Rarität in Höchstadter Weiher entdeckt

8.7.2018, 07:57 Uhr
Rarität in Höchstadter Weiher entdeckt

© Foto: Rainer Groh

Den Seitenhieb kann sich der engagierte Botaniker nicht verkneifen: In anderen, größeren Städten gibt man viel Geld aus, nachträglich naturnahe Flächen zu gestalten, in Höchstadt hat man wahre Kostbarkeiten, wie den Obstgarten an der Kerschensteiner Straße und plant ernsthaft, sie zuzubauen.

Und auch die beiden Weiher direkt an der Fürther Straße zwischen den Häusern an der Meisen- und der Finkenstraße. Einer davon hat Wasser und darin fühlt sich die botanische Sensation offenbar pudelwohl. Die leuchtend goldgelben Blüten von Nymphoides Peltata bedecken gut ein Viertel des Teichs, in Gesellschaft des breitblättrigen Rohrkolbens, von Wasser-Fenchel, Blutweiderich, Froschlöffel, Flatterbinse und Teichsimse.

Ein kostbares Biotop, sagt Krautblatter. Er muss es wissen, war er doch einer der 100 Fachbotaniker, die ab der Jahrtausendwende die Flora des Regnitz-Gebiets neu aufgenommen und kartiert haben — immerhin ein Siebtel der Fläche Bayerns. In seinem Quadranten, 12,5 Kilometer mal 12,5 Kilometer um Höchstadt, hat Krautblatter im Aischgrund und den Weihergebieten nicht weniger als 775 Pflanzenarten erfasst.

Jetzt ist noch eine dazugekommen. Das echte Enziangewächs, ein naher Verwandter des Fieberklees, hat in dem warmen und nährstoffreichen (eutrophen) Teich am Wohngebiet einen idealen Standort gefunden, sagt der Botaniker. Die Schwimmblätter des Enzians bedecken die ganze nordwestliche Ecke des Weihers, Hunderte von Blüten sind zwischen den Blättern zu bewundern.

Fünf Blütenblätter haben sie. Deren Ränder sind – wohl als Attraktion für bestäubende Insekten — gewimpert. Die Pflanze, so Krautblatter, liebt gut durchwärmte Gewässer, die zwischen 0,50 und 1,50 Meter tief sind.

Um zu beschreiben, wo es den Teichenzian, auch Seekanne genannt, noch gibt, muss Krautblatter nachschlagen: Am Rhein, der Oder und der Elbe ist er nachgewiesen, vornehmlich in seichten Altarmen. Von dort treiben seine schwimmfähigen Samen flussab und finden neue Lebensräume. Nach Höchstadt Süd aber hat dem Enzian eine zweite Eigenschaft geholfen: Die Samen haften gut im Gefieder von Zugvögeln.

Die Blüten sind Krautblatter erst vor Tagen bei der Heimfahrt aufgefallen. Gesehen hatte er den Teichenzian vorher nur zwei Mal: in einem Park in Mittelengland und einem Botanischen Garten in Kärnten.

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