Ratskeller behält seinen Gastraum im Untergeschoss

18.7.2018, 18:27 Uhr
Ratskeller behält seinen Gastraum im Untergeschoss

© Foto: Rainer Groh

Zum Beispiel mit der Stimme von Siegbert Sendner. Der Sozialdemokrat hörte von der christsozialen Gegenseite das "Herz der Herzogenauracher Bürger" und schloss sich unter Beifall der "Gegenseite" dem Lager derer an, denen die weitere gastronomische Nutzung des Gewölberaums am Herzen liegt.

Ebenso Sendners Fraktionskollege Jochen Heinzel. Dieser brachte die derzeitige Ratskeller-Wirtin ins Gespräch. Diese habe ihm bekundet, der Raum im Untergeschoss werde gebraucht. Und auch er, Heinzel, finde, der Keller mache die Ratskeller-Gastronomie wertvoller.

Die ursprüngliche Planung für die Sanierung des Schlosses sah vor, die jetzt im Freien auf dem Schloss-Umgriff untergebrachte Lüftungsanlage für den Ratskeller in dessen Untergeschoss einzubauen, dazu eine Umkleide und ein WC für die Mitarbeiter. Das Untergeschoss verfügt nicht über einen zweiten Fluchtweg, Hauptargument gegen eine Weiternutzung als Gastraum.

Zweiter Fluchtweg machbar

Auf Betreiben der CSU hat das Architekturbüro Bär, Stadelmann, Stöcker (BSS) die Möglichkeiten untersucht, einen zweiten Fluchtweg einzubauen. Und es geht, wie Christoph Schmidt von BSS am Dienstagabend darlegte, an mehreren Stellen. Unter anderem an Stelle des Speisenaufzugs aus Zeiten, in denen in dem Lokal noch gekocht wurde. Würde man diesen ausbauen, gelänge man in den Durchgang vom Marktplatz zum Schlosshof, dort, wo jetzt der Schaukasten des Lokals hängt.

Machbar auch ein Durchbruch an der Südwand des Kellergewölbes hinaus zur Tiefgarage unter der Schloss-Terrasse. Dieser Raum ist unter den Stadträten auch der Favorit, was die Unterbringung der Lüftungsanlage angeht. Allerdings braucht diese Anlage eine Grundfläche von 30 Quadratmeter. Sie würde dort zwei Stellplätze kosten. In der Garage sind zwei städtische E-Autos und der Dienstwagen des Bürgermeisters untergebracht.

Dafür gäbe es Alternativen, meinten die Befürworter, angeführt von Walter Drebinger und Bernhard Schwab. Der umbaute Raum für die Lüftung sei schon vorhanden — immer noch besser, als einen weiteren Keller zu graben oder in den Schlosshof ein Gebäude zu setzen, die beiden Alternativen, die der Architekt als möglich anführte.

Doch ging es am Dienstagabend um den Grundsatz-Beschluss für den Erhalt des Gewölbes als Gastraum, nicht als Lüftungskeller. Ein neuer Standort für die Lüftung ist einer der Detailbeschlüsse, die der Stadtrat später noch treffen muss. Und für die Bürgermeister German Hacker gleich seine Gegenstimme ankündigte. Er hatte vorher drei Bedingungen genannt für einen Weiterbetrieb des Ratskeller-Kellers: Die Stellplätze in genannter Tiefgarage müssen bleiben, so Hacker.

Außerdem müsse ein echter zweiter Rettungsweg gefunden werden und auf keinen Fall dürfe die Lüftungsanlage im Freien stehen bleiben, denn ihr Standort ist in den künftigen Außenanlagen des Schlosses vorgesehen als barrierefreier Zugang zur Gaststätten-Terrasse und als Wegverbindung um den Komplex.

Als Hinderungsgründe für den Keller-Gastraum nannten Architekt Schmidt und Hacker noch die künftig schärfere Radon-Verordnung. Im Keller gibt es das radioaktive Edelgas. Es müsse abgesaugt oder abgehalten werden, sollen künftig Menschen sich längere Zeit in dem Raum aufhalten.

Wolle man all dies einhalten und den Raum trotzdem weiter gastronomisch nutzen, käme dies auf Kosten zwischen 100 000 und etwa 250 000 Euro, je nach der Variante der Unterbringung der Lüftung.

Hacker und Curd Blank, der Fraktionssprecher der SPD, brachten ins Gespräch, die Lüftung vorübergehend ins Gewölbe einzubauen und, wenn die große Tiefgarage unter dem Hubmann-Parkplatz fertig und somit genügend städtische Stellplätze vorhanden sind, sie in die Terrassen-Tiefgarage zu legen. Der Bau der großen Tiefgarage liegt, ebenso wie der des Bürgerzentrums, derzeit aus Kostengründen auf Eis. So könne es acht bis zehn Jahre dauern bis zum Rück-Umzug der Lüftung.

"Stellplätze verzichtbar"

Das stieß auf keine Gegenliebe. Retta Müller-Schimmel (Die Grünen), brachte es auf den Punkt: Dann habe man auch Kosten, dazu die gleichen bzw. eher höhere, als wenn man gleich mit der Lüftung unter die Terrasse gehe. Und, merkte die Grüne an, Laut ADAC bekomme es Autos sowieso besser, wenn sie im Freien parkten . . .

Dies sehen auch die Antragsteller von CSU und Freien Wählern so: Auf die Stellplätze in dem Raum unter der Terrasse könne die Verwaltung verzichten. Und man gewinne nichts, so Manfred Welker (FW), wenn man die Lösung um mindestens acht Jahre verschiebe.

Holger Auernheimer (SPD), in Sachen Ratskeller auf Seiten des Bürgermeisters, wies darauf hin, dass das Gewölbe höchstens drei oder vier Mal im Jahr genutzt werde, der Erhalt des Gastraums sich also nicht rechne. Er bekam kontra von Konrad Körner (CSU): "Wenn es nach der Besucherfrequenz geht, dann müsstet ihr morgen das Stadtmuseum schließen".

"Falsches Zeichen"

Den Keller zu opfern, das ist das falsche Zeichen, fand auch Britta Dassler (FDP). Damit hatte sich eine breite Mehrheit für das gefunden, das Bernhard Schwab noch einmal bekräftigte: "Wir wollen den Keller erhalten, koste es, was es wolle."

Freilich, davon ließen sich die Befürworter schließlich überzeugen, wird das gesamte Lokal ab Ende Oktober etwa vier Jahre lang geschlossen bleiben. Der Pachtvertrag mit der Wirtin ist, sagte der Bürgermeister, gekündigt. Das ganze Schloss ist so lange Baustelle. Nach der Schloss-Sanierung werde das Lokal neu ausgeschrieben und verpachtet — samt Gastraum im Untergeschoss.

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