Mit Ringen gegen Handicaps

1.6.2017, 15:56 Uhr
Mit Ringen gegen Handicaps

© Foto: Ralf Rödel

Die leuchtend grünen Smovey-Ringe in den Händen der Kursteilnehmer sind nicht die einzige Besonderheit in dieser Runde. Zu leiser Hintergrundmusik gibt Pamela Cobb freundlich-bestimmte Kommandos wie "schön Schwingen" oder ein rhythmisches "Knie, Knie, Knie", um synchrone Bewegungen dieses Körperteils bei ihren Sportlern hervorzurufen.

Nahezu jede ihrer Anweisungen wird mit einem leisen Knarzen und Quietschen der Smovey-Ringe in der Runde quittiert. Was so spielerisch leicht aussieht, entwickelt sich im Selbstversuch der ungeübten Journalisten schnell zur schweißtreibenden Angelegenheit.

Erst auf den zweiten Blick registrieren der NN-Reporter und der NN-Fotograf, dass die maximal sechs Freizeitsportler nicht nur altersmäßig gemischt sind. Darunter auch Vater und Sohn. Es gibt sogenannte "Normalos" und Menschen mit Behinderung.

Nach zwei Jahren Vorbereitung startete die Lebenshilfe in Herzogenaurach diesen Modellversuch einer inklusiven Gruppe. Das gab es hier bisher noch nie, erklärt Projektleiterin Annika Lang.

Bei Ausschreibung vorsichtig

Ganz bewusst habe man in der Kursausschreibung im vhs-Prospekt auf das Wort "Behinderte" verzichtet, um niemanden zu verschrecken. Obwohl das öffentliche Klima in einer kleineren Stadt wie Herzogenaurach bei Institutionen und Privatpersonen sehr wohl auf Seiten gehandicapter Menschen sei, so ihre Erfahrung. Allerdings wurde bei der Kursorganisation darauf geachtet, dass die Anzahl gesunder Menschen stets höher ist, als die von Behinderten.

Überlegungen wie diese waren Hedwig Medina fremd, als sie sich für den Smovey-Kurs in der Lebenshilfe angemeldet hat. Sie wollte etwas gegen die Arthrose in ihren Händen tun. Da kam ihr der Kurs "auf dem Heimweg von meiner Arbeitsstelle" gerade recht. Ganz im Sinne der Hersteller nutzt sie die Smovey-Ringe zur Kräftigung, Mobilisierung, Koordinierung und Ausdauer.

Für Medina eine Erfolgsstory. Die Beschwerden in den Fingern seien bereits besser geworden. Die Gemeinschaft mit Behinderten empfindet sie keineswegs als Nachteil. "Das geht auch nicht langsamer voran." Im übrigen sei der Turnraum mit dem angenehm orange-braunen Fußboden eine "Luxus-Location".

Ganz gezielt war auch das Interesse von Wolfgang Jörg, der gemeinsam mit seinem Sohn Lukas an den Sportstunden teilnimmt. Hier gehe es um die "gemeinsame Bewegung und Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung, das ist auch oft recht lustig", sagt der Herzogenauracher Behindertenbeauftragte.

Unterschiedlich fit

Die Idee für diesen allerersten inklusiven Smovey-Kurs in Herzogenaurach hatte vhs-Leiter Oliver Kundler in der Arbeitsgruppe Freizeit der Lebenshilfe. Für Projektleiterin Lang steht dabei nicht die therapeutische Wirkung der Smovey-Gymnastik im Vordergrund. Als großen Vorteil nennt sie bei dieser Smovey-Gymnastik, dass auch unterschiedlich fitte Menschen in einer Gruppe mitmachen könnten.

Das inklusive Modellprojekt markiert dabei erst den Anfang. Bereits in diesem Herbst soll der achtteilige Smovey-Kurs wiederholt werden. Außerdem findet noch in Zusammenarbeit mit dem Generationen.Zentrum am 14. Oktober ein Spielefest statt. Ebenfalls in der Mache: Ein gemeinsamer Tagesausflug im Rahmen des Sommer-Ferienprogramms.

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