Mit einer Mischanlage zu besserem Trinkwasser

1.10.2017, 05:31 Uhr
Mit einer Mischanlage zu besserem Trinkwasser

© Foto: Peter Roggenthin

Herzstück der Mischanlage ist die Y-Röhre. Diese Anlage arbeitet in Altdorf. Nicht identisch, aber nach dem gleichen Prinzip funktionierend, soll die Herzogenauracher werden.

Herzstück der Mischanlage ist die Y-Röhre. Diese Anlage arbeitet in Altdorf. Nicht identisch, aber nach dem gleichen Prinzip funktionierend, soll die Herzogenauracher werden.

Heute, so Werke-Geschäftsführer Jürgen Bauer, stelle es sich heraus, dass die beiden Herzogenauracher Wassersorten, das aus den eigenen Brunnen geförderte und das von der Eltersdorfer Gruppe zugekaufte, doch miteinander vermischt werden können. Vor Jahren hatten die Experten dies noch für unmöglich erklärt, worauf Bürgervertreter, Werke-Führung und Stadtverwaltung laut über den Bau einer Aufbereitungsanlage nachgedacht hatten. Denn Herzogenaurach ist in Sachen Trinkwasser eine geteilte Stadt: Es gibt eine sogenannte "Hochzone", gelegen unter anderem in den südlichen und nördlichen Ortsteilen, dem Schleifmühlgebiet, der Herzo Base, dem Viertel um die Dambachstraße, die aus dem Hochbehälter Zweifelsheim mit Brunnenwasser vom Dohnwald-Hang versorgt wird. Das Zentrum und sein Umgriff erhalten vom Hochbehälter bei Burgstall Wasser der Eltersdorfer Gruppe. Der Unterschied: Das Brunnenwasser hat im Schnitt knapp 40 Milligramm Nitrat in jedem Liter, das Eltersdorfer Wasser dank einer neuen Aufbereitungsanlage der Eltersdorfer Gruppe nur sieben Milligramm. Der EU-weite Grenzwert liegt bei 50 Milligramm.

Den Qualitätsunterschied bei gleichem Preis mindern, das Hochzonenwasser zumindest in die Nähe des Nitrat-Grenzwerts der Schweiz (20 Milligramm) zu verbessern, war Ziel der Forschungen, bei denen die Herzo Werke auch die Dienste eines externen Instituts in Anspruch genommen hatten.

Bauer zeigte vier mögliche Varianten in einer detaillierten Gegenüberstellung. Nicht mehr dabei: die eigene Wasser-Aufbereitungsanlage, die Millionen und zusätzliches Wasser kosten würde für einen relativ kleinen Teil der Gesamtmenge von längerfristig 1,4 Millionen Kubikmeter. Weil die Eltersdorfer jüngst eine solche Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen haben und außerdem das Herzogenauracher Rohrnetz modernisiert worden ist mit Röhren aus modernem Kunststoff, gibt es die physikalischen und chemischen Hindernisse nicht mehr, die früher das Mischen beider Wassersorten unmöglich machten.

So zeigte Bauer eine technisch fast schon simple Anlage auf, wie sie z. B. in Altdorf betrieben wird: Rohre führen wie ein Ypsilon die beiden Sorten zusammen, eine Wirbel-Anlage mischt sie gründlich.

Zwei von Bauers Varianten sehen Wasser-Mischung vor. Sie bräuchten nur eine mit 850 Metern durch den Aurachgrund recht kurze Rohrleitung — und die Mischanlage könnte günstig auf werke-eigenem Grund dort gebaut werden, wo die Wasserversorgung ihre Quelle hat: am alten Wasserwerk. Weiterer Vorteil: Mit 720 000 Euro Investition plus jährlich etwa 266 000 Euro Betriebskosten wäre dies preiswert, könnte schnell errichtet werden und würde den Wasserpreis für die Bürger um überschaubare 15 Cent pro Kubikmeter anheben. Außerdem würde man die eigenen Brunnen weiter betreiben und damit — für alle Fälle — die Versorgungssicherheit für die Stadt gewährleisten. Nachteil: Es gäbe weiterhin zwei Wasserzonen in der Stadt, wenn auch die Hochzone bedeutend besseres Wasser mit 23 Milligramm Nitrat bekäme.

Und man müsste zum Mischen natürlich mehr Wasser zukaufen: Etwa 300 000 Kubikmeter im Jahr entweder von der Eltersdorfer Gruppe oder auch von der Fernwasserversorgung Franken (FWF). Von einem dieser beiden Versorgern das gesamte Wasser für die Stadt einzukaufen, waren die beiden anderen Varianten, die Bauer aufzeigte.

Er nahm eindeutig Stellung dagegen. Man würde zwar eine Sorte Wasser allen Herzogenaurachern verkaufen, dafür aber die eigenen Brunnen ein für allemal aufgeben müssen.

Hierin lag der Knackpunkt für die Bürgervertreter, die in einer ausführlichen Debatte sich die Entscheidung nicht leicht machen. CSU-Vertreter um Bernhard Schwab, vor allem auch Frank Gäbelein deuteten an, sie würden im Interesse ihrer alten Forderung nach gleichem Wasser für den gleichen Preis sich mit der kompletten Fremdversorgung anfreunden können. Letztlich folgten aber alle Stadträte bis auf Gäbelein der Empfehlung, die eigenen Brunnen in Betrieb zu halten und eine Mischanlage zu bauen.

Jürgen Bauer versicherte, dass die Werke bereits und noch verstärkt den Kontakt zu Landwirten suchen, um mit deren Verständnis den Nitrat-Eintrag ins eigene Grundwasser noch zu senken. Andere Problemstoffe, so Bauer auf die Frage von Retta Müller-Schimmel (Die Grünen), sind bei keiner der regelmäßigen Kontrollen im Herzogenauracher Schutzgebiet in den Wasserproben gefunden worden, weder landwirtschaftliche Rückstände noch Pharma-Stoffe.

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