Respektvoller Abgang

29.4.2017, 05:37 Uhr
Respektvoller Abgang

© Foto: Fabian Frühwirt / BFV

Zehn Jahre lang war der Jugendfußball in den Gemeinden Heßdorf und Großenseebach in der Jugendfördergemeinschaft – kurz JFG – Seebachgrund beheimatet. Damit ist jetzt Schluss.

Doch mit dem Jugendfußball im Seebachgrund soll es deshalb noch lange nicht vorbei sein. Die Lösung: Die Gründung einer Spielgemeinschaft (SG). Das Konstrukt sei für jeden der drei Stammvereine FSV Großenseebach, SpVgg Heßdorf und FC Niederlindach eine flexible Lösung, hieß es.

Zu der Versammlung waren auch Vertreter der drei Seebachgründer Stammvereine gekommen.

Vor der Versammlung wurde auch spekuliert, ob die Niederlindacher an der möglichen SG beteiligt seien. So wie es sich am Donnerstag aber vernehmen ließ, werden alle drei Vereine wohl versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden und auch in Zukunft zusammenarbeiten.

Beschlossen sei aber noch nichts, wurde bekannt gegeben. Es gelte nun, entsprechende Gespräche zu führen und auch eine Bestandsaufnahme der einzelnen Jahrgänge vorzunehmen, so Johann Ort, Vorsitzender der Heßdorfer Spielvereinigung. Auch mit den jeweiligen Spielern werden noch Absprachen getroffen.

Einen Jugendleiter samt Stellvertreter für den Großfeld-Klassen (A- bis C-Jugend) soll die SG bekommen, zwei weitere für die Kleinfeld-Klassen. Zusätzlich wird sich wohl auch noch ein Verantwortlicher je Stammverein kümmern. "Die SG ist eine Chance, die Kinder hier zu halten", lobte die stellvertretende JFG-Vorsitzende Karin Schmid das Vorhaben.

Nicht zum ersten Mal wird das SG-Konstrukt für seine Flexibilität gelobt. Von Auswärts hätte man bislang keinen Verein bekommen, klagte Ort. Der hätte nämlich erst in die JFG eintreten müssen. Bei einer SG sei das eben anders.

2007 schlossen sich die Jugendabteilungen des 1.FC Niederlindach und des FSV Großenseebach zusammen, gründeten einen eigenen Verein: Die JFG Seebachgrund. Ein paar Jahre später stieß dann auch die SpVgg Heßdorf dazu.

Doch nach und nach bröckelte es im Verein. Personelle Probleme machten der JFG nun seit einiger Zeit zu schaffen. Es fehlten Spieler und es fehlten Betreuer. Die große Spielerabwanderung in der letzten Saison machten dem Fußballbetrieb arg zu schaffen. Ein Beispiel: Die C-Jugend. Auch die war stark vom Spielerwechsel betroffen. "Das war kritisch", äußerte ein ehemaliger Trainer gegenüber den NN.

Der Vorstand trat zurück, juristische Gründe führten aber dazu, dass er im Amt blieb. Peter Falk, erster Vorsitzender der JFG, leitete daher auch die Mitgliederversammlung vergangenen Donnerstag.

Letzte Saison ereilte den Verein eine "nie dagewesene Abmeldungswelle", erklärte Falk. A- und B-Jugend waren personell ausgedünnt. Daraufhin habe man "Reißleinenmaßnahmen" mit den Stammvereinen beschlossen. Die Folge: Die B-Jugend wurde nicht gemeldet, die Spieler rückten auf. Dadurch konnte die A-Jugend gehalten werden. Das sei wichtig, denn daraus können Stammvereine dann Spieler für ihre Herrenmannschaften einsetzen. Die verbliebenen C-Jugendspieler seien bis zum Saisonende beim ASV Niederndorf untergekommen. Insgesamt sind in etwa 30 Personen vor und während der Saison abgesprungen.

Von der G- bis zur D-Jugend sei aber ausreichend Nachwuchs vorhanden, wurde versichert.

Noch vor zehn Jahren bei der Gründung habe man ausreichend besetzte Mannschaften gehabt, erklärte Ort. Teilweise habe man gar mehr als eine Mannschaft pro Jahrgang gestellt. Nun sehe aber auch er keine Möglichkeit mehr, die JFG am Leben zu halten.

Zum Jahresende 2016 schloss die Vereinskasse mit einem deutlichen Minus ab. Das sei aber nicht aussagekräftig, betonte Falk, man habe mit Ausblick auf eine mögliche Vereinsauflösung von den Stammvereinen nämliche keine Beiträge erhoben. Das Vermögen der JFG – zum Saisonende rechnet man mit gut 8000 Euro – soll satzungsgemäß anteilig nach gestellten Spielern auf die drei Stammvereine aufgeteilt werden.

Im Vorfeld der Versammlung rankten sich viele Gerüchte um die JFG und die Zukunft des Seebachgründer Fußballs. Die Zukunft ist gesichert, mit der Vergangenheit will man abschließen, hieß es.

Die Versammlung stand nicht im Zeichen gegenseitiger Schuldzuweisungen, sondern die gemeinsame Problembewältigung stand im Vordergrund. Bisher im Raum gestandene Missverständnisse wurden angesprochen, konnten sogar aufgeklärt werden. Dennoch kam das Thema Schuld kurz auf. Er selbst habe Fehler gemacht, gab Falk zu. Er habe beispielsweise versäumt, für die Großfeld-Teams optimale Trainingsbedingungen zu schaffen.

Doch nicht nur seine eigene Arbeit kritisierte Falk, auch die Verbände, den BFV (Bayerischer Fußball-Verband), insbesondere aber den DFB (Deutscher Fußball-Bund). Der mache Konstrukten wie einer JFG nämlich oftmals das Leben schwer. Im Passwesen sei das zum Beispiel der Fall, meinte Falk.

Viele Vereine beklagen seit längerem schon die gut gemeinten Kampagnen des DFB für den Amateurfußball, die aber meist nicht hilfreich seien, wie jüngst auch das Sportmagazin kicker berichtete.

Falk zeigte auch auf, dass es in der Region kaum Vereine gäbe, die bei der Jugend nicht mit anderen Vereinen in Gemeinschaften wie einer JFG oder SG zusammenarbeiten. Auch dort gäbe es immer wieder Auflösungen.

Bis 30. Juni soll dies bei JFG Seebachgrund geschehen sein. Zunächst muss unter anderem ein Notar beteiligt werden. Dafür braucht die JFG zwei sogenannte Liquidatoren, die die Auflösung des Vereines abwickeln. Einstimmig wählte die Versammlung Peter Falk und Karin Schmid.

Abschließende Worte fand der künftige Liquidator dennoch, die so Manchem sicher eine Menge Respekt abnötigen sollten: Peter Falk wollte die gesamte Verantwortung für das Scheitern der JFG auf sich nehmen. Doch das wollte nicht jeder so stehen lassen.

Insbesondere Ort und Rehder stellten sich hinter ihn. Es sei nicht seine alleinige Schuld, betonte Ort, jeder trage ein Stück weit davon, auch die Stammvereine. Rehder lobte Falks Engagement und hob auch die gute Zusammenarbeit hervor, die Falk mit der Gemeinde gepflegt habe.

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