Posaunisten: Keineswegs vor Rente

25.6.2015, 17:15 Uhr
Posaunisten: Keineswegs vor Rente

© Foto: Ingrid Jungfer

Die Anregung, im Dorf einen Posaunenchor zu gründen, kam anno 1955 vom damaligen Kairlindacher Pfarrer Baierle. Zu Jahresbeginn lud er damals alle Männer der Gemeinde ein, seine Idee vorzustellen.

Posaunisten: Keineswegs vor Rente

© Repro: Ingrid Jungfer

Gekommen waren viele, bereit zur Gründung eines Posaunenchors waren dann nur acht, nämlich Joachim Riedel, Neuenbürg, Richard Hertlein, Oberlindach, Adam Grau, Biengarten, Georg Grashäuser, Mechelwind, Johann Zöllner, Werner Fiedler und Harry Naß, alle Kairlindach und Richard Mackel, Boxbrunn.

In den folgenden Wochen testeten sie, die absolut Unerfahrenen, ihr Talent mit einem sogenannten Probierhorn — ihm fehlten Klappen und Ventile. Im Mai gab es dann bereits über den Verband Instrumente: vier Flügelhörner und je zwei Tenorhörner und Posaunen. Bald traten drei weitere Mitglieder bei, ohne dass Instrumente für sie da gewesen wären. Geprobt wurde wöchentlich im Pfarrhaus mit Lehrer, Probendirigent und Starthelfer Hans Hertel, dem Leiter des Neuhauser Posaunenchors.

Bereits ein halbes Jahr nach der Gründung hatten die Bläser den ersten öffentlichen Auftritt. Bei ihrer Kerwa spielten sie, mit Werner Fiedler als Dirigent.

Kurse in den Wintermonaten führten schnell zu musikalischen Fortschritten. Was aber fehlte, war Geld für weitere Instrumente. Sie suchten nach einer Einnahmequelle. Und fanden sie Winter 1956/57, als sie mit dem Stück „Bis dass der Tod euch scheidet“ zu Laienschauspielern wurden. In Neuhaus, Münchaurach, Rezelsdorf und Kairlindach traten sie auf, erinnert sich Joachim Riedel. Auch daran, dass von den eingespielten 1200 Mark ein Tiefbass gekauft werden konnte, der noch heute im Einsatz ist.

Genauso wie Joachim Riedel selbst, als einziger der acht Gründungsmitglieder noch aktiver Chorbläser. Von 1964 bis 1990 war er auch Chorleiter, ausgebildet in voran gegangenen Lehrgängen. Unter seiner Führung wuchs die Stammbesetzung des Posaunenchors auf 25 Bläser. Die derart motiviert waren, dass sie die vorhandenen Instrumente allmählich mit zahlreichen privaten Anschaffungen ergänzten.

Den Beleg, dass den Kairlindacher Bläsern von Beginn an das Posaunenspiel eine „Herzensangelegenheit gewesen ist“, hat Hartmut Hiller, seit 2001 ihr Chorleiter, in einem Schulungsprotokoll des Chors von 1956 gefunden. „Die Bläser selbst, — sechs von ihnen sind verheiratet — bringen große Opfer. Drei haben einen Fußweg von einer Stunde, einer geht eine Dreiviertelstunde, zwei über eine halbe, einer eine Viertelstunde, nur vier wohnen am Ort“.

Aktuell stehen 30 Bläser auf dem Papier, sagt Chorleiter Hiller, konstant seien 25 aktiv: mit geistlicher oder weltlicher Musik bei Festgottesdiensten, Gemeindefesten, den vielen Jubiläen in der Region, bei Waldweihnacht und Kapellenkirchweih.

Die erwähnte Differenz zur Anzahl der Bläser ist Beruf, Familie, Studium geschuldet, erklärt Hartmut Hiller. 1981 sei die erste Frau zum Chor gekommen, heute stellen sie fast die Hälfte. Auch zehn Kinder und Jugendliche von 9 bis 18 gehören dazu. Drei sind schon gut „mit verschiedensten Instrumenten dabei“.

Am Sonntag werden sie alle antreten. Gemeinsam mit dem eingeladenen Weisendorfer Chor gestalten sie im Wechsel mit der Orgel den Festgottesdienst musikalisch, mit verschiedenem Liedgut, einem gesungenen Glaubensbekenntnis. Und werden zeigen, wie breit der heutige Chor musikalisch aufgestellt ist.

Dies gelte auch für das Standkonzert am „Plärrer“ draußen vor der Kirche, wo ein Querschnitt aus 60 Jahren zu hören sein wird und auch die Jüngsten eingebunden sind. Mit René Riedel aus Reinersdorf wird sogar ein Ex-Aktiver aus London zum Jubiläum anreisen.

Das Programm am Sonntag. 8.15 bis 8.45 Uhr: gemeinsamer Weckruf, ein Morgenblasen in den Ortsteilen, aus denen die meisten Bläser kommen. 9. bis 9.45 Uhr: gemeinsames Einblasen. 10 bis 11.15 Uhr: Gottesdienst. 11.30 bis 12 Uhr: Standkonzert. 12 Uhr: Imbiss und Beisammensein.

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