Mittelalterliche Musik in Herzogenaurach

25.10.2016, 15:56 Uhr
Mittelalterliche Musik in Herzogenaurach

© Foto: Max Danhauser

Die Kulturtage sind im vollen Gange. Viel besser kann man Kultur auch kaum hochleben lassen: So historisch wie möglich agierte die Bamberger Kapelle mit alten Kostümen und uralten Instrumenten.

Fast 40 Stück der antiken Utensilien kommen bei ihren Konzerten zum Einsatz. Einige der kostbaren Stücke lassen auch schon ihre einstigen Nachfahren erahnen, sei es die heute bekannte Gitarre, die Geige oder ein Akkordeon.

Dabei lege man auf größtmögliche Authentizität der Instrumente wert, die zum Teil aus der Werkstatt des Capella-Mitglieds Andreas Spindler stammen. Zusammen mit Wolfgang, Anke und Thomas Spindler bildet er den Hauptstamm der Gruppe. Alles renommierte Experten auf diversen Gebieten der Musik.

Mit Sängerin

Beim Konzert in Herzogenaurach verstärkte man die Gruppe durch Sängerin Jule Bauer und den international renommierten Perkussionisten Murat Coskun. Bauer absolvierte eine Ausbildung mit dem Schwerpunkt „alte Musik“, Codkun studierte unter anderem Orientalistik und Musikethnologie, was seiner Spiel- und Gesangsweise doch die etwas exotische Note verleiht.

Viele der verwandten Instrumente seien im Mittelalter zum Beispiel aus Kreuzzügen mitgebracht worden, erklärt Leiter Wolfgang Spindler, der zwischen den Musikstücken hier und da kleine Geschichten rund um die Historie und deren Musik gibt.

Auch das Programm der Capella, „Saladin und die Kreuzfahrer“, zeugt von einer historischen Musikgeschichte. Aus dem 12. bis 14. Jahrhundert stammen ihre Werke, die sie am Sonntag in Herzogenaurach vortrugen.

Es finden sich anonyme Werke wieder, wie „Danse Real“ aus dem 13. Jahrhundert aus Frankreich. Doch es sind auch Werke mit berühmten Vätern dabei, darunter auch „Ja nun hons pris“ von Richard Löwenherz (1157 bis 1199) oder das „Palästinalied“ von Walther von der Vogelweide (1170 bis 1230).

Melodie überliefert

Das Palästinalied sei zudem das einzige Werk von Walther von der Vogelweide, dessen Melodie heute überliefert ist, weiß Wolfgang Spindler. Die Notenschrift wurde nämlich erst später erfunden, über die mittelalterliche Musik lässt sich daher viel streiten, doch die Musikerinnen und Musiker rund um Wolfgang Spindler zeigen glaubhaft, wie sich die Titel damals wohl angehört haben.

Eine weitere Besonderheit des Repertoires ist „Il Pellegrin“, ein reines Percussion-Stück von Murat Coskun. Er musiziert mit einer Trommel, auch wenn Bandleader Wolfgang Spindler diese Bezeichnung eher ungern höre, denn es sei schließlich auch ein Instrument. Und dass in diesem Schlagwerk noch mehr als nur bloße Trommelei steckt, stellt Coskun eindrucksvoll unter Beweis.

Er streicht sanft über das Fell seines Instrumentes und erzeugt so eine ganz neue Akustik, die er mit rhythmischer Percussion verbindet und durch seinen Gesang dem Orientalischen ganz nahe bringt. Er ist eine Meister seiner Kunst, der brillant das Äußerste aus seinem Utensil herausholt. Gesanglich punktet aber auch Jule Bauer, deren präziser Vibrato beim typischen Hall in St. Magdalena noch besser zur Geltung kommt.

Während sie die historischen Texte gesanglich vorträgt, spielt sie manchmal gleichzeitig Schlüsselfiedel. Bei komplexen Melodien erfordert das eine doppelt so große Konzentration. Und die zahlt sich auch aus.

Die Multi-Instrumentalisten aus Oberfranken und ihre Gäste begeisterten mit ihrer musikalischen Zeitreise viele Kulturinteressierte in Herzogenaurach.

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