Realschule: Brüten über den Deutsch-Abschlusstests

20.6.2018, 16:57 Uhr
Realschule:  Brüten über den Deutsch-Abschlusstests

© Foto: André De Geare/Frank Heidler

Der Elternbeirat hatte sich heuer etwas ganz Besonderes zur Unterstützung der Abschlussschüler einfallen lassen: An allen Eingängen zum Schulhaus wurden metergroße Mutmach-Plakate mit der Aufschrift "Good Luck" (viel Glück) und einem grün kolorierten Kleeblatt aufgehängt.

Realschule:  Brüten über den Deutsch-Abschlusstests

© Foto: André De Geare/Frank Heidler

Doch das war nicht die einzige Neuerung. Erstmals wurde für Interessierte am Nachmittag zuvor eine freiwillige Prüfungsmeditation in der nahe gelegenen evangelischen Kirche angeboten. "Rund 60 Schüler haben sich daran beteiligt", resümiert Langer. "Also fast 40 Prozent."

Auch für die 19 Deutschlehrer startete dieser erste Prüfungstag der Zehntklässler reichlich außergewöhnlich. Sie mussten sich schon um 6.30 Uhr in der Realschule einfinden. Gemeinsam mit dem Fachvorsitzenden für Deutsch, Markus Bedruna, wurden die vier Prüfungsthemen für das Fach Deutsch ausgewählt.

Bei der Auswahl der Aufsatzthemen landeten sie mindestens einen großen Treffer. "Viele nahmen das Thema Freizeit." Das exakte Aufsatzthema lautete: "Freizeit ist ein hohes Gut. Erörtern Sie sowohl sinnvolle als auch problematische Formen der Freizeitgestaltung." Andere Jugendliche entschieden sich für "textgebundene Aufsätze". Ein Text befasste sich mit "Uhrsache (kein Druckfehler!) und Wirkung", also mit Smartwatch und Lauf-App für Hobbysportler, ein anderer war ein Romanauszug von Joachim Meyerhoff: "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke."

Die Lehrer müssen heuer besonders viel korrigieren: auch die Arbeiten der Waldorf-Schule in Erlangen.

Normalerweise ist Essen und Trinken während des Unterrichts verpönt. Bei Deutsch als längster Abschlussprüfung ist es dagegen ausdrücklich erlaubt. Mit schriftlichen "Last-Minute"-Tipps wollte Direktor Langer seine Prüfungsdelinquenten fit für den Prüfungsauftakt machen: Er rät von unnötigem Lernstress am Nachmittag zuvor ab: "Was ihr bis dahin nicht wisst, prügelt ihr 24 Stunden vorher auch nicht mehr in euer Hirn."

Bis Ende nächster Woche müssen sich die Examensschüler sechs weiteren Abschlusstests stellen: von Französisch und Englisch bis zu Mathe, Rechnungswesen, Physik und sogar Werken/Theorie.

Um die Zukunft "seiner" Absolventen ist Schulleiter Langer nicht bange. "Sie haben glänzende Aussichten". Manche würden aufs Gymnasium oder die Fachoberschule wechseln. Aber rund die Hälfte der Realschulabsolventen starte im Herbst eine betriebliche Berufsausbildung. "Die sind sehr gesucht." Gerade auch im digitalen Bereich.

Der Schulleiter belegte seine positive Einschätzung mit dem Hinweis, dass "ab der 5. Klasse" durchgehend bis zur Abschlussklasse Unterricht in Informationstechnik stattfinde. Das klappt offenbar.

Immer wieder erhält Langer positive Rückmeldungen von ehemaligen Schülern, die inzwischen "Karriere" gemacht hätten.

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