Opernsänger zu Gast: Raphael Wong genießt Herzo

24.8.2018, 07:02 Uhr
Opernsänger zu Gast: Raphael Wong genießt Herzo

© Foto: Jürgen Petzold

Der 28-jährige Bariton kommt aus Melbourne in Australien. Solche Sommer wie den heurigen ist er gewöhnt, deshalb genießt Wong in Herzogenaurach das Wetter, das die Einheimischen eher plagt: Daheim auf dem Süd-Kontinent ist schließlich zurzeit Winter.

Bei der Familie Weigl in Oberreichenbach, bei der Raphael Wong seit Montag acht Tage lang wohnt, hat der Aussie also gleich bei der Ankunft eine kleine Peinlichkeit lächelnd ausräumen können: So wie der Rasen hinter dem Weiglschen Haus derzeit aussieht, entspricht es ganz dem heimatlichen Landschaftsbild, sagt er.

Vorliebe für Schurken

Wong ist zum ersten Mal in Europa. Von Herzogenaurach aus hat er in der vorigen Woche in Bayreuth gelernt und auch gearbeitet, was nicht nur räumlich naheliegt, sondern für ihn auch beruflich. Der Sänger liebt die "bad guys" unter den Opernhelden. Schurken-Rollen singt er am liebsten, und bei den Wagner-Festspielen kann er ja einige große Opern-Schurken zu hören bekommen.

Doch eigentlich wirkte Wong beim Festival junger Künstler mit, das in der Wagnerstadt parallel zu den Festspielen läuft. Er hat dort gesungen, aber auch in der Organisation und im Service mitgearbeitet. Mit Monteverdis berühmter Marienvesper trat er am 8. August auch in der Speinsharter Klosterkirche auf — triumphal, wie die dortige Lokalpresse schreibt.

Schon in jungen Jahren gefragt

Dass er schon in jungen Jahren ein gefragter Sänger ist, ist in Australien "mit harter Arbeit, Geduld, vor allem aber mit viel Glück verbunden". So Wong über seinen Werdegang. Oper ist nicht der ureigenste Teil der australischen Lebensart, die, meint Wong mit einem Lächeln, eher auf Sport, gutem Essen, Wein und Bier gegründet sei.

Er habe also Glück gehabt, nach seinem Studium gleich gute, auch große Rollen angeboten bekommen zu haben. Wong ist "Freelancer", also freischaffender Sänger ohne ein festes Engagement. Er arbeitet immer für einzelne Projekte, nicht nur in Opernhäusern. 2017 war er auf diese Weise als Papageno auf Tour — mit 120 Auftritten für Schulen.

Als Jugendlicher hatte Raphael Wong, obwohl in seinem Elternhaus Musik gespielt wurde, freilich selbst noch keinen Bezug zur Oper. Der kam, als er 18 war und zu Besuch in Sydney. Seine Mutter wollte dort unbedingt mit ihm in die Oper. Puccinis "La Bohème" hat ihn dann fürs Leben begeistert.

Wong studierte Musik — auch, weil er wusste, dass er ganz gut singen kann. Er sang in Chören und hatte von den Lehrern in der Schule immer wieder bestätigt bekommen, dass er Potenzial habe. Dies, berichtet er, sahen auch seine Dozenten an der Hochschule so und förderten ihn. Als Tenor fing er an und "rutschte", was für junge Sänger nicht untypisch ist, bald in die tiefere Lage. Jetzt bleibt er Bariton, mit Vorliebe ein "Bad Guy", aber dies nur auf der Bühne. Einen Lieblings-Opernkomponisten hat er auch: "I love Puccini".

Nächste Woche wird es aber noch einmal Wagner. Wong will nach Bayreuth, um bei den Festspielen "Tristan und Isolde" zu sehen.

Die Herzogenauracher Rotarier trifft der Gast aus Australien am kommenden Montag. Beim Mittags-Meeting des Clubs im Novina-Hotel will er auch etwas von seiner Kunst hören lassen.

Mit dem Austausch-Beauftragten im Club, Michael Fischer, ist der Australier inzwischen ebenso unterwegs wie mit Ray Schiele. Denn Sightseeing gehört zu einem solchen Austausch dazu. Ein erster Spaziergang durch Herzogenaurach hat ihm gefallen. Schön sei die Stadt, offen und von der Lage her ein bisschen wie die Landstädte um Melbourne herum. Natürlich sind diese nicht so alt.

Überhaupt, die Historie: Auf das geschichtsträchtige Europa hat sich Raphael Wong richtig gefreut — auch wegen seines Berufs, der ja so eng mit Europa verbunden ist. Die Kultur und die Kunst prägten doch das Wesen des Kontinents.

Im Fall Herzogenaurach hat Raphael Wong einen weiteren Wesenszug kennengelernt. Mit Michael Fischer war er schon bei adidas einkaufen — und hat erfahren dass diese "big brands", also Weltmarken, wie adidas und Puma gar nicht aus Amerika kommen. Wong hat sich Schuhe gekauft, die er sonst wohl nicht erworben hätte, denn er sei nicht so ein Fan. Seinem Bruder bringt er welche mit: "Er liebt Mode."

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