Nicht das reine Glück

8.11.2016, 05:03 Uhr
Nicht das reine Glück

© F.: Aslanidis

Das Ganze nicht aus Überheblichkeit. Doch kam in den beiden Begegnungen mit zwei immerhin zwei Klassen tiefer beheimateten Teams keine durchgängige Dominanz auf. In der Begegnung mit den Münchener Vorstädterinnen gerieten die TS-Spielerinnen sogar phasenweise in Nöte.

Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass die Kästl- Schützlinge aufgrund der klaren Favoritenrolle unbewusst andere Prioritäten setzten als ihr Coach. Denn man hatte den Eindruck, als seien seine Akteure primär mit der Absicht auf dem Feld, möglichst schnelle Tore zu erzielen und standesgemäß zu dominieren.

Dafür wurde dann die Abwehrarbeit zu oft vernachlässigt, der Drang in die Offensive bestimmte über weite Strecken das Spiel der Gastgeberinnen. Dabei schlichen sich aber so viele Fehler ein, dass die erwartete Souveränität phasenweise auf der Strecke blieb, und dies trotz der unter dem Strich deutlichen Siege.

Erfreuen konnten sich die insgesamt wohl 100 Zuschauer natürlich auch immer wieder an herrlich heraus gespielten Toren. Auch die Tatsache, dass rund 60 Prozent aller an diesem Tage erzielten 63 Tore über Gegenstöße erzielt wurden, entspricht der sportlichen „Übermacht“ von klassenhöheren Mannschaften. Doch wirklich zufrieden waren die durchaus selbstkritischen TS-Spielerinnen am Ende auch nicht so recht, vom Trainer ganz zu schweigen.

Dabei gab es eine Akteurin, die allen Grund hatte, mit ihrer Leistung zufrieden zu sein, nämlich Allrounderin AmelieTheobald. Das junge Nachwuchstalent aus Erlangen tauchte in den beiden Begegnungen überall dort auf, wo Not am Mann, bzw. der Frau, war und vertrat die verhinderte Tanja Küffner auf Rechtsaußen ebenso wie Nina Bestle auf der Mittelposition, wenn letztere mal eine Pause brauchte. Selbst in der Abwehr zeigte sie gute Ansätze, als Kästl sie vor die Abwehrformation stellte, wo sie mit beachtlichem Antizipieren den gegnerischen Rückraum zu verunsichern verstand. Ihr fehlt es noch etwas an Athletik, dann könnte sie hier einen wertvollen Beitrag zur generellen Stabilisierung der TS- Deckung leisten, am Sonntag war sie klar eine „Gewinnerin“.

Eine physische Standortbestimmung konnte Hans-Jürgen Kästl trotz der insgesamt 120 Minuten Spielzeit in nur fünf Stunden aber nicht gewinnen. Dazu hätte es eines körper-intensiveren Abwehrverhaltens bedurft.

Im Auftaktspiel gegen Allach zeichnete sich bald schon ab, in welche Richtung sich die Leistungen der TSH entwickeln würden, denn bis zum 4:4 in der 10. Minute waren die Südbayern ein vollwertiger Gegner. Ebenso „standesgemäß“ zogen die Gastgeberinnen dann aber die Zügel an und führten nur vier Minuten später mit 9:4 und wenige später 13:6. Es folgte dann jedoch zehn Minuten bis zur Halbzeit sowie weitere acht Minuten nach dem Wechsel, die man schnellstens analysieren sollte. In diesen rund 18 Minuten gelang dem Bayernligisten kein einziges Tor mehr, wurde man reihenweise durch sträflich passives Abwehrverhalten von den Gästen düpiert, brach fast Konfusion aus. Erst der 14. Treffer leitete die Wende ein und über 20:14 (50. Minute) gelang dann ein versöhnlicher Ausklang gegen einen sich super engagierten Bezirksoberligisten, der mit Kerstin Schäfer die auffälligste Akteurin dieser Begegnung stellte.

Nachdem anschließend die Allacher das Höchberger Team mit 30:18 regelrecht an die Wand gespielt hatte, ging es für die TSH nur noch um die Höhe des Sieges gegen die Gäste aus Unterfranken. Tatsächlich wirkten die Gastgeberinnen etwas konzentrierter, ohne jedoch die Fahrlässigkeiten in der eigenen Abwehr in Griff zu bekommen. 8:3, 13:7 und 15:8 lauteten hier die Zwischenstationen bis zur 20:10-Pausenführung. Zwar war nach der Pause bei den wacker kämpfenden Gästen ein deutlicher Verschleiß zu erkennen, doch es gelang ihnen auch weiterhin, die wenig engagierte Abwehrarbeit der TSH zu nutzen. Umgekehrt wusste vor allem Theobald ihre Freiräume oder Zuspiele von den Nebenleuten und Torfrau Ebersberger seriös umzusetzen .

Da sich die Fehlerquote nun in Grenzen hielt, wurden die letzten 30 Spielminuten dieses Tages deutlich entspannter als jene 90 zuvor. Die TSH hat sich für das Final Four im Dezember qualifiziert, was für Kästl im Vordergrund stand. Auch wenn er sich wohl mit der Entwicklung seines Teams etwas weiter wähnte und hernach einiges zu beanstanden hatte.

TSH : Bernhardt, Ebersberger (Tor). Gegen Allach: Kräck 2, Mittelheisser 3, Stephan, Bestle 2, Mittasch 5/1, Probst 7/1, Mergner, Erdmann, 4, Lang, Merz 1 und Theobald 2. Gegen Höchberg: Kräck 1, Mittelheisser 5/1, Stephan 6, Wedrich 4/1, Bestle 3, Mittasch 2, Mergner 2, Erdmann 2, Lang 2, Merz 2 und Theobald

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