Naturliebhaber zählten Vögel im Mohrhof

4.10.2011, 16:00 Uhr
Naturliebhaber zählten Vögel im Mohrhof

© Ackermann

Beim European Birdwatch dreht sich alles um die 50 Millionen Zugvögel, die in Deutschland unterwegs sind und die sich alljährlich auf den Weg nach Süden machen, um der Nahrungsknappheit des Winters auszuweichen. 20 Hobby-Vogelkundler hatten sich mit dem Diplom-Biologen Bokämper getroffen, um gemeinsam die „Volkszählung der Vögel“ im Naturschutzgebiet Mohrhof vorzunehmen.

Los ging es um 9.30 Uhr am Gasthof Walter, nach kurzem Marsch dann schon der erste Stopp: In den Baumwipfeln sitzt eine Kolonie Silberreiher (Casmerodius albus), die Stative mit den Fernrohren werden ausgerichtet, die Ferngläser gezückt. Der Biologe schätzt an die 200 Stück. „Der Silberreiher war früher eher ein sehr seltener Vogel bei uns. Seine Brutgebiete sind am österreichischen Neusiedlersee und lokal in den Niederlanden. In den letzten zehn Jahren hat es aber eine dramatische Zunahme der Population gegeben“, sagt Bokämper.

Einige private Weiher sind mit Seilen überspannt. Ob sich der Kormoran von dieser Bespannung abhalten lässt, möchte eine Interessierte wissen. Bokämper: „Solange er noch unbespannte Weiher findet, interessiert er sich nicht für die, die bespannt sind.“ Aber ein echtes Hindernis wäre so ein mit Seilen bespannter Weiher nicht für den Kormoran. Verständnis zeigt Bokämper für die Teichbesitzer, die versuchen, ihre Teiche so zu schützen. Schließlich kann der Kormoran mit seinen 90 Zentimetern Körpergröße und 145 Zentimetern Spannweite bis zu 90 Prozent des Fischbestandes eines Weihers vernichten.

Krickente und Bekassine

Die verschiedensten Vögel werden beim Birdwatch gesichtet, gezählt und bestimmt — darunter auch die Tafelente. Sie ist in einer größeren Zahl vorhanden und heißt „Tafelente“, weil sie früher auf die Tafel kam. Bokämper entdeckt aber auch eine Krickente. Eigentlich im Aischgrund ein sehr seltener Vogel – typischer Durchzugsvogel. Auch dieser kann sich der Zählung nicht entziehen. Eine Bekassine wird ebenfalls erspäht: Sie ist die bekannteste und häufigste Schnepfe mit einem sehr langen geraden Schnabel. Da sie eine bewegliche Schnabelspitze haben, vermögen sie kleine Beutetiere noch unter der Erde zu fassen und zu verschlucken, ohne ihren Schnabel aus der Erde herausziehen zu müssen.

Im Mohrhof-Gebiet hat auch der Bund Naturschutz vor vielen Jahren einige Weiher gekauft. Erst dadurch wurde Mohrhof zum Naturschutzgebiet. Leider viel zu spät, sagt Bokämper. Denn durch die Bejagung seien die Zugvögel sehr scheu und dadurch einige sehr selten geworden, manche sogar ganz aus Mohrhof verschwunden. Ob man wie 2010 beim Birdwatch an 120 Orten die Zahl von insgesamt 187 gemeldeten Vogelarten erreicht, wird die Auswertung in den nächsten Tagen ergeben.

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