Röttenbach: Bürger entscheiden über Baugebiet

13.7.2016, 08:57 Uhr
Röttenbach: Bürger entscheiden über Baugebiet

© Foto: Silvia Schulte

Diesem gemeinsamen Antrag der Fraktionen Freie Wähler und CSU schloss sich der Gemeinderat nach ausführlicher Information und Diskussion in der Lohmühlhalle mit einer Gegenstimme von Lothar Saulich (SPD) an – inklusive des Wunschs, die Bürger durch ausführliche Information und eine Projektwerkstatt intensiv einzubeziehen. Die genaue Fragestellung des Bürgerentscheids legt der Gemeinderat am 5. September fest.

„Das Thema polarisiert“, meinte Wahl einleitend: „Es gibt Bürger, die ein neues Baugebiet kritisch sehen, und es gibt viele andere, die unbedingt in Röttenbach bleiben und bauen möchten. Ich denke, wir brauchen diese Entwicklung.“ Die schriftlichen Stellungnahmen zu einem weiteren Wohngebiet, die bei der Gemeinde eingegangen sind, seien ebenfalls recht unterschiedlich.

Ein heiß diskutierter Punkt: die Entwicklung des Verkehrsaufkommens: „Wir zählen permanent, die durchfahrenden Autos“, berichtete der Bürgermeister, „und haben jetzt zusätzlich ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass per qualitativer Befragung ermittelt, woher der durchfließende Verkehr eigentlich kommt.“

„Dieser Punkt ist sehr schwierig zu greifen“, fand Matthias Rühl. „Wir wissen nicht, wie sich das entwickelt und ob wir in zehn Jahren überhaupt noch selbst fahren.“ Der Planer vom Büro „Stadt und Land“ – vielen Röttenbachern bereits bekannt von der Umgestaltung des Rathausplatzes – ging auf die Ausgangslage ein: Wie bereits berichtet gibt es eine konstant hohe Zahl von rund 100 Bauplatz-Anfragen. In den vorhandenen Wohn- und Mischgebieten wurden rund zehn Hektar Baulücken identifiziert, wobei dieses Potenzial nicht ausgeschöpft werden kann.

„Das ist nicht nur bei ihnen so“, erklärte Rühl, „das stellt man auch an vielen anderen Orten fest, da bedarf es einer Mentalitätsänderung. Man muss den Menschen aufzeigen, wie der gesamte innerörtliche Bereich aussehen könnte, eine Art ,Traumbebauung‘, bunt und rechtlich unverbindlich. Die Machbarkeitsstudie zeigt ja ebenfalls nur auf, was theoretisch möglich wäre.“

Der Bürgermeister bestätigte, dass auch nach mehreren Nachfragen bei Eigentümern von innerörtlichen Grundstücken und unabhängig von Preisdiskussionen aktuell keine einzige Fläche zur Verfügung steht. Lothar Saulich (SPD) hakte kritisch nach: „Mehr Wohneinheiten bringen mehr Verkehr. Mit der Entwicklung nach Außen wird die im Innern nicht befördert. Der tatsächliche Bedarf ist schwer zu fassen und wird auch durch die Niedrigzinspolitik der EZB beeinflusst.“ Rühl antwortete hier: „Sie werden es unter den aktuellen Bedingungen nicht schaffen, genügend Flächen im Inneren zu akquirieren.“

Andreas Seefeldt vom Planungsbüro GBI erläuterte kurz die Aspekte: Entwässerung des möglichen neuen Baugebiets, aktuell landwirtschaftlich genutzte Flächen, ein Trennsystem sowie mögliche hydraulische Veränderungen bei der Kläranlage und Rückhaltemaßnahmen. „Auf jeden Fall werden alle diese Punkte im Bauleitverfahren detailliert abgearbeitet“, sicherte Wahl zu. „Wir dürfen jetzt nicht schwarz-weiß malen, sondern müssen die Entwicklung der Gemeinde ganzheitlich betrachten.“

Harald Rotschka (CSU) betonte, dass man jungen Familien eine Perspektive in Röttenbach bieten müsse. Und Willi Lorz (Freie Wähler) fasste kurz zusammen: „Wenn wir uns nicht bewegen, bewegt sich die Jugend von hier weg und wir werden ein Altersheim.“ Norbert Holzmann (Freie Wähler) sagte:„Wir möchten einer Überalterung in der Gemeinde entgegenwirken. Der Einkommensteueranteil ist unsere wichtigste Einnahmequelle.“

Eine „gute Idee“

Lothar Saulich und Richard Schleicher von der SPD-Fraktion bekräftigten, dass sie prinzipiell nicht gegen ein weiteres Baugebiet seien, aber man sich bei der Planung ausreichend Zeit lassen und sich mit der Nachbargemeinde Hemhofen abstimmen sollte. „Das ist sicher eine gute Idee“, so Wahl „aber wir haben bereits viele verlässliche Zahlen beispielsweise zur Abwasserbeseitigung vorliegen“.

Das Thema Abwasserkanal und Verkehrssicherheit sowie Parkplatzproblematik wurde später in der Bürgerfragestunde ebenfalls angesprochen. Hier versprach Bürgermeister Wahl, einige Punkte zu klären. Ferner appellierte er an die Bürger, alle möglichen Fragen zur Machbarkeitsstudie schriftlich an die Verwaltung zu richten, sodass sie in den Beteiligungsprozess einfließen können.

Am Montag, 19. September, findet ab 19 Uhr in der Lohmühlhalle eine Informationsveranstaltung zu einzelnen Fachthemen der Machbarkeitsstudie — wie Hochwasserschutz und demografische Entwicklung — statt. Außerdem ist am 21. September ein offener Meinungsaustausch mit den politisch Verantwortlichen geplant.

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