Pappeln sorgen für viel Energie

10.5.2016, 14:00 Uhr
Pappeln sorgen für viel Energie

© Foto: Karl-Heinz Panzer

Der sperrig klingende Namen Kurzumtriebsplantage (KUP) wurde eigens für diese noch relativ neue Anbauform kreiert. Neben den Pappeln sind es auch die ebenfalls schnell wachsenden Weiden, die zur Produktion von nachwachsenden Brennstoffen hergenommen werden. Friedrich Derrer zieht rund um Horbach in der Gemeinde Wachenroth auf sechs Hektar Balsampappeln hoch. Der Landwirt ist ein Pionier in Sachen KUP.

Vor etwa acht Jahren war es, als Derrer durch einen Zeitungsartikel auf diesen Zweig nachwachsender Energieerzeugung aufmerksam geworden war. Dass sich mit Pappeln auf gleicher Fläche mindestens genauso viel Energieertrag wie etwa mit Mais oder Getreide erzielen lasse, machte den experimentierfreudigen Hofbesitzer hellhörig. Er fuhr bis nach Bad Hersfeld und Dresden, um sich in Theorie und Praxis schlau zu machen.

Dem Biobauer kommt es entgegen, dass diese Turbogewächse auch ohne Dünger- und Herbizideinsatz relativ problemlos gedeihen. Die Setzlinge werden im Frühjahr in Reihen mit zwei Metern Abstand maschinell in den Boden gesteckt. Im ersten Jahr ist mehrmals eine mechanische Unkrautbekämpfung erforderlich. Nach fünf Jahren ist Zeit für die erste Ernte.

KUP dürfen nur auf Ackerflächen angelegt werden, nicht in Waldflächen. Zuvor müssen die Anbauer ein Genehmigungsverfahren durchlaufen. Worauf man sonst achten sollte, erfuhren Forstleute und Waldbesitzer aus Mittel- und Oberfranken kürzlich bei einer Exkursion zu Derrers Plantagen. Eingeladen hatte der Bayerische Forstverein, der diese Art der regenerativen Energieerzeugung begrüßt und forciert.

„Mit Kurzumtriebsplantagen können die Wälder entlastet werden“, freut sich Ralph König, der Forstvereinsvorsitzende für Ober- und Mittelfranken. Förster und Waldbesitzer sehen sich angesichts einer enorm gestiegenen Nachfrage nach Brennholz nämlich in der Klemme. Nicht jede Baumkrone und nicht jeder Ast sollen als Brennholz aus dem Wald geschafft werden, da stimmen Forstwissenschaftler und Biologen überein.

Zum einen, weil Totholz als wertvoller Lebensraum für Kleinlebewesen zur Verfügung stehen soll, zum anderen weil es dem gestressten Waldböden Nährstoffe zuführt. Die in der Landschaft verteilten Plantagen könnten „im wörtlichen Sinne wertvolle ökologische Brücken und Inseln in der Kulturlandschaft sein“, meint König. Als Korridore zwischen weit auseinander gerissenen Waldstücken und weil sich dort Käfer- und Schmetterlingsarten wohl fühlten. Wenig überraschend also, dass der Wachenrother Förster Gerhard Hofmann Derrer in seinem Vorhaben bestärkte. Diesem Duo ist es zuzuschreiben, dass ein Gros der 20 Hektar Kurzumtriebsplantagen im Landkreis in der Wachenrother Gegend wurzelt. Derrer hat sich mittlerweile auch auf Aufzucht, Verkauf und sogar den Anbau verlegt.

Mit teils selbst gebauten Geräten kann er die Pappelkultur vom Setzen bis zum Endprodukt maschinell erledigen. Mit drei Sorten, die sich als für die hiesigen Klima- und Bodenverhältnisse besonders gut geeignet erwiesen habe, arbeitet der Horbacher. Es sind Züchtungen mit amtlicher Zulassung. Sie alle sind relativ genügsam. Die aus einjährigen Stängeln geschnittenen Setzlinge schlagen schnell Wurzeln. Staunasse Untergrund mögen sie allerdings weniger und reagieren darauf auch prompt mit vermindertem Wachstum.

Insgesamt aber sind die schnell in die Höhe wachsenden Holzlieferanten eine dankbare Angelegenheit. Nach der Ernte, also dem Abschneiden am Stamm, treiben sie sofort wieder neu aus. Auch finanziell dankbar? Die der Weltwirtschaft beeinflusst auch den hiesigen Holzmarkt. „Wenn viel billiges Öl auf dem Markt ist, zieht das den Preis für Hackschnitzel nach unten“, weiß Derrer. Doch der KUP-Vorreiter ist zuversichtlich, dass der Trend eines Tages auch wieder in die andere Richtung gehen wird.

Keine Kommentare