Partner gratulierten

14.3.2011, 03:55 Uhr
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© Thomas Schäfer

Die Vorsitzenden der beiden Vereine zogen angeführt von der Geistlichkeit und den Vereinsfahnen in das Gotteshaus. Der Chor hatte bereits auf der Orgelempore Aufstellung genommen und sang gemeinsam mit den Gläubigen ein erstes Lied. Pfarrerin Cordula von Erffa erinnerte an die Passionszeit, in der auf Jesus als Herr, Erlöser und Vorbild geschaut werden solle.

Aber was sagt Jesus über Musik und Sport, fragte von Erffa. Schwer zu beantworten, denn es finde sich keine Aufforderung zum Sport treiben in der Bibel. Nach heutigen Maßstäben allerdings würde Jesus wohl aufgrund seiner in der Bibel beschriebenen Wanderungen als Langstreckenwalker von Galiläa bezeichnet werden.

Sport und Musik seien kein Selbstzweck, damals nicht und heute auch nicht. Aber es sei ein Tun für die Allgemeinheit, bei der Freude geteilt werde, die gemeinsame Gabe für- und miteinander genutzt werde.

Auch Stadtpfarrer Helmut Hetzel zog den Vergleich zum Sport und Chorgesang. Jesus habe ein Team zusammengestellt, zwölf Männer, die wie im Matthäus-Evangelium beschrieben, zu Menschenfischern wurden. Aber was mache ein Team aus, fragte Pfarrer Hetzel und lieferte auch gleich die Antwort. Manschaftsgeist, das Team selber und natürlich die Förderung der unterschiedlichen Begabungen. Wie würde es sich anhören, wenn beim Liederkranz alle mit der gleiche Stimme sängen oder aussehen, wenn bei der Turnerschaft alle nur 1000-Meter-Läufer wären. Nur die Würdigung der Fähigkeiten machten die Ergänzung zu einem Ganzen aus. Hetzel reichte einen Taktstock und einen Staffelstab in die Gemeinde, um diesen Gedanken der Verbundenheit zu verdeutlichen.

Seine Fortsetzung fand der Abend im Vereinshaus. Der Liederkranz hatte seine Patenchöre Cäcilia Großenseebach, den Männergesangverein Falkendorf und den Herzogenauracher Volkschor zur Feier eingeladen.

Die ersten Gesangsdarbietungen bot der Jubiläumschor. Mit „Grüß Euch Gott, alle miteinander“ aus dem Vogelhändler von Carl Zeller zogen die Sängerinnen und Sänger auf die Bühne. Die Vorsitzende Ursula Welker begrüßte neben den Gästen der befreundeten Chöre auch solche aus der Politik und den Verbandsebenen der Chormusik. Welker dankte allen Helfern, die zum Gelingen der bisherigen Veranstaltungen beigetragen haben und dies bis zum Ende des Jahre auch noch tun werden.

Nach einer weiteren Gesangseinlage lobte Bürgermeister Hacker die Arbeit des Chores, der das Leben in Herzogenaurach bereichere. Dies sei auch in der im Stadtmuseum zu sehenden Ausstellung deutlich geworden. Hacker freut sich heuer besonders auf das Altstadtfest, wenn aus den drei europäischen Partnerstädten Chöre kommen. Für German Hacker könnte das Jahr noch einen weiteren Höhepunkt bringen. Denn Landrat Eberhard Irlinger dachte, dass der Schirmherr Hacker nicht singen könne, was dessen Frau aber bestritt. „Da werden wir doch mal was zusammen machen müssen“, verkündete der gutgestimmte Landrat.

Irlinger selbst blieb nach seinem Grußwort gleich auf der Bühne, um beim MGV Falkendorf, dessen Mitglied er ist, mitzuwirken. Der Großenseebacher Stefan Müller wollte dies den Gästen im Saal und der Cäcilia nicht antun. Aber seine vierjährige Tochter singe gelegentlich bei den Seebachspatzen, dem Nachwuchschor der Cäcilia, und so unterstütze er den Chor eben nach seinen Möglichkeiten.

Manfred Welker hielt die Festrede auf den Jubelchor und streifte bei seinen Ausführungen die musikalisch Aktiven in der Stadt. Welker blickte auch in die Vergangenheit. Am 27. Juli 1580 stritten demnach die Herzogenauracher Bürgermeister mit dem Amtmann um die Vergabe des Tanzsaales. Denn wie aus den Ausführungen Welkers hervorging, durfte nicht zu jeder Zeit getanzt werden und wer die Erlaubnis erteilen durfte, war nicht so sicher.

Kirchen als Träger

Die Träger der musikalischen Aktivitäten waren über viele Jahrhunderte die Kirchen. In der Herzogenauracher Pfarrregistratur ist eine Aufstellung des Stadtschreibers Johan Spitznagel vom 30. Oktober 1683 mit dem Titel „Manual über etlich vorhandene und ins allhiesige Gotteshaus teils gekaufte, teils verschaffte Musikal Instrumente und neue gebundene Musikbücher“ zu finden. Aus der Liste geht hervor, dass unter anderem zwei Trompeten und eine Großlitzer Diskantgeige vorhanden waren.

Welker widmete dem Liederkranz die größte Aufmerksamkeit. Das einstmals aktive Mitglied ließ die 150 Jahre Revue passieren mit der Erinnerung an die zahlreichen Dirigenten und die herausragenden Aufführungen wie „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn. Auch die Weinlaube fand Berücksichtigung. „Man könne glauben“, so der Historiker, „Der Liederkranz sei ein gut gehender Gaststättenbetrieb mit angeschlossener Gesangsabteilung.“