Nachts wird es für Radfahrer gefährlich

10.1.2018, 14:57 Uhr
Nachts wird es für Radfahrer gefährlich

© Foto: Ralf Rödel

Der 68-jährige Ruheständler Dietrich Boerner ist ein Ganzjahresradler aus tiefster Überzeugung. "Ich lege schon seit über 40 Jahren jede Strecke mit dem Fahrrad zurück."

Kälte und Dunkelheit schrecken ihn nicht. "Ich fahre mehr im Winter als im Sommer." Denn in der warmen Jahreszeit ist der Herzogenauracher mit seinem Schiff unterwegs.

Völlig unerschrocken legte der passionierte Allwetter-Biker an Heiligabend die 120 Kilometer bis nach Ellwangen zurück. Wenige Tage später ging es dann wieder retour nach Herzogenaurach.

Bei der Beleuchtung hält Boerner nicht allzu viel von den althergebrachten Dynamos als "Seitenläufer". Denn diese funktionierten nur auf trockenen Straßen. "Bei Nässe gibt es keinen Strom." Aber auch den inzwischen weit verbreiteten, abnehmbaren und nun offiziell erlaubten Batterielichtern kann der sportliche Radel-Senior nichts abgewinnen.

Gerade an kalten Wintertagen reiche die Batteriespannung zwar noch bis Erlangen. Auf der nächtlichen Heimfahrt allerdings mache die Batterieleuchte spätestens in Niederndorf schlapp.

Plädoyer für Nabendynamo

Boerners favorisierte Lichtquelle ist deshalb der seit Jahren im Handel erhältliche Nabendynamo. Sein Fahrrad ist allerdings keine übliche Handelsware. Er hat sich seinen sehr individuellen Drahtesel nach eigenen Plänen von einem Fahrradbauer bei Köln anfertigen lassen.

Von Stirnlampen zum Erhöhen der eigenen Sicherheit als Radfahrer hält Dietrich Boerner nur wenig. "Das ist eigentlich asozial." Wenn der Radfahrer im Begegnungsverkehr auf dem Fahrradweg den Kopf hebe, werde der entgegenkommende Radler "total geblendet". Viel mehr als die Autofahrer auf der parallel verlaufenden Straße. "Das ist total unangenehm."

Aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet Verkehrserzieher Bernd Bayer von der Höchstadter Polizei das Radfahrgeschehen. Spontan erinnert er sich bei der NN-Anfrage an einen schweren Radunfall, der sich 2017 im Bereich der Polizeiinspektion ereignet hatte.

Dabei war ein 75-jähriger, wahrscheinlich unbeleuchteter Fahrradfahrer im Querverkehr von einem Auto erfasst worden. Der verunfallte Senior sei inzwischen verstorben, aber nicht als unmittelbare Folge des Unfalls.

Um solche schlimmen Fahrradunfälle zu vermeiden, sollten alle Fahrräder mit zwei reflektierenden Katzenaugen je Reifen ausgestattet sein. Oder mit durchgehend reflektierenden Reifen.

Als Hauptlicht sei trotz neuer Gesetze kein Blinklicht erlaubt. "Das Blinklicht darf nur am Körper getragen werden." Oder am Rucksack. Das eigentliche Fahrradlicht müsse "nach vorne weiß und nach hinten rot leuchten".

Die Höchstadter Polizei beschränkt sich aber nicht auf freundliche Appelle an Radfahrer im Inspektionsbereich. Bayer: "Ganz grundsätzlich wird von uns kontrolliert." Entweder als Schwerpunktkontrolle, ansonsten von Polizei-Streifen. Diese Kontrollen würden vorrangig bei Dunkelheit durchgeführt.

Immer wieder würden dabei völlig unbeleuchtete Radler erwischt. "Wir wollen diese nicht ärgern, aber sie werden ermahnt." Im Regelfall sind bei solchen polizeilichen Ermahnungen 20 Euro Bußgeld fällig. Bayer rechtfertigend: "Das Gefährdungspotenzial ist einfach zu groß."

Gespräche statt Strafe

Gerade Unfälle mit Fahrrädern führten oft zu schwerwiegenden Verletzungen. Viel wichtiger als das Bußgeld ist es für den Verkehrserzieher, mit den in der Dunkelheit für Autofahrer kaum sichtbaren Fahrradfahrern zu sprechen und eine gewisse "Einsicht" zu erzielen.

Ins Netz gingen den Höchstadter Ordnungshütern Radler aus allen Altersgruppen. "Das ist querbeet." Allerdings seien Teenager und junge Erwachsene deutlich überrepräsentiert. Während Ältere oft mit einer fest eingebauten Lampe unterwegs seien, würden Jugendliche oft Mountainbikes und Rennräder benutzen. Und bei diesen fehle werksseitig oft das Fahrradlicht.

Eine Ausnahme beim Fahrradlicht macht die Höchstadter Polizei nur auf dem Verkehrsübungsplatz in Lonnerstadt. "Denn dort ist ein abgegrenzter Bereich, keine öffentliche Straße." Außerdem fänden die Kurse auf diesem Verkehrsübungsplatz nur bei Tageslicht statt.

Bayer hat aber noch ein weiteres Anliegen: das Tragen von Fahrradhelmen. Dieses sei allerdings gesetzlich (noch) nicht vorgeschrieben. Bayer kam schon als Polizist zu Verkehrsunfällen, in denen unbehelmte Fahrradfahrer schlimme Kopfverletzungen davongetragen hätten.

Seine Konsequenz: "Jeder in meiner Familie muss einen Fahrradhelm tragen, auch die eigenen Kinder."

Ganz persönlich wünscht der zweifache Familienvater die Einführung der gesetzlichen Helmpflicht — der Gesundheit zuliebe.

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