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Nach Abschiebung: Noch Hoffnung für Zaira?

19.9.2018, 18:04 Uhr
Nach Abschiebung: Noch Hoffnung für Zaira?

© Foto: Anestis Aslanidis

Uschi Schmidt als Sprecherin der Flüchtlingsbetreuung hat Uwe Kekeritz eingeladen. Man wolle auch noch Politiker anderer Parteien um Unterstützung bitten, betont Schmidt.

Von ihren Mitstreitern sind Uschi und Ulrich Gocke sowie Ulrike Weidlich gekommen. Sie alle haben Zaira und ihre Kinder gekannt und sich mit Herzblut um die Familie gekümmert.

Uwe Kekeritz spricht gar von "Barbarei", als er die Geschichte von Zairas Abschiebung hört. Rücksichtslos sei das, Söder und Seehofer benutzten diese Dinge als Wahlkampfmaßnahmen, aber "die sind zu doof, ihre eigene Politik in Bezug auf die Wirkung bei der Bevölkerung richtig einzuschätzen".

Denn dass zumindest die Herzogenauracher das nicht hinnehmen wollen, zeigt sich in der enormen Hilfs- und Spendenbereitschaft für Zairas Familie.

Auf dem Boden schlafen

Im Moment geht es den vieren laut Uschi Schmidt einigermaßen gut, Emilia geht zur Schule. Untergekommen ist die Familie bei einer Bekannten, allerdings müssen sie dort wohl — weil es nur zwei Zimmer gibt — auf dem Boden schlafen. Eine Arbeit, mit der sie Geld verdienen könnte, hat Zaira nicht. Einzige verfügbare Stelle wäre in einer Bäckerei, wo sie jedoch die ganze Nacht arbeiten, Mehlsäcke schleppen und Brot backen müsste — für 15 Euro pro Nacht. Zu anstrengend für die Mutter und auch wegen der Kinder nicht machbar. Dennoch kostet eine Wohnung in Grosny rund 300 Euro pro Monat. Hinzu kommen die Lebenshaltungskosten. "Wie stehen die Chancen für eine Wiedereinreise?", will Uschi Gocke wissen. "Gleich null", sagt Kekeritz deutlich.

Dennoch wollen sich die Herzogenauracher Flüchtlingsbetreuer dafür einsetzen, dass die Wiedereinreisesperre für Zaira und die Kinder von 36 Monaten aufgehoben wird; außerdem fordern sie ein "Bleiberecht aufgrund völliger Integration in das deutsche Bildungssystem". Und weiter: "Wir sehen Tschetschenien nicht als Staat an, in dem die Kinder auf Dauer in Sicherheit leben können." Die Flüchtlingsbetreuer haben eine Unterschriftenaktion für eine Rückholung gestart.

Nach Abschiebung: Noch Hoffnung für Zaira?

© Foto: Zaira

Generelle Forderungen hat Uschi Schmidt formuliert und gibt diese Uwe Kekeritz mit auf den Weg. Die erste Forderung bezieht sich auf §25a des Aufenthaltsgesetzes. Man wolle, dass auch bei kleinen Kindern, die in Deutschland die Schule besucht haben, vier Jahre für einen Antrag auf Bleiberecht ausreichen (momentan gilt das nur für Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahre, bei jüngeren Kindern ist die Frist sechs Jahre).

Das Thema "Keine Abschiebung während laufender Klage" gilt in Deutschland nur für Erstanträge. Die Herzogenauracher wollen, dass auch Folgeanträge eine aufschiebende Wirkung haben. Aktuell wird nicht abgeschoben, wenn eine Gefahr für Leib und Leben besteht. Die Flüchtlingsbetreuer weisen jedoch darauf hin, dass bei kleinen Kindern auch der "Zukunftsfaktor" bedacht werden müsse. "Was passiert, wenn die Kinder älter werden?", fragen sie und bringen Verschleppungen, Zwangsverheiratungen oder willkürliche Verhaftungen zur Sprache.

"In Tschetschenien gibt es keine Rechtssicherheit", so Schmidt und fordert deshalb: "Keine Abschiebung in eine Diktatur oder ein Land mit zweifelhafter Rechtslage. Im Zweifel für das Leben des Kindes!"

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