Nostalgie und Tradition beim Altstadtfest

1.9.2014, 09:00 Uhr
Nostalgie und Tradition beim Altstadtfest

© Ralf Rödel

Es zischt und dampft. Das Fett der Bratwürste tropft auf die lodernde Glut. „150 Bratwürste passen schon drauf“, sagt Klaus Kohler, der hinterm Grill steht und gerade die Würste wendet. Er ist einer von 60 Helfern, die der Skiclub zusammengetrommelt hat, um beim Altstadtfest zu grillen oder Cocktails zu mixen.

„Ohne die Vereine würde das Altstadtfest nicht funktionieren“, steht für den Skiclub-Vorstand Hubert Scheidel fest. Seiner Ansicht nach kommen die meisten Besucher überhaupt nur wegen der Vereine zum Fest. „Das ist ein Sehen und Gesehen werden“, sagt Scheidel. Und fügt hinzu: „Dieses Konzept müssen wir erhalten. Wenn zu viele kommerzielle Anbieter kommen, geht doch keiner mehr aufs Altstadtfest.“

Gleichzeitig ist es für die Vereine eine gute Möglichkeit, ihre Kasse ein wenig aufzubessern. Der Skiclub etwa will mit den Einnahmen von Bratwurststand und Cocktailbude seine Ferienwohnung in Fieberbrunn finanzieren. Dort sollen die Vereinsmitglieder günstig Skiurlaub machen können. Seit der Geburtsstunde des Altstadtfestes vor 30 Jahren ist der Skiclub jedes Jahr dabei, wie viele andere, etwa die Pfadfinder oder die Schützengilde.

Ihre Kasse aufbessern will auch Lena-Sophie beim Kinderflohmarkt. Vampirbücher von Stephanie Meyer und CDs von Hannah Montana liegen dort. „Ich habe zuhause ausgemistet und will ein paar Dinge loswerden“, erzählt die 16-Jährige.

Alles muss raus

170 Euro hat die Höchstadterin schon eingenommen. Wofür sie das Geld ausgeben will, weiß sie schon ganz genau: „Für Docs oder Juggs von Converse.“ Die Mutter, die ihr beim Trödeln hilft, hält den Flohmarkt für eine gute Sache: „Ist doch besser, die Kindersachen günstig gebraucht zu kaufen, statt neu und teuer.“

Das sieht auch Nadine ganz ähnlich. Sie hat im Dachboden gestöbert und allerhand Spielzeug, Videokassetten und Bücher hervorgekramt. „Alles werde ich wohl nicht los“, sagt sie. Was übrig bleibt, wird am nächsten Flohmarkt verramscht. Für Kinder gibt es mehrere Attraktionen am Altstadtfest. Ein paar Meter weiter lehnt sich Nils vor, kneift das Auge zu einem engen Schlitz und drückt ab. Treffer. Der Pfeil steckt im Ziel beim Schießstand der Schützengilde. Der Siebenjährige bekommt einen Stofftiger in die Hand gedrückt.

Schön nostalgisch ist das alte Karussell vor der Sparkasse. Mit Holzboden, aufwendig verzierten Tierfiguren und ganz ohne laute Popmusik, Discokugel oder Glitzervorhängen. Seit 24 Jahren gehört das kleine Karussell zum Altstadtfest dazu. Thilo Heinker, der Betreiber aus Poppenhausen, sitzt selbst hinter der Glasscheibe und reißt ein Ticket nach dem anderen ab. „Nach Höchstadt komme ich immer selbst“, erzählt er. Er wurde hier herzlich aufgenommen, mag die Höchstadter und fühlt sich einfach rundum wohl.

Ein wenig abseits von dem Rummel trifft sich die Jugend im Engelgarten. Dort steht gerade die Band Rockwerk auf der Bühne. Die Musiker hämmern auf die Keyboardtasten und zupfen die Gitarrensaiten. Ihr Programm: Querbeet alles von Punkrock bis zur Partymucke. Gecovert natürlich.

Ein wenig stolz auf diesen Jugendtreff ist Karina Häusler, Vorsitzende der hiesigen jungen Freien Wähler, schon. Sie hat ihn schließlich ins Leben gerufen. „Früher haben sich die Jugendlichen hier neben dem Zelt getroffen“, erzählt sie.

Bühne für den Nachwuchs

Heute gibt es im Engelgarten eine Bühne für Nachwuchsmusiker. Die Jugendlichen sitzen außenrum auf Bierbänken und feiern. Klientelgerechte Angebote an der Bar: Einen Eimer Sangria für sechs Euro etwa.

Die Erwachsenen rocken vor allem bei der Hauptbühne ab. Ein paar tanzen schon, andere klatschen mit zum Rhythmus von On the road again. Andere lassen es beim gemütlichen Mitwippen, in der Hand Aperol Sprizz oder Bier. 34 Musiker aus 14 verschiedenen Bands stehen hier abwechselnd auf der Bühne: Die Musiggfabrigg hat am Samstagabend wieder die Hauptbühne bestritten.

 

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