Pauklektüre und Romane schüren die Leselust

HERZOGENAURACH - Totgesagte le(s)en länger: Allen Unkenrufen zum Trotz scheint von Lesemüdigkeit keine Spur. Zum „Tag des Buches“ am 23. April berichtet die Stadtbücherei Herzogenaurach von mindestens „stabilen“ Entleihzahlen. Und auch im „Kreislaufkaufhaus“ , wo Literatur und Sachbücher billigst verscherbelt werden, herrscht an diesem halbverregneten Nachmittag ein reges Kommen und Gehen.

Stolz trägt der siebenjährige Ben Krämer den Film „Madagaskar“ vor zum Entleihschalter der Herzogenauracher Stadtbibliothek und lässt diesen von Bücherei-Helferin Diwata Zapf registrieren. Zuvor hatte der aufgeweckte Steppke genüsslich in den Bilderbüchern geschmökert. Ben bevorzugt Spiele, Comics und Filme, weiß Mutter Sabine Krämer. Kinder im Grundschulalter sind nach Erfahrung von Büchereileiterin Gabriele Lechner die „größte Nutzergruppe“ der Stadtbücherei. Ansonsten reiche das Publikumsalter von sechs bis 90 Jahren. Dabei haben die Bibliotheksnutzer die Qual der Wahl: Rund 25000 Romane und Sachbücher sind in den Regalen fein säuberlich sortiert.

Nach Beobachtung von Büchereimitarbeiterin Ulrike Schlichte schwankt das Entleih-Interesse je nach Schul- oder Ferienzeit. Während der Schulzeit würden oft „Sachbücher für Referate“ nachgefragt. Grund: „Die Lehrer wollen nicht nur Internetquellen.“ Sogar die Pauker selbst ordern Bücher: „Die brauchen ganze Bücherkisten für ihre Klassenbücherei — etwa ,Natur im Frühjahr’“.

„Sams“ und „Batman“

Kurz vor den Ferien dann der Run auf die Romane. Immer noch beliebt: Daniel Defoes Abenteuer-Klassiker „Robinson Crusoe“ oder „Das Sams“ von Paul Maar. Für die ganz Kleinen gebe es jetzt sogar „Star Wars“ oder „Batman“ als Buch. Schlichte weiß: „Das lieben die Kinder ohne Ende.“

Gerade Erwachsene suchen dagegen die Entspannungslektüre: „Krimis gehen immer gut.“ Das bestätigt auch Familie Mayer. Die Mutter mag Krimis oder Reiseführer, ihre 13-Jährige steht inzwischen auf Fantasy-Romane, während die jüngere Schwester sich bei der Bücherei-Visite bereits ein Asterix-Heft geschnappt hat.

Erstmals vormittags

Als besonderen Leseanreiz führt die Bücherei — heuer erstmals an einem Vormittag — ihr Literaturcafé am Mittwoch, 23. April, durch. Dort werden packende Thriller, aber auch Kinder- und Jugendbücher vorgestellt. Ulrike Schlichte hatte bei diesem Lese-Event früher schon einmal „Das Labyrinth der Wörter“ und das Spiel „Phase 10“ angepriesen. Was heuer bei der Präsentationsrunde „im Angebot“ ist, wird aber noch nicht vorher verraten.

Bestens angelaufen sei auch seit Oktober die neue „Onleihe“. Dabei können sich die Nutzer bequem vom heimischen Fernsehsessel aus Tausende zusätzlicher Titel elektronisch auf das E-Book oder I-Pad laden.

Bücher für beinahe jeden Geschmack gibt es auch im „Kreislaufkaufhaus“ in der Rathgeberstraße. Das Kaufhaus sei aber keine Leihbibliothek, macht die ehrenamtliche Freizeit-Bibliothekarin Helga Dickard-Schultheis klar. „Bücher so viel sie tragen können für 5 Euro“ macht dort ein gelbes Plakat Kauflaune. Oder noch preiswerter: „Bildbände 1Euro“.

Die vielleicht 1000 oder 1500 Bücher in acht Regalen wechseln ständig. Alles gebraucht, aber bestens erhalten. „Die Leute bringen mir die Bücher, manche sind an den Rändern schwarz. Ich sortiere dann den Abfall raus“, sagt die bibliophile Kaufhaus-Helferin. „Die Menschen kommen mit besonderen Wünschen zu mir: Die einen wollen Kunstdrucke, eine andere Frau suchte alles über Schlesien für ihre Mutter im Heim.“ Ob Kinderbücher, Technik oder Geschichte, du findest immer etwas“, weiß Siegbert Loos.

Alfred Berger fühlt sich in der Kaufhaus-Bücherei schon wie zuhause. „Ich weiß genau, wo was steht, das ist ziemlich gut sortiert.“ Titel wie „Die Einführung in die Chemie“ oder „Yes I can“ fürs Englischlernen seien besonders bei Schülern beliebt. Sogar Schwesternschülerinnen hätten sich hier schon erfolgreich mit Fachliteratur eingedeckt, erinnert sich Helga Dickard-Schultheis.

Reihe mit Lexika

Geduldig „warten“ hier zwei Dutzend gut erhaltene Bände von „Knaurs Lexika“ auf neue Besitzer. Alternativ-Angebot: Die Biographie von Charlie Chaplin, oder Cornelia Funkes „Erdmonster Zottelkralle“. Der Leselust sind — fast — keine Grenzen gesetzt. Und wer seine Brille daheim vergessen hat, für den gibt es Ersatz: Die „Leihlesebrille“ am Metallkleiderhaken.

Die Herzogenauracher Stadtbücherei hat täglich 10 bis 18 Uhr sowie Donnerstag- und Samstagvormittag ab 10 Uhr offen. Das Kreislaufkaufhaus ist werktags von 8.30 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr offen.