Per VR-Brille ins chinesische Zhuzhou

22.3.2018, 14:00 Uhr
Per VR-Brille ins chinesische Zhuzhou

© F.: Tsimplostefanaki

Man sieht das Höchstadter Rathaus, die Spix-Statue, das Gymnasium – und darunter: chinesische Schriftzeichen. Schließlich sollen die Jugendlichen und ihre Lehrer im fernen Zhuzhou ja auch verstehen, was auf diesen Videos aus Deutschland zu sehen ist.

Bereits im Sommer vergangenen Jahres war eine Gruppe aus 20 Schülern und einigen Betreuern aus der chinesischen Millionenstadt auf Europatour und dabei auch eine Woche an der Aisch zu Gast. "Eine Chinesin aus Zhuzhou, die mittlerweile in Nürnberg wohnt, hatte mittelfränkische Schulen angeschrieben und gefragt, wer an einem möglichen Austausch mit einer Schule aus ihrer Heimat interessiert wäre", berichtet Bernd Lohneiß, der Leiter des Höchstadter Gymnasiums. Lohneiß signalisierte Interesse, woraufhin die chinesische Gruppe anreiste. Bei ihrer Station in Höchstadt war diese bei Gastfamilien untergebracht, verständigt wurde sich auf Englisch.

Als das Goethe-Institut gemeinsam mit der Mercator-Stiftung und dem Zeitbild-Verlag einen virtuellen Austausch ausschrieb, bei dem sich deutsche und chinesische Schulen mittels 360-Grad-Videos ihre Schulen und ihre Heimat zeigen, griffen die Chinesen aus Zhuzhou zu — und brachten die Höchstadter Partner ins Spiel. Gemeinsam beteiligen sie sich jetzt an dem Projekt, das den Grundstein zu einer wirklichen Schulpartnerschaft legen soll. "Insgesamt sind jeweils fünf Schulen aus Deutschland und China dabei", so Lohneiß.

Die Projektteilnehmer wurden mit der nötigen Ausrüstung (360-Grad-Kameras und VR-Brillen) ausgestattet, die sie nach Projektende behalten dürfen. Bedingung aber: Jeweils fünf Filme für die Partner auf dem anderen Kontinent müssen entstehen.

Hierzulande kümmern sich Michael Litz und Sebastian Banas um die Filme. Die beiden Schüler besuchen den Film- und Fotokurs von Kunstlehrer Jan-Eric Hauber und zeichneten bereits ein Schulkonzert und eine Weihnachtsfeier für die Chinesen auf, filmten Rundgänge durch die Schule und die Stadt. "Und wenn man sich so was mit einer VR-Brille anschaut, ist das wirklich attraktiv", schwärmt Lohneiß. Denn drehe man mit der Brille vor den Augen den Kopf, verändere sich auch der Blickwinkel. Der Betrachter hat also (fast) das Gefühl als stünde er wirklich auf dem Fahnenappellplatz in Zhuzhou.

Mutter bietet Wahlkurs an

Die Schule in China sei sehr daran interessiert, einen wirklichen Austausch zu etablieren ("die wollen unbedingt Kontakt zu Deutschland") und auch in Höchstadt besteht durchaus Nachfrage. Die Mutter eines Schülers, die selbst aus China kommt, biete auch bereits im zweiten Jahr einen Wahlkurs Chinesisch an.

"Wenn beide Schulen zusammen an einem Projekt arbeiten, bekommt man zu so einem Austausch auch einen großen Zuschuss", berichtet Direktor Lohneiß. Angedacht ist ein Projekt zum Thema Umwelt und Abfalltrennung. "Und mit dem Zuschuss wäre für unsere Schüler ein Flug dorthin erschwinglich", so Lohneiß.

Er selbst würde eine derartige Partnerschaft begrüßen: "Auch wenn man beim Thema China nicht mit allem einverstanden ist, so liegt doch da die Zukunft." In den Pfingstferien wird er deshalb wahrscheinlich nach China reisen und will bei dieser Gelegenheit auch die besagte Schule in Zhuzhou besuchen — und wenn noch in diesem Jahr der Bürgermeister von Zhuzhou nach Nürnberg kommt, will Schuldirektor Lohneiß diesen auch zu einem Kurztrip nach Höchstadt einladen.

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