Nessi Tausendschön: "30 Jahre Zenit" in Herzogenaurach

19.9.2018, 06:58 Uhr
Nessi Tausendschön:

© Foto: Hans von Draminski

Frau Tausendschön, was war zuerst da, die Henne oder das Ei, oder in Ihrem Fall: die Musik oder das Kabarett?

Nessi Tausendschön: Da war zuerst die Musik, dann kam immer mehr Kabarett, Rollen und Spielfreude dazu und jetzt nenne ich das, was ich mache, "Weltverbesserung und Musik".

 

Unmittelbar nach der Premiere Ihres neuen Programms "30 Jahre Zenit" im Düsseldorfer Kom(m)ödchen gastieren Sie damit in Herzogenaurach. Was darf das Publikum erwarten?

Nessi Tausendschön: Eine Mischung aus alten Krachern, also Nummern, die vom Publikum und von Veranstaltern oftmals gewünscht wurden und natürlich auch ein Strauß neuer Texte und Songs. Der betrunkene Schutzengel wird wohl dabei sein, aber auch die Kunstvögelreporterin. Es ist so schwer, die Nummern auszuwählen, denn es hat sich im Laufe der letzten 30 Jahre viel Material angesammelt und ich habe so viele liebgewonnen.

 

Der Gesang und der Wortbeitrag: Wie schwierig ist es, bei der Vorbereitung eines neuen Programms diese beiden Ausdrucksformen miteinander zu verbinden? Und, Hand aufs Herz: Es gibt doch sicherlich einen Favoriten . . .

Nessi Tausendschön: Es ist sehr leicht, beides zu verbinden, denn durch die Songs habe ich ja schon ein Thema, das ich in den Texten, Rollen oder Anmoderationen noch ausführen kann. Einen Song zu schreiben fällt mir etwas leichter, weil durch die Musik die Form klar ist. Aber die Texte für die Sprachnummern machen mir auch große Freude, weil ich beim Improvisieren und Ausprobieren selbst manchmal erstaunt bin, was alles möglich ist. Ich muss selber oft lachen, was für ein schöner Quatsch mir manchmal einfällt. Und manchmal muss ich auch zu bestimmten Themen einfach etwas sagen, zum Beispiel im Moment habe ich etwas zum Rechtsruck und zur Bedrohung der Demokratie im Programm.

 

Geboren in Hannover, Studium in Erlangen, Wohnort Köln: Sie sind ja nachgerade eine innerdeutsche Kosmopolitin. Nervig, spannend, unausweichlich?

Nessi Tausendschön: Ach, die Heimat ist immer da, wo man ist, wo Freunde und liebe Menschen sind. Im Moment habe ich zwei Wohnorte, Hannover und Köln. Und ich habe durch das Herumreisen und Herumwohnen so viele tolle Leute kennengelernt, dass ich nicht gram bin, auch wenn ich viel reise und das manchmal nervig ist wegen der Staus. Ich habe halt viele Heimaten. Und z. B. gehören Nürnberg und Erlangen auch dazu, weil ich dort von der Studienzeit noch FreundInnen habe, die ich gern besuche. Franken gehört eben auch zu den Orten, wo ich Heimatgefühle habe, wenn ich zurückkomme.

 

Es stimmt, es gibt mittlerweile mehr Frauen auf Kleinkunstbühnen. Und trotzdem: Müssen sich Frauen selbst hier mehr anstrengen als Männer, um ihr Publikum zu finden?

Nessi Tausendschön: Anstrengung nützt nix, frau muss halt gute, witzige, unterhaltsame Inhalte und Programme haben und ja, es gibt witzige Frauen. Alle müssen um ihr Publikum buhlen, Frauen wie Männer, denn es gibt generell einfach viel mehr Menschen, die auf die Bühne wollen. Die Kabarettistinnen und Kabarettisten konkurrieren eben jetzt gegen Hundetrainer, Köche, Poetry-Slammer und Leute, die einfach nur Mut (oder Chuzpe) haben, sich auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zu begeben.

 

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

Nessi Tausendschön: Vielen Dank für das Interesse an den Antworten!

 

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