Per Mausklick Lebensmittel im Supermarkt ordern

29.12.2017, 07:57 Uhr
Per Mausklick Lebensmittel im Supermarkt ordern

© Foto: Ralf Rödel

Es kann ja wirklich lästig sein, so eine Selbstbedienung: Anstehen an der Leergut-Maschine, an der Käsetheke, noch mal beim Fisch und schließlich an der Kasse. Dazwischen noch die Suche nach der Stecknadel – zum Beispiel einem Würfel Hefe für den Sonntagskuchen – im Heuhaufen, sprich dem 15 Meter-Kühlregal. Da geht der Trend zur App.

Rewe bietet jetzt via App einen Katalog von Waren an, die Kunden online bestellen können und am gleichen Tag — frühestens drei Stunden nach Bestell-Eingang — abholen. Sie werden wieder bedient: Wenn sie am Supermarkt vorfahren, nutzen sie reservierte Parkplätze, und an einem speziellen Schalter wird ihnen ihr Einkauf — ohne in einer Warteschlange stehen zu müssen — schnell ausgehändigt, den Mitarbeiter des Markts in einer Kiste zusammengestellt haben.

Im Angebot sind auch frische Waren, die gekühlt werden müssen. So gibt es zur Abholung bestimmte zweistündige Zeitfenster, nach denen sich der Kunde richten muss. In welchem Zeitfenster er kommt, kann er auswählen. Seine Ware bekommt er fertig zusammengestellt und zum gleichen Preis, den man ihm auch an der normalen Supermarktkasse abverlangen würde. Plus eine Pauschalgebühr von zwei Euro pro Bestellung.

Angebot wird gut genutzt

Matthias Zwingel, der mit seiner Frau Kerstin Rewe-Märkte unter anderem in Weisendorf, Baiersdorf und Bubenreuth betreibt, äußert sich auf Anfrage ebenso überrascht wie angetan von den bisherigen Ergebnissen des rund vierwöchigen Tests, den er mit online-Bestellungen im Baiersdorfer Markt gemacht hat. Vier Kunden täglich nutzen im Schnitt das Angebot, sagt Zwingel, und das sei mehr als er anfangs gedacht habe.

Es sei "genial", wie schnell die Kunden den Service angenommen hätten. Und, so Zwingel, "diese Kunden kaufen viel". Es handele sich natürlich um berufstätige Leute, denen die Zeitersparnis die zwei Euro wert ist. Das Sortiment, das auf diese Weise online zu kaufen ist, ist laut Zwingel rund 50 Prozent dessen, was in Regalen und Kühltheken seiner Märkte liegt. Für das Supermarkt-Personal gilt die Vorgabe, dass der Abholer sein Warenpaket binnen drei Minuten nach dem Vorsprechen am Ausgabeschalter in Empfang nehmen kann.

"Im Rewe-Markt in Baiersdorf ist der Schalter im Getränkemarkt zu finden", informiert Filialleiter Philipp Amend. Über die Rewe-App sei der online-Kauf am einfachsten, sagt er. Denn da werden die Lieblingsartikel gleich gespeichert. Außerdem werde eine Handynummer angezeigt, die den Kunden direkt mit dem Laden vor Ort verbinde, falls es Fragen gebe, so Amend.

Per Mausklick Lebensmittel im Supermarkt ordern

© Foto: Roland Huber

Über die Internet-Seite von Rewe erweist sich der Einkaufsweg etwas sperriger. Per Postleitzahl wird der regionale Markt angezeigt, dann geht es weiter über Lieferservice. Erst danach zeigen sich die Produkte, die online für den Abholservice geordert werden können. Doch trotz solcher kleinen Anlaufschwierigkeiten zeigt sich auch Philipp Amend überrascht darüber, wie gut der neue Service bereits angenommen werde.

Jürgen Müller, Inhaber der Offenen Handelsgesellschaft, die den Rewe-Supermarkt in Röttenbach betreibt, gibt sich auf Anfrage etwas zurückhaltend. Er sieht in solchen online-Services für sein Geschäft derzeit keine Option. In besonderen Fällen, Notlagen etwa, könne er in Einzelfällen einen Einkauf schon mal an einen Kunden liefern, doch dies sei zu aufwendig, um es zur festen Einrichtung zu machen.

Der lokale Konkurrent vom zweiten Einzelhandelsriesen Edeka sieht dies ganz genauso. Manfred Degen betreibt die Supermärkte in Adelsdorf und Zeckern. Er hält solche Aktionen für Panikreaktionen auf die Ankündigung des "profiliertesten online-Händlers" amazon. Der Kampf um den Markt in den Großstädten sei ausgebrochen, sagt Degen, und niemand wisse, welchen Anteil der online-Riese amazon den traditionellen Handelsketten dort abnehmen werde. Zwei Prozent seien noch kein Problem, aber wenn es 20 Prozent werden?

Für die Lebensmittelmärkte hier sieht Degen noch keine Gefahr im Verzug. Man liege zwar günstig im Speckgürtel von Erlangen, aber doch herrsche noch kein Stadtleben. Noch sehen die Leute, sagt Degen, den Einkauf mit weniger Zeitdruck, nehmen ihn auch wahr als Treff, Gelegenheit für einen Plausch mit Nachbarn.

Er setze in seinen Märkten statt auf online-Bestellungen auf gutes Personal und weitere Bedien-Theken. Er sehe es nicht, dass sich ein online-Service im ländlichen Raum rechnet. Aus gewerkschaftlicher Sicht ist die Entwicklung schwierig zu bewerten. Das sagt auf Anfrage der Fachbereichsleiter der zuständigen Gewerkschaft ver.di für den Handel in Bayern, Hubert Thiermeyer.

Man wisse schließlich nicht, wie der Handel die neuen Dienstleistungen personell ausstatte. Es gibt dazu, so Thiermeyer, naturgemäß noch keine Erkenntnisse, doch Erfahrungen mit anderen Zusatzangeboten in Supermärkten, wie etwa Poststellen. Diese hätten die Betreiber erst mit mehr zusätzlichem Personal bestückt, dieses aber nach der Einführungsphase großteils wieder abgebaut. Folge: Die Kunden im eigentlichen Supermarkt hätten längere Wartezeiten.

Ob das die Ausgabe-Schalter auch mit sich bringen, bleibe abzuwarten. Die Gewerkschaften fordern primär, solche Neuerungen auch mit mehr Personal auszustatten. "Dann", so Thiermeyer, "ist es okay".

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