Mit dem Blues-Virus infiziert

6.8.2014, 15:51 Uhr
Mit dem Blues-Virus infiziert

© Foto: Matejka

Die außergewöhnliche Plattensammlung steht in der Nürnberger Innenstadt. Ihren Anfang genommen aber hat sie in Herzogenaurach. Der heute 66-jährige Gerd Huke ist nämlich in der Aurachstadt geboren und aufgewachsen.

Die Liebe zur Musik war ihm anscheinend in die Wiege gelegt. Jedenfalls erinnert sich Gerd Huke, dass er schon frühzeitig, als Gleichaltrige noch Kinderlieder hörten, bei seinem Paten immer nur zwei bestimmte Schallplatten aufgelegt haben wollte: Gospel und Jazz. „Das hat mich schon damals fasziniert“, sagt er. Vollends um ihn geschehen war es, als er sich mit 15 Jahren mit einem jungen schwarzen GI von der Herzo Base anfreundete und bei ihm den Freejazz kennen lernte.

Ein absolut prägendes Schlüsselerlebnis folgte 1967: Der Amerikaner schenkte seinem Herzogenauracher Freund das erste Album von John Hammond mit dem Titel „I can tell“.

„Da habe ich zum ersten Mal bewusst Blues gehört, und das war wie eine Erweckung. Seitdem war ich mit dem Virus des Blues infiziert“, erinnert sich Gerd Huke. Was ihn daran so fasziniert? „Die Musik wirkt ehrlich, es ist schweißtreibende Handarbeit.“

Seitdem hat der Blues den 66-Jährigen nicht mehr losgelassen, hat auch sein Berufsleben geprägt. Nach seinem Lehramtsstudium in Hessen (Deutsch und Politik) ist er mit seiner Frau nach Nürnberg gezogen. Zu der Zeit suchte man in Wendelstein gerade händeringend einen Kulturamtsleiter. Denn kulturell lag dort alles ziemlich brach. Der damals SPD-geführte Markt Wendelstein entschied sich tatsächlich für den Bewerber Gerd Huke. Der fing auch sofort an, Veranstaltungen zu organisieren — „querbeet von Konzerten bis Kabarett“. Schnell wurde klar, dass das Budget von 5000 DM im Haushalt nicht einmal annähernd reichte, nach drei Jahren konnte Huke schon über 14 000 DM verfügen. Später waren es dann 120 000 Euro, von denen 70 000 wieder eingenommen werden mussten.

Immer mehr Besucher

Was Gerd Huke ein Herzensanliegen war: „Im Bereich des traditionellen Jazz und Blues war Wendelstein und auch die ganze Umgebung ein weißer Fleck.“ Und so wurde Huke zum Wegbereiter für diese Art von Musik. 1994 stellte er erstmals ein Festival auf die Beine, das heute unter dem Namen „blues & jazz open — New Orleans Music Festival Wendelstein“ weit über die Region hinaus bekannt ist. Von Jahr zu Jahr kamen mehr Besucher, heute sind es im Schnitt 16 000. Das Festival erstreckte sich jedes Jahr über neun bis zehn Tage um den 1. Mai herum und lockte mit Konzerten auf einer Hauptbühne und in bis zu zehn Kneipen. Gerd Huke konnte in den vergangenen Jahren zahlreiche Jazz- und Blues-Größen verpflichten. 19 Festivals gehen auf Hukes Konto, das letzte organisierte er 2012. Dann gab es einen politischen Wechsel im Rathaus, das Festival wurde seitdem auf fünf Tage zurückgeschraubt, Gerd Huke ging in Rente.

Heute kann er sich ganz in Ruhe seiner privaten Musiksammlung widmen. Seinen Job als Kulturmanager hat Gerd Huke zwar sehr gerne gemacht, die Freizeit blieb aber oft auf der Strecke. Und: „Musik habe ich zu der Zeit nur auf ihre Verwertbarkeit für meine Programme hin angehört; das habe ich bedauert.“ Jetzt aber könne er Live-Musik wieder unbeschwert genießen, wie zum Beispiel den Auftritt von Billy Bragg beim jüngsten Bardentreffen.

Seine persönlichen Lieblinge sind übrigens John Hammond (mit dem ja alles angefangen hat), Dr. John, Bob Dylan, die Allman Brothers oder die Rolling Stones. Die Auswahl aus seiner privaten Sammlung ist natürlich weit größer, die CDs hat er alphabetisch sortiert. Katalogisieren will er sie nicht. „Das ist zu bürokratisch. Musik, insbesondere Blues, ist ein Gefühl, das kann man nicht in Schubladen stecken.“

Radio läuft bei dem 66-Jährigen daheim nie; seine Platten aber sehr wohl. Dann sitzt er mit geschlossenen Augen da, hört zu und kann sich in der Musik verlieren. „Musik ist ein ganz zentraler Teil in meinem Leben.“

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