Mit Senf, Klee und Rettich das Grundwasser schützen

7.11.2017, 15:00 Uhr
Mit Senf, Klee und Rettich das Grundwasser schützen

© Foto: Ulrich Schuster

Der Acker an der Straße von Kairlindach nach Reinersdorf soll im nächsten Jahr Mais tragen. Seit August wachsen weit weniger bekannte Pflanzen auf der Fläche. Phacelia zum Beispiel oder das mit der Sonnenblume verwandte Ramtilkraut. Diesen Gewächsen ist gemein, dass sie in ihren Wurzeln Stickstoff binden können – den Stickstoff, der nach der Ernte der Hauptfrucht im Boden geblieben ist und auch Stickstoff aus der Luft. Darum geht es auch: Ist Stickstoff in einer Pflanze "fixiert", wird er nicht ins Grundwasser gespült und von dort womöglich in einen Trinkwasser-Brunnen.

"Wasserpakt"

Der Anbau dieser Feldpflanzen, auch Perserklee, Alexandrinerklee, Buchweizen, Lein, Rettich oder Rauhafer gehören dazu, ist daher Teil des "Wasserpakts", mit dem die Staatsregierung das Nitrat im Grundwasser niedriger halten will. In Mittelfranken läuft dazu die "Aktion Grundwasserschutz — Trinkwasser für Mittelfranken". Und wie die politischen Verhältnisse in Bayern es erwarten lassen, setzt man dabei auf freiwilliges Mittun der Bauern, nicht auf staatliche Eingriffe.

Der Staat wirbt vielmehr für Zwischenfrucht-Anbau, und dies über das Netz der Demonstrationsbetriebe. So zeigten der in der Fürther Behörde für den Pflanzenbau zuständige Nikolaus Ehnes und der Wasserberater des Amts, Anton Neumann, was aus den 13 verschiedenen Saatmischungen geworden ist, die Robert Ort im August auf dem Acker ausgebracht hat. Das Saatgut stammt von verschiedenen kommerziellen Anbietern Es kostet für den Bauern je nach Produkt zwischen 50 und 80 Euro pro Hektar.

Weniger Erosion

Es spart dafür Mineraldünger, sagt Robert Ort. Und es deckt bis in den Winter hinein den Boden ab, mindert somit die Erosion und schützt den Boden vor Austrocknung.

In diesem Sommer herrschte freilich etwas feuchtes Wetter ausgerechnet zur Getreideerntezeit. So musste der Dannberger Landwirt die Weizenernte etwas nach hinten verschieben, kam erst danach zur Zwischenfrucht-Aussaat. So sahen das runde Dutzend Berufskollegen zwar vielfältiges Grün, doch nicht ganz so prächtig aufgeschossen, wie es hätte sein müssen. Die Aussaat, die die meisten Anbieter des Saatguts "bis spätestens August" empfehlen, war einfach etwas zu spät erfolgt.

Gleichwohl, die Pflanzen werden stehen bleiben, bis der Winterfrost sie "auffrieren" lässt. Im Frühjahr wird der Landwirt sie dann einarbeiten und Mais säen, dem der Stickstoff auf den Zwischenfrüchten dann beim Wachsen hilft.

Außerdem haben die Wurzeln dann das Bodengefüge im Acker ein bisschen stabiler gemacht und dadurch den Wasser-, Luft- und Wärmehaushalt des Bodens verbessert und das Bodenleben aktiviert.

Schließlich kann der Landwirt den Zwischenfrucht-Anbau als "Greening" anrechnen, sprich, er erfüllt damit die gesetzliche Auflage, fünf Prozent seiner Ackerflächen aus der intensiven Bewirtschaftung zu nehmen. Bei Reinersdorf zeigten Ehnes und Neumann höchst unterschiedliche Saatmischungen. Manche bestehen nur aus Sommerwicke und Erbsen, die bunteste hat zehn verschiedene Gewächse mit Buchweizen, Sonnenblume, Klee, sogar Rettich. Die scharfe Wurzel besteht nämlich fast nur aus Wasser, wird deshalb dem Frost zum Opfer fallen und nur eine Hülle im Boden zurücklassen, was diesen vorteilhaft lockert.

Was der Bauer sich aussucht, der auf diese Weise seinen Betrieb ein wenig nachhaltiger machen will, hängt vor allem von den Böden ab, auf denen sie wirtschaften.

Ein wenig Ästhetik spielt aber auch eine Rolle: Viele der Pflanzen blühen sehr schön — und sind deshalb Augen- und auch Bienenweide.

Keine Kommentare