Neue Windräder wachsen über den Wald hinaus

9.9.2016, 16:26 Uhr
Neue Windräder wachsen über den Wald hinaus

© Foto: Eduard Weigert

Aus der Ferne ist ein tiefes Brummen aus dem dichten Wald zu hören. Nur ein kleines gelbes Schild an der Abzweigung verrät, wohin der schmale Weg führt. Nach rund 200 Metern öffnet sich der Wald und eine frisch gerodete Schneise führt zu einem – inzwischen baumlosen – großen Platz, auf der ein Bagger gerade jede einzelne Baumwurzel aus dem Boden pult. Es sind die Vorarbeiten für das Windprojekt Steigerwald der Firma Windwärts Energie mit Sitz in Hannover.

„Zurzeit machen wir Wegebau“, erläutert Bauleiter Ulrich Kaufmann. Der Bauingenieur wird das Windprojekt, das nördlich vom kleinen Dorf Ochsenschenkel zwei Windräder mitten im Wald und ein weiteres östlich vom Ort auf einer Wiese vorsieht, bis zum Schluss begleiten. Er hat schon 15 bis 20 Windräder gebaut, allerdings vorwiegend im norddeutschen Raum, erzählt er. Dass nicht alle Bürger von den geplanten Windrädern begeistert sind, das kennt er. „Aber das ist nicht mein Thema, ich bin fürs Bauen zuständig.“

Windpark-Gegner haben schon 2014 die Bürgerinitiative „Hohe Straße WKA-frei“ gegründet und vor allem gegen die beiden Standorte der geplanten Windradanlagen 1 und 5 protestiert (wie mehrfach berichtet). Drei Klagen — eine vom Markt Burghaslach, zwei von Anwohnern — hat das Bayerische Verwaltungsgericht (VG) Ansbach bereits 2015 abgewiesen. Daher hat der Landkreis Erlangen-Höchstadt als zuständige Behörde im Mai dieses Jahres dann den sofortigen Vollzug der Genehmigungsbescheide angeordnet.

Das bedeutet, dass die Firma mit den Bauarbeiten sofort beginnen durfte, erläutert Hannah Reuter, Pressesprecherin des Landkreises. Das galt auch, obwohl das VG Ansbach am vergangenen Mittwoch noch über eine weitere Klage eines Anwohners entschieden hat, da diese erst Monate nach der Genehmigung eingereicht worden sei, so Reuter. Auch diese Klage hat das VG abgewiesen.

Fundamente ab November

Vor diesem Hintergrund sagt Bauleiter Kaufmann: Genehmigungstechnisch sei inzwischen ja alles geklärt, deswegen habe man mit den Vorbereitungsarbeiten beginnen können. So wurden ab Mitte August für die künftigen Wege zu den Windenergieanlagen (WEA) 1 und 5 zahlreiche Bäume gerodet. Am Ende der Schneise entstanden bereits die großen, fast runden Freiflächen, auf denen dann ab Mitte November die Fundamente für die 199 Meter hohen Windräder gegossen werden. „Die Wege werden 4,5 Meter breit und mit einem Mineralgemisch versehen“, führt der Bauleiter aus. Gleichzeitig werden auch die Stromleitungen gebaut, die großteils in vorhandene Wege verlegt werden. „Dazu sind keine weitere Baumfällungen nötig“, sagt Kaufmann.

Für den Bauingenieur wird es Anfang 2017 so richtig spannend: Denn dann werden die schweren Einzelteile angeliefert und es zeigt sich, ob die neu gebauten Wege richtig dimensioniert sind: „Die Wege müssen wegen der Festigkeit und den Radien genau passen“, erläutert er. Zunächst wird der mächtige Spezialkran, dessen Bestandteile allein auf 20 bis 30 Lkws verteilt sind, herantransportiert. Die tonnenschwere Maschine wird vor Ort aufgebaut. Ab dem Frühjahr wird dann pro Windrad ein 85 Meter hoher Betonturm gebaut, dessen einzelne Betonringe der Kran hochhievt.

Auf den fertigen Betonturm wird ein am Ende 65 Meter hohes Stahlturmelement montiert. Ende März, so sieht es der jetzige Zeitplan vor, soll die Gondel, also das Maschinenhaus, installiert werden. Dann kommen die gewaltigen Rotorblätter, die etwa 59 Meter lang sind und in einem Stück angeliefert werden. „Da müssen wir die Kurven auf dem Weg zum Standort entsprechend ausbauen, dass die Rotorblätter durchkommen.“ Dann zeige sich, ob alles richtig berechnet und richtig dimensioniert worden sei, erklärt Kaufmann.

Vor allem beim WEA 4 östlich von Ochsenschenkel werde es interessant. Weil der Weg zum Standort durch eine enge Kurve im kleinen Ort Gleißenberg führt, werde hier eine ganz besondere Technik eingesetzt: Dazu werden die langen Rotorblätter auf Teilen der Strecke mit sogenannten Blattadaptern transportiert. Dabei handele es sich um 25 Meter lange, selbstfahrende und per Funk gesteuerte Lastkraftwagen, auf denen die Rotorblätter dank einer Kippvorrichtung um bis zu 60 Grad gedreht werden können, so dass auch enge Stellen überwunden werden. „Das ist schon abenteuerlich“, findet selbst der Bauingenieur. Wenn alles planmäßig läuft, sollen alle drei neuen Windräder Ende Mai 2017 in Betrieb gehen.

 

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