Hemhofener Paar hat einen altersgerechten Garten

29.8.2014, 09:00 Uhr
Hemhofener Paar hat einen altersgerechten Garten

© Fotos: Ralf Rödel

1200 Quadratmeter misst „das Wohnzimmer“ der Königs – das ist in etwa so groß wie eine durchschnittliche Discounter-Filiale. „Ein Teil ist aber noch Urwald“, sagt Marianne König, winkt ab und lacht. Sie ist die Gärtnerin der Familie, diejenige, die hegt, pflegt, schneidet, großzieht. Das hat die Hausfrau ihr Leben lang schon gerne gemacht – und sich in Hemhofen ihren Traum erfüllt. 1974 zog das Paar aus dem Bergischen ins Mittelfränkische, Wolfgang König war hier als Ingenieur angestellt.

Doch mit den Jahren kommen auch die Sorgen – darüber, wie man „das Wohnzimmer“ bewahren kann, wenn das Alter seine Schattenseiten zeigt. „Das beste Sinnbild für die Schwierigkeiten im Garten, wenn man älter wird, ist unsere Haselnuss“, sagt Marianne König. Bis auf 1,80 Meter ist der große buschige Baum neben der Terrasse kugelig getrimmt – oben trägt er einen wilden Schopf. „Wir steigen nicht mehr selbst auf die Leiter“, erklärt Walter König, „ich schneide so viel, wie ich erreichen kann. Für den Rest leisten wir uns einen Gärtner.“

Vieles wird anders

Doch auch sonst haben Königs einiges umgestellt in ihrem grünen Paradies – dafür hat das Ehepaar erstmals vor vier Jahren die Wohnberater des Landkreises zu Rate gezogen. Altersgerecht, pflegeleicht und barrierefrei sollte ihr Garten werden – und gleichzeitig „seinen Charakter nicht verlieren“. Ein Steingarten oder Vergleichbares sollte es keineswegs sein. Zusätzlich zu den Tipps der Wohnberater sind Königs in Begleitung einer Gartenarchitektin drei Wochen lang durch das Mutterland der Gartenkultur, durch Großbritannien, gezogen. Dort haben sie sich unter anderem in Schottland von dem Chefgärtner der Queen Tipps eingeholt.

Die Ergebnisse haben sie nun den ehrenamtlichen Wohnberatern, der Seniorenbeauftragten Anna Maria Preller sowie Landrat Alexander Tritthart vorgestellt. Zehn Gartenberatungen haben die Wohnberater, die sonst in Haus und Wohnung für mehr Komfort und Selbstständigkeit im Alter unterwegs sind, durchgeführt.

Jetzt stehen anstatt zimperlichen Rosen viele Stauden, Bodendecker, Dahlien und Geranien in den großen Beeten, die sich um den saftig-grünen Rasen schlängeln. „Abgefallene Blätter oder Unkraut sieht man dann nicht mehr und wenn man es sieht, ist es so groß, dass man es mit einer Hand schnell herausziehen kann“, erklärt die Hobbygärtnerin. Ein Roboter schneidet den Rasen; damit er sich leichter tut, säumen die Beete jeweils dicke Pflastersteine, die dem Garten andererseits Kontur geben.

Mehr Komfort

Eine Beregnungsanlage erspart Königs das Bücken beim Umstellen des Rasensprengers und das lange Stehen beim Wässern der Beete. „Ausgangspunkt war auch, dass wir in der Rente lange wegfahren und danach nicht zurückkommen wollen und alles ist vertrocknet“, sagt Marianne König und fügt mit schelmischem Lächeln hinzu: „Wir haben drei Wochen lang nichts im Garten gemacht.“ Staunen bei den Besuchern. „Echt? Das sieht man nicht“, meint der Landrat. Es sei, sagt König, einfach nicht mehr so viel Bück-, Kratz- oder sonstige Arbeit.

Dahlien zum Beispiel buddelt Marianne König nicht mehr ein, sondern stellt sie in einen schicken Terracotta-Topf. Mit ihrem „Damenschneider“, einer Heckenschere mit Stiel, säbelt sie alles herunter, was stört, das meiste lässt sie liegen: „Es mulcht.“

Die Hochbeete hat ihr Mann Wolfgang gebaut – sie stehen versteckt, auch sonst sieht man dem Garten seine Altersgerechtigkeit nicht an. In den für seine Frau hüfthohen Holzkästen sprießen Kohlrabi, Mangold, Chili oder auch Salate. Ohne sich bücken zu müssen, kann sie die Beete säubern und den Lohn ihrer Mühen ernten. Sie verbringt viel Zeit hier, es ist immer etwas zu tun. „Ich nenne das nicht Arbeit. Der Garten ist meine Leidenschaft. Hier ziehe ich mich zurück.“

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