Rezelsdorf: Redeschlacht bei Windrad-Diskussion

2.11.2014, 15:13 Uhr
Rezelsdorf: Redeschlacht bei Windrad-Diskussion

© Jungfer

Ein Ergebnis gab es nach den dreieinhalb Stunden nicht. Allerdings den Vorschlag, den Standort des Windrads weiter gen Norden, weg von der Bebauung zu schieben. Bürgermeister Heinrich Süß wird dazu Kontakt mit dem Waldbesitzer, dem Freiherrn von und zu Franckenstein aufnehmen. Zu Beginn der von Süß einberufenen Versammlung hatte er kurz den Fortgang des Windkraftprojekts auf Dachsbacher und Weisendorfer Grund Revue passieren lassen (wir berichteten).

Dem Votum vom Januar (17:3) zur Aufnahme in den 18. Regionalplan Windkraft folgte jetzt im Oktober die Verweigerung des Einvernehmens der Räte zum Fortgang des Verfahrens (9:11). Da dies jedoch ohne den erforderlichen „rechtlichen“ Grund geschah, war die Kommune nach der Geschäftsordnung verpflichtet, beim zuständigen Landratsamt Neustadt Aisch – Bad Windsheim den Antrag auf Fristverlängerung zu stellen.

Gilt jedoch als „rechtlicher Grund“ die fehlende SAP (Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung) – die Bewertung des von der Bürgerinitiative engagierten Anwalts steht noch aus - gehe die Ablehnung nach Neustadt, so Süß unter Applaus. Die anderen Gutachten zu Schallschutz und Schattenwurf lägen bereits vor, das zur SAP laufe zumindest über ein halbes Jahr.

Ob dies selbst erstellte Gutachten seien, wollte später Susanne Hausmann, eine Sprecherin der BI, von Planer Marcus Dornauer wissen. Nein, dafür gäbe es im Vorverfahren Computerprogramme. Von Schattenwurf sei nur Arnshöchstädt im Januar betroffen, der höchste Schall betrage nachts in Rezelsdorf 41,5 Dezibel.

Dornauer, von Beruf Gärtner im alteingesessenen Familienbetrieb, betonte in seiner Vorstellung, dass er aus Hobby und Überzeugung zum Windkraftbefürworter wurde. Er war in Neustadt ehrenamtlicher Planer der ersten drei Bürgerwindräder, dazu dort Stadtrat. Bald seien Bürger aus Hagenbüchach auf ihn zugekommen, später aus Wilhelmsdorf.

Auf Basis seiner zehnjährigen Erfahrung plane er, sei weder Projektierer noch Investor. Dachsbachs Bürgermeister Regus habe zunächst ihn kontaktiert, später dann die Gemeinde Weisendorf.

Dornauer sprach über das Bundesbaurecht und die Abstände zum Windrad, die neueste Technik der geplanten Räder, über den sauberen Energielieferanten Wind ohne Umweltbelastung, über kostengünstige Stromerzeugung. Und er beantwortete viele Fragen.

Zunächst die von Wortführer Wolfgang Leideck von der BI, der seinem langen Vortrag vorausschickte, dass man nicht Windkraft-, sondern Standortgegner sei. 298 Rezelsdorfer seien nicht gefragt, die Pläne wegen des Wahlkampfs in der Schublade abgelegt worden. In Dachsbach sei man besser informiert gewesen.

„Wir nicht. Deshalb sind wir gegen den Standort“. Auch die Qualität habe man außer Acht gelassen, ein Waldgebiet anstatt einer Brachfläche gewählt. „Wir haben hier ein Erholungsgebiet, auch für Auswärtige“.

Später bezeichnet eine Bürgerin den Ortsteil gar als Kurort. Leideck forderte, auf die Realisierung der H10-Regelung zu warten. Eine andere Bürgerin wollte 100 Prozent Leistung. „Warum stehen die Windräder manchmal still?"

Dornauer: “Weil kein Wind weht, wegen Störung oder Wartung“. Eine Frau schimpfte, dass „Staaten um uns herum Atomstrom produzieren, wir müssen regenerative Energien einsetzen“. Und dann kommt der Vorschlag, nochmals zu beplanen.

Trotz künftigem H10 könnten die Bürger mitreden. „Mit einem H5-Abstand wären wir einverstanden.“ Das ginge dann mit dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan, so Dornauer. „Wenn die Gemeinde schnell agieren und der Freiherr einen vernünftigen Pachtzins fordere, dann könnte ich den alten Standort fallen lassen und neu planen“.

Bei dieser Lösung hätte man noch Zeit, stellte Heinrich Süß fest und versprach dazu eine weitere Bürgerversammlung.

 

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