Mieter leben weiterhin auf Baustelle

25.7.2014, 07:00 Uhr
Mieter leben weiterhin auf Baustelle

© Berny Meyer

Wohnen sieht anders aus. Die Zustände, in denen die Mieter in der Sankt-Georg-Straße seit knapp einem Jahr hausen, sind verheerend. Das, was früher der Garten war, ist nun hüfthoch mit Unkraut bewachsen. Dazwischen modern rostige Schubkarren, gelbe Rohre, Mauersteine und Folien vor sich hin.

Die Fassade der Wohnblocks ist unfertig, Farbe und Putz fehlen. Stattdessen klebt an einem Gebäude das Dämmmaterial unverkleidet an der Wand. Ein halb fertiger Aufzug steht irgendwo dazwischen, ein Gebäude für eine unfertige Pelletheizung daneben. Unterm Dach quillt Dämmschaum hervor und von einer unfertigen Dachrinne läuft Regenwasser aus mehreren Metern Höhe in den ehemaligen Garten.

„Eine Katastrophe“, findet Mieterin S. Früher war das ein schöner Garten, pflichtet ihre Nachbarin bei. „Schön, gepflegt, mit Blumen.“ S. wohnt hier seit 32 Jahren. Die ständigen Eigentümer-Wechsel hat sie miterlebt. Aber so schlimm wie jetzt war es noch nie.

Dabei hatte der Investor, die Simons- und Stark Bau- und Verwaltungs GmbH, der im vergangenen Jahr die drei Wohnblocks gekauft hatte, große Pläne: Die Häuser mit den 36 Wohnungen sollten aufwendig saniert und aufgewertet werden, im Dachgeschoss wollte er komfortable Penthouse-Wohnungen einrichten.

Das kann man sich jetzt so gar nicht vorstellen. Der Insolvenzverwalter, der Auskunft über die Pläne geben könnte, macht sich rar. Weder für Mieter, noch für Stadt oder Presse ist der Rechtsanwalt Joachim Exner von der Nürnberger Kanzlei zu sprechen.

Immer mehr ziehen aus

Einige Mieter haben die Anlage bereits verlassen. Acht oder zehn Wohnungen — da sind sich die beiden Mieterin nicht ganz einig — stehen bereits leer. S., die seit 32 Jahren dort lebt, harrt noch aus. „Wenn sich bis 2015 nichts tut, schaue ich mich auch nach einer anderen Wohnung um“, sagt sie. Dabei ist das Wohnen für sie gerade alles andere als schön: Den Balkon kann sie seit Monaten nicht mehr nutzen, nun sei auch ihre Mülltonne eingesammelt worden.

Weil immer mehr Mieter das Weite suchen, habe das Landratsamt angefangen, Mülltonnen abzuholen. „Sie nehmen aber die falschen mit“, klagt S.

Wie so oft, wenn niemand etwas Genaues weiß, brodelt auch hier die Gerüchteküche. So fürchten die Mieter etwa, dass die Stadt aus der Immobilie Sozialwohnungen mache und Asylbewerber dort unterbringe.

Dass die Stadt die Wohnblocks kauft, ist tatsächlich denkbar. „Wir können uns vorstellen, uns im sozialen Wohnungsbau zu engagieren“, sagt Bürgermeister Gerald Brehm.

Er habe bereits vor einiger Zeit in einem Gespräch mit dem Insolvenzverwalter Interesse an einem Kauf signalisiert. Doch dann erreichte auch der Bürgermeister den Rechtsanwalt nicht mehr. Alternativ, so Brehm, wäre auch eine Gesellschaft denkbar, an der sich Mieter, Stadt und Landkreis beteiligen — auf genossenschaftlicher Ebene. Spruchreif ist das freilich noch nicht. Zunächst muss erst das Insolvenzverfahren abgeschlossen werden.

Das Gerücht, dass Asylbewerber in die Wohnungen kommen, weist Brehm jedoch entschieden zurück. „Das kommt nicht in Frage“, sagt er.

Keine Kommentare