Pfarrer Torsten Bader verlässt Mühlhausen

4.3.2015, 08:00 Uhr
Pfarrer Torsten Bader verlässt Mühlhausen

© Ralf Rödel

Nach der Hochzeit hat sich Torsten Bader entschieden, „Ja“ zu sagen. Nicht zu seiner Frau, denn mit ihr ist er schon seit vielen Jahren verheiratet, sondern zu einer neuen Stelle als evangelischer Pfarrer in Feldkirchen. Eine ehemalige Konfirmandin hatte ihn gebeten, sie in Aschheim kirchlich zu trauen. Aschheim und Feldkirchen bilden zusammen eine Kirchengemeinde. Nach der Zeremonie im Oktober 2014 wird Bader angesprochen. Ob er sich nicht vorstellen könne, hier zu arbeiten, die Stelle sei schon lange vakant.

Er lehnt ab, setzt sich mit seiner Frau Ines ins Auto und fährt nach Hause. Fast. Denn nach ein paar Kilometern Fahrt fragen sich die beiden: Warum eigentlich nicht? Sie kehren um und schauen sich das Pfarrhaus an. „Wir waren geplättet“, sagt Bader. Das Haus aus dem 19. Jahrhundert ist wunderschön, die Arbeit in der Gemeinde mit 2400 Gläubigen reizvoll. „Aber es kommt schon viel auf uns zu“, sagt Torsten Bader. Die Gemeinde wächst stetig, viele Taufen und Hochzeiten, zwei Kindergärten sind mit zu betreuen.

Und natürlich hängt die Familie an Mühlhausen. Neun Jahre lang hat der Pfarrer das Leben in und um die Maria-Kilian-Kirche geprägt, natürlich auch in Weingartsgreuth, das mit einer eigenen Struktur ebenfalls zur Pfarrei gehört. „Es ist wichtig, dass sich eine Gemeinde nicht zu stark an die Persönlichkeit des Pfarrers bindet“, meint Bader. Er begrüßt deshalb die Regel in der evangelischen Kirche, dass Pfarrer spätestens nach zehn Jahren den Einsatzort wechseln sollen. Und deshalb tut er es jetzt. „Es ist auch eine gute Zeit, um zu gehen“, sagt Bader. „Ich lasse mein Herz hier.“

Der dreifache Vater wünscht sich, dass die Dinge, in die er Herzblut gesteckt hat, in Mühlhausen weiterwachsen, während er sein Leben an anderem Ort weiter führt. Bader hat in neun Jahren viel aufgebaut. Für jede Altersgruppen gibt es Treffs — vom Kleinkind über die Jugendgruppe und die Vater-Kind-Freizeit bis zu den Senioren. Er hat die Arbeit im Diakonieverein gestärkt, eine Demenzbetreuung mit aufgebaut und ein Trauercafé. Außerdem gibt es inzwischen eine Band und zwei moderne Musikgruppen, die die Familiengottesdienste mitgestalten.

Als besonderen Höhepunkt in den vergangenen neun Jahren, behält Torsten Bader die 1000-Jahr-Feier in Mühlhausen in Erinnerung. Die drei Gemeinden Maria Kilian, SELK und die ChristusGemeinde haben sich 2008 zusammengetan und zur „ZeltZeit“ eingeladen. Neben einem großen Familiengottesdienst, Kinderprogramm und Seniorennachmittag gab es viele Vorträge, die zum Nachdenken anregten. „Das hat einen Impuls gegeben für unsere ganze weitere Zusammenarbeit“, findet der evangelische Pfarrer.

Wie geht es jetzt weiter für die 1150 Gemeindemitglieder in Mühlhausen und 750 in Weingartsgreuth? Der Abschiedsgottesdienst für Torsten Bader findet am Sonntag, 26. April um 17 Uhr in der Maria Kilian Kirche statt. Anschließend wünscht sich der Pfarrer ein Fest mit Live-Bands, entweder rund um die Kirche oder in einer Scheune. Am 3. Mai dann wird Bader in seiner neuen Gemeinde eingeführt. Ein Bus aus Mühlhausen fährt hin.

Und dann? Die Stelle bleibt mindestens bis November vakant. Das sehen die Regeln so vor. Ab April ist sie ausgeschrieben. Wer auch immer dann nach Mühlhausen und Weingartsgreuth kommt, er trifft auf eine Gemeinde, in der der Vorgänger sein Herz gelassen hat.

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