Mit 20 Jahren Deutschlands beste Müllerin

30.12.2016, 08:00 Uhr
Mit 20 Jahren Deutschlands beste Müllerin

© Foto: Ulrich Schuster

„Mehl ist so ein vielseitiges und abwechslungsreiches Produkt, das fasziniert mich. Früh isst man Brötchen, mittags Pizza und abends Nudeln und überall ist Mehl drin“, schwärmt Luisa Wiesneth. Dass die junge Frau eine Ausbildung zur Müllerin, im Fachjargon Verfahrenstechnologin in Mühlen- und Futtermittelwirtschaft, machte, ist vielleicht naheliegend, aber nicht selbstverständlich. Sie ist zwar mit ihren drei Schwestern gleich neben und in der elterlichen Mühle, der Wiesenth-Mühle GmbH, aufgewachsen.

Doch nach dem Realschulabschluss absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau in Hofheim in Unterfranken, die sie 2014 abschloss, „weil ich erst mal was anderes sehen wollte“. Dann packte sie das „Mehl-Fieber“. Genauso wie ihre Schwester Julia machte sie im elterlichen Betrieb eine Ausbildung zur Müllerin. Das bedeutete neben der praktischen Ausbildung zu Hause immer wieder sechs Wochen Blockunterricht an der Berufsschule Stuttgart. „Unter 45 Leuten waren wir sechs Mädchen“, erzählt Luisa.

Mehr Köpfchen gefragt

Der Frauenanteil am einstigen reinen Männerberuf steigt, weil es nicht mehr körperlich so anstrengend sei. Statt 50-Kilo-Säcke gebe es fast nur noch 25-Kilo-Säcke Mehl und „das geht eher“, sagt die zierliche junge Frau. Außerdem sei inzwischen vieles automatisiert. Die meiste Arbeit werde von Maschinen erledigt und per Computer gesteuert und da sei mehr Köpfchen und weniger Muskeln gefragt. Maschinenbau gehört ebenso zur Ausbildung. „Ich will wissen, wie eine Maschine aussieht und funktioniert, da versteht man dann vieles besser, als wenn man es nur aus dem Buch lernt“, findet Luisa. Ihre Ausbildung schloss sie im Sommer mit der Note 1,2 ab, danach nahm sie als einzige Frau am bundesweiten Wettbewerb der Handwerkskammer in Coburg bei Freiburg teil. Vier Stationen mussten hier bewältigt werden: Produkt beurteilen, Maschinen einstellen, Maschinen auseinander und zusammenbauen sowie Produkte bestimmen. Sieben männliche Kollegen ließ sie hinter sich. „Da war ich für die Handwerkskammer dann die Beste“, sagt sie — und nicht nur ihr Chef und Papa Heinrich Wiesneth ist stolz auf seine Tochter, sondern auch Schwester Julia, die ebenfalls Müllerin ist, Mama Barbara, die im Büro arbeitet, sowie Betriebsleiter und Onkel Johannes Wiesneth.

Luisa ist in der Firma jetzt zuständig für die Produktion, Mehlverladung und Kundenbetreuung. „Ich kann hier relativ selbstständig arbeiten und auch neue Ideen einbringen. Papa lässt mir da viel freie Hand“, erzählt sie. Natürlich stimme man sich immer miteinander ab. Ihre Arbeit mache ihr großen Spaß, versichert sie und fügt noch an: „Ich denke, dass ich hier meinen Platz gefunden habe.“

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