Renate Künast beim Neujahrsempfang

11.2.2016, 18:00 Uhr
Renate Künast beim Neujahrsempfang

© Rüdiger Leverenz

Die nachhaltige Erzeugung von Lebensmitteln ist der Ministerin a. D. für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz noch immer ein besonderes Anliegen. Für Renate Künast ist gutes Essen ökologisch, vielfältig und regional. Das erfordert auch die Erhaltung alter Tierrassen, Obstsorten und einer Vielfalt von Saatgut. Dem Trend zur fortschreitenden Industrialisierung und Standardisierung in der Lebensmittelindustrie erteilte sie eine Absage.

Viele Menschen glaubten, dass Medikamente wichtig für das eigene Wohlbefinden seien, sagte sie in ihrem Vortrag. „Warum achten so wenige darauf, wie die Lebensmittel, die sie täglich zu sich nehmen, zur Gesundheit beitragen können?“ fragte sie.

Im Babyalter werde noch sehr viel Wert auf biologische Ernährung gelegt, von der Muttermilch bis zur Babynahrung in Gläschen. Doch kaum sei das Gläschenalter vorbei, höre der Biotrend auf und es würden industriell hergestellte Lebensmittel mit hohem Zucker- und Fettgehalt verzehrt. Als Folge litten viele, schon Jugendliche, unter Übergewicht mit allen negativen Folgen für die Gesundheit, so Künast.

Um dieser Entwicklung entgegen zu steuern, hat sich die Grünen-Politikerin für die Einführung von Lebensmittelampel und Bio-Siegeln stark gemacht, die Verbrauchern eine schnelle Orientierung zu den Inhaltstoffen von Lebensmitteln ermöglichen, ohne dass sie sich mit der Lupe durch lange, klein gedruckte Listen von Lebensmittelzusatzstoffen arbeiten müssen.

Mit Blick auf Lebensmittelskandale der Vergangenheit sprach sich Künast auch für intensivere Lebensmittelkontrollen schon bei der Erzeugung und Herstellung aus: Vertrauen sei gut, Kontrolle besser. Auch zur Gentechnik und zum Einsatz von Pestiziden nahm Renate Künast Stellung und unterstrich, dass die Konsequenzen noch nicht absehbar seien — selbst wissenschaftliche Studien zu diesen Themen widersprächen sich. Im Rahmen der TTIP Verhandlungen werde gerade diesen Bereichen noch zusätzliche Aufmerksamkeit zu schenken sein, mahnte sie und forderte die Verbraucher auf, die Ernährungspolitik mit ihrem Einkaufskorb selbst zu gestalten.

Natürlich kann ein politischer Neujahrsempfang in dieser Zeit nicht ohne Diskussionen über die aktuelle Flüchtlingssituation auskommen. Renate Künast äußerte Verständnis für die Sorgen der Bevölkerung. Wie solle es eigentlich mit der Integration wirklich gehen und wie werden wir die noch vor uns stehenden Herausforderungen in Bezug auf die Wohnungssituation, die Gesundheitsversorgung bis hin zur Schulsituation meistern, fragte sie. Auch sie mache sich Sorgen, sei aber überzeugt, dass der Mensch sich in der Krise beweisen müsse. Jetzt komme es darauf an, die anstehenden Probleme aktiv anzugehen. Mit den immer lauter werdenden Tönen, die man insbesondere montags höre, sei es aber wirklich nicht getan, unterstrich sie.

Christiane Kolbet und Manfred Bachmayer dankten Künast für ihr Kommen. Auch Bürgermeister Gerald Brehm freute sich über den prominenten Besuch und betonte gemeinsame Positionen von Freien Wählern und Bündnis90/Die Grünen, wie sie sich in der Kommunalpolitik bei den Diskussionen um das Krankenhaus, die Schullandschaft und dem zukünftigen Standort des Landratsamts gezeigt hätten.

Umrahmt wurde der Neujahrsempfang von Bündnis90/Die Grünen von Gitarrenstücken, die Stefan Grasse vortrug. Zum Schluss überreichten Kolbet und Bachmayer Renate Künast einen Präsentkorb als Dank für ihren Besuch — natürlich mit regionalen Produkten.

 

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