus Untermembach, seine Erfahrung. Der 42-Jährige baut auf zwei Hektar Acker Kartoffeln an. Dann schlug das Wetter bekannterweise unerbittlich zu: Der Regen blieb wochenlang aus, dazu kamen Hitzeperioden mit Temperaturen deutlich über 30 Grad. Die Böden trockneten völlig aus, die Folgen sind bis heute zu spüren.

Erstmals bewässert

Um seine Ernte einigermaßen zu retten, griff Klaus Denk sogar zu einem ungewöhnlichen Mittel: „Ich habe die Felder zum ersten Mal intensiv bewässert.“ Weil er keine Beregnungsanlagen besitzt, hat er Wasser aus seinem Teich in ein Güllefass gepumpt und dann das kostbare Nass auf den Kartoffelfeldern ausgebracht, auf denen die späten Sorten Gala, Gitta, Soraya und Belana gedeihen sollten. „Das war mühsam und hat viel Zeit gekostet“, erzählt er.

Mitte September erntete Denk schließlich seine Herbstkartoffeln: Der Ertrag war — trotz Bewässerung — enttäuschend. „Normalerweise habe ich etwa 30 Tonnen Kartoffeln pro Hektar, heuer waren es rund 30 Prozent weniger.“ Außerdem waren die Früchte eher klein, große Exemplare gab es quasi gar nicht. Aufgrund der schlechten Ernte sei zwar der Kartoffelpreis leicht gestiegen, „der Ernteausfall ist aber nicht über den höheren Preis zu kompensieren“, sagt Klaus Denk.

26 Prozent weniger Früchte

Die Erfahrungen des Untermembacher Landwirtes kann Ottmar Braun vom BBV Mittelfranken nur bestätigen. Im gesamten mittelfränkischen Raum wurden 26 bis stellenweise sogar 50 Prozent weniger Kartoffeln der sonst üblichen Menge geerntet. Das sei punktuell sehr unterschiedlich gewesen. In Gegenden, wo ein paar Gewittergüsse herunterkamen, seien die Erträge etwas besser gewesen.

Aufgrund der miesen Ernte liege der Preis pro Kilo Kartoffeln nun bei 68 Cent, im Jahr zuvor waren es 50 Cent. „Doch das macht das Kraut auch nicht fett“, meint Braun. Wenn man bedenkt, dass jeder Deutsche pro Jahr im Durchschnitt 25 Kilo Kartoffeln verspeist, so müssen die Leute heuer gerade mal 17 Euro statt 12,50 Euro dafür zahlen.

Braun hat noch ein paar Zahlen parat: 2015 wurden in ganz Bayern auf rund 40 000 Hektar Fläche Kartoffeln, hauptsächlich mittelfrühe und späte Sorte, angebaut, in Mittelfranken sind es derzeit 1450 Hektar und im Landkreis ERH nur 60 Hektar.

Der Anbau der recht arbeitsintensiven Frucht sei im Raum Herzogenaurach und Höchstadt insgesamt rückläufig, informiert Ottmar Braun. Das habe verschiedenste Gründe: „Früher hat jeder Landwirt alles angebaut, inzwischen spezialisieren sich viele, weil das in der Regel wirtschaftlicher ist.“ Dazu komme, dass in unserer Gegend die Böden nicht ganz optimal für Kartoffeln seien. Zudem gebe es hier keine Großabnehmer für die Frucht.

Dann wurde im September 2013 auch noch eine EU-Regelung abgeschafft, die den Kartoffelanbau zur Alkoholherstellung unterstützt hatte. Seither können die deutschen Kartoffelbauern nicht mehr mit den Weltmarktpreisen konkurrieren, sodass auch dieser Absatzmarkt weggefallen ist. „Damals ist auch bei uns der Kartoffelanbau drastisch zurückgegangen“, erinnert sich der BBV-Mann.

Und nun setzte auch das Wetter dem regionalen Kartoffelanbau noch so zu. Die Folgen der extremen Trockenheit im Sommer sind übrigens noch nicht ausgestanden. Darauf macht Landwirt Klaus Denk aufmerksam: „Auch wenn es inzwischen ein paar Mal geregnet hat, sind die Böden nach wie vor viel zu trocken. Das Wintergetreide wie Roggen und Gerste, das inzwischen auf die Felder ausgesät wurde, und auch der Raps können gar nicht richtig einkeimen.“

Keine Kommentare