Mit Elektromotor und Rauch durch die Lüfte

26.9.2017, 13:58 Uhr
Mit Elektromotor und Rauch durch die Lüfte

© Fotos: Giulia Iannicelli/Anestis Aslanidis

Trotz Wahlwochenende entdeckten auch die Kommunalpolitiker ihr Herz für die Modellfliegerei. Unter den Gästen Landrat Alexander Tritthart, Bundestagsabgeordneter Stefan Müller, aber auch die Bürgermeister German Hacker (Herzogenaurach) und Heinrich Süß (Weisendorf).

Zum landkreisweiten Alleinstellungsmerkmal brachte es der ausschließliche, fast absolut geräuschlose Elektroantrieb sämtlicher hier vorgeführter Modellflugzeuge. Was in der Autoindustrie noch lang auf sich warten lässt, ist bei diesen umweltbewussten Modellfliegern längst Realität.

Jeden Tag rund 100 bis 150 Starts und Landungen auf dem rund 14 000 Quadratmeter großen Wiesenareal in Buch. Als bei einem dieser wieselflinken Modellflugzeuge mitten während der Flugvorführung die grünen und braunen Rauchpatronen platzen und Farbspuren am Himmel zeichnen, ist der siebenjährige Simon aus Weisendorf hellauf begeistert. "Das war lustig", ruft er. Und auch sein Opa Erwin Rusitschka schmunzelt vergnügt über die Freude von Simon und dessen halb so altem Bruder David.

Am Boden stehen in einer langen Reihe Dutzende Modellflugzeuge in Reih und Glied hinter dem rot-weißen, ausgelegten Absperrband.

In den Lüften: Die "Zaunkönige" mit höchstens 40 Zentimetern Spannweite, aber auch große Flugboliden, deren weite Schwingen sich auf 7,5 Metern entfalten.

Doppeldecker und Düsen-Jet

Zu den "War Birds" gehören grünliche und braun-gefleckte Doppeldecker mit Propeller-Antrieb aus dem Ersten Weltkrieg, aber auch Jagdflugzeuge aus dem Zweiten. Mehrere der fast 50 Gastpiloten haben sich der anspruchsvollen Hubschrauber-Fliegerei verschrieben. Aber auch eine Swiss-Air-Düsenmaschine wartete scheinbar geduldig auf ihren publikumsträchtigen Einsatz.

Die weitesten Anreisen Beteiligter kamen allerdings nicht durch die Luft, sondern im schnöden Auto — aus bis zu 300 Kilometer entfernten Städten wie Landshut oder Chemnitz. Selbst der Weltmeister im Hubschrauber-Kunstflug, Eric Weber, gab sich in Buch ein Stelldichein.

Kurzes Vergnügen

Vor den Genuss des Fliegens und der Showvorführungen haben die Flug-Götter jede Menge (Bastel)Schweiß gesetzt. Rund drei Jahre Heimarbeit investierte der Landshuter Gastpilot Christian Hoffmann in seine Gloster Meteor ("Alles nur mit Feile und Laubsäge"). Die eigentliche atemberaubende Flugvorführung war dann nach wenigen Minuten vorbei. Das Original der Maschine war 1944 als Gegenstück zur deutschen Messerschmitt 262 gedacht, konnte aber im Luftkampf nie mit diesem Gegner mithalten.

Mit kundigen, launigen Kommentaren führte der Bayreuther Heinz-Dieter "Hebs" Heberlein durch das Programm des Modellflugwochenendes. Während ein "Mischsegler" seine Loopings und Seilkurven absolviert, spricht er vom anspruchsvollen Hobby der Modellflugpiloten. "Für Anfänger sind diese Modellflugzeuge vollkommen ungeeignet."

Selbst Piloten von "manntragenden Maschinen" wären schon an den hochkomplexen Fernbedienungen der Modellflieger gescheitert. In der Regel dauere es "zwei bis fünf Jahre", bis Modellflieger ihre Fernbedienungen beherrschten.

Schnelle Korrekturen

Diese hätten keine Kontrollinstrumente und müssten schon im Voraus ahnen und entsprechend gegensteuern, "bevor eine Maschine ausbricht".

Flugs unterbricht er seine Presseerläuterung und gratuliert dem Modellflugpiloten zu dessen "super Landung". Applaus von den zahlreichen Zuschauern. Jede Menge Beifall auch für Marius Ehrensberger mit seiner "Yak", die er aufrecht in der Luft stehen ließ. Für die am Platz versammelten "Luftfahrtexperten": ein "Torque".

Der Herzogenauracher Vereinskassier Sebastian Kraus schwärmt: "Das Schönste ist, wenn es den Leuten Spaß macht, dann haben wir unser Ziel erreicht." Der vom nächtlichen Programm am Vorabend noch fast stimmlose Vorsitzende Andreas Badum hatte ihm das Reden überlassen.

Für die imposanten nächtlichen Vorführungen der LED-beleuchteten Modellflugzeuge am Samstag hatten sie vorher die Genehmigung des Luftamtes Nordbayern einholen müssen.

Es hat sich — wie wohl auch das ganze Wochenende — sichtlich gelohnt.

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