Richtige Reifen für die Sicherheit

29.11.2017, 08:57 Uhr
Richtige Reifen für die Sicherheit

© Foto: Roland Huber

"Natürlich kommen auch jetzt noch genug Leute, die ihre Reifen gewechselt haben wollen", sagt Jörg Popp von "Reifen Popp" in Höchstadt seufzend. Heuer sei das ja auch kein Problem, aber im vergangenen Jahr beispielsweise habe es schon im Oktober geschneit. "Und das kann dann schnell gefährlich werden."

Denn die Bodenhaftung von Autoreifen und infolgedessen auch ihr Fahr- und Bremsverhalten wird durch die Außentemperatur beeinflusst. Um optimale Fahreigenschaften zu erhalten und somit die Fahrsicherheit zu erhöhen, muss die Gummimischung der Reifen im Winter andere Kriterien erfüllen als in den Sommermonaten. Darum empfiehlt die Deutsche Verkehrswacht einen saisonalen Wechsel der Reifen.

Bessere Fahreigenschaften

Wichtig dabei: Winterreifen sollten nicht erst im Winter aufgezogen werden. Prof. Kurt Bodewig, Präsident der Deutschen Verkehrswacht und Bundesminister a. D., erklärt: "Weil Sommerreifen schon bei niedrigen Plusgraden hart werden und Bodenhaftung verlieren, hat sich als Faustregel für den Reifenwechsel ,Von O bis O‘ durchgesetzt. Das heißt, von Ostern bis Oktober Sommerreifen, und dann wird gewechselt. Winterreifen haben eine elastischere Gummimischung, weshalb sie schon bei herbstlichen Außentemperaturen von etwa sieben Grad bessere Fahreigenschaften zeigen."

Die "Ostern bis Oktober"-Regel bestätigt auch Jörg Popp. "Ich würde sogar einen Reifenwechsel Anfang Oktober empfehlen." Da sei es auch noch nicht so schwierig, einen Termin in seiner Werkstatt zu bekommen. "Die meisten Leute kommen nämlich im November", weiß er. Und da könne es dann schon mal eng werden mit einem Termin. Als Begründung für das späte Reifenwechseln nennen Popps Aussage nach die Autobesitzer, die erst jetzt vorstellig werden, dann auch "terminliche Gründe". Verboten ist das späte Reifenwechseln freilich nicht. Denn in Deutschland gilt die sogenannte situative Winterreifenpflicht: Bei winterlichen Straßenverhältnissen wie Schnee, Schneematsch oder Glatteis dürfen nur Reifen mit dem "Alpine" beziehungsweise dem "M+S"-Symbol gefahren werden. Doch wer weiß schon, wann es schneit oder friert? Wenn man dann einen Unfall mit Sommerreifen verursacht, kann das unangenehm werden.

Nur ein Kompromiss

Und wie sieht es mit Ganzjahresreifen aus? Die ersparen doch das mitunter lästige Reifenwechseln zweimal im Jahr. "Die sind immer nur ein Kompromiss", schränkt Jörg Popp ein. "Sie sind nie so gut wie reine Sommer- oder Winterreifen." Das bestätigt Kurt Bodewig: "Auch wenn es ein Mehraufwand ist, sollte jeder seine Bereifung saisonal wechseln. Ganzjahresreifen werden zwar immer beliebter, doch bleiben sie ein Sicherheits-Kompromiss."

Worauf die Deutsche Verkehrswacht zudem hinweist: Genauso wichtig wie die richtige Gummimischung ist eine ausreichende Profiltiefe, um den sicheren Kontakt zur Straße zu erhalten. Bei Nässe und Schnee verringert eine zu dünne Gummischicht den Vortrieb und verlängert den Bremsweg. Mindestens vier Millimeter sind darum dringend empfohlen, auch wenn der gesetzliche Grenzwert bei 1,6 Millimetern liegt.

Nach etwa sechs Jahren sollten die Reifen grundsätzlich ausgetauscht werden, auch wenn das Auto wenig bewegt wurde und die Reifen wenig verschlissen sind. Die Gummimischung ist dann derart ausgehärtet, dass sich auch unabhängig von äußeren Faktoren die Fahreigenschaften verschlechtern und das Risiko für einen Reifenschaden steigt. Das Alter der Reifen liest man an der DOT-Nummer auf der Flanke ab. Die letzten vier Ziffern stehen dabei für die Produktionswoche und das Produktionsjahr.

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