Röttenbacher Tanzmarie: Mit 44 zurück nach Veitshöchheim

22.2.2019, 07:57 Uhr
Röttenbacher Tanzmarie: Mit 44 zurück nach Veitshöchheim

© Anja Hinterberger

Ivonne Gedigk, Trainerin beim Karneval-Club Röttenbach (KCR), hatte eine Idee: Warum nicht einmal die Besten des Karnevalistischen Tanzsports aus Franken gemeinsam auftreten lassen? Sie hatte dabei die Deutschen Meisterinnen der Tanzmariechen im Sinn. Denn zwischen 1986 und 2018 konnten zehn Fränkinnen diesen Titel erringen. Die älteste unter ihnen ist Ute Daniel (eine geborene Händel) aus Hemhofen, heute 44 Jahre alt. Als sie 1986 das erste preisgekrönte Tanzmariechen wurde, war sie gerade einmal zwölf. Doch sie erinnert sich gut an diese aufregende Zeit.

"Damals war der Karneval noch nicht so groß und mit so vielen sehr guten Tänzerinnen bestückt", sagt Ute Daniel. "Es gab auch noch nicht so viele Vorausscheidungen. Es gab eine Fränkische Meisterschaft, dann ging es direkt zur Deutschen Meisterschaft." Diese fand 1986 in Hagen statt. Ute Daniel reiste, wie üblich, mit ihrer Trainerin Jutta Ritz von den Röttenbacher Besenbindern bereits einen Tag vorher mit dem Zug an. "Ich bin da mit Lockenwicklern durch halb Deutschland gefahren, musste sogar mit denen schlafen", erinnert sich Ute Daniel lachend.

Röttenbacher Tanzmarie: Mit 44 zurück nach Veitshöchheim

© Händel

Üblich sei es nämlich damals gewesen, dass die Tanzmariechen mit Schillerlocken-Perücken tanzten. Die habe sie aber nicht leiden können, deshalb musste dafür gesorgt werden, dass ihre echten Haare wenigstens genauso lockig aussehen. "Doch die Zeiten ändern sich, inzwischen tragen die Tanzmariechen eher Zöpfe." Ute Daniel trug ein einteiliges Kleid mit Petticoat und Lederstiefel mit Holzabsätzen — heute undenkbar, da verwendet man weiches Material.

Fieber vor dem Auftritt

Und an noch etwas erinnert sich die Hemhofenerin: "Ich hatte mir am Vortag beim Turnen zu Hause eine Gehirnerschütterung zugezogen, und saß mit Fieber im Zug; selbst kurz vor meinem Auftritt hatte ich noch Fieber."

Doch allen Widrigkeiten zum Trotz gelang Ute Daniel der Sieg — mit der Höchstpunktzahl und nur einem Punkt Vorsprung vor der Zweitplatzierten. "Ich war die erste Tanzmariechen-Meisterin aus Franken. Als ich auf dem Siegertreppchen stand, hat im Publikum jemand die Frankenfahne geschwenkt. Das war schon ein tolles Gefühl."

Zwei Jahre später, als 1988 die Veitshöchheimer Prunksitzung erstmals im Fernsehen übertragen wurde, durfte Ute Daniel dort noch einmal ihren Siegestanz präsentieren. Und nun schließt sich der Kreis, wenn die ehemalige Meisterin wieder in Veitshöchheim auf die Bühne tritt.

Sofort zugesagt

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© Jeanette Seitz

Mit von der Partie beim "Tanzmariechen-Medley" sind neben Ute Daniel: Lea Höhn (13), Liane Wolf (17) und Bianca Dürrbeck (23) von den Röttenbacher Besenbindern, Emilia Castaneda (11), Steffi Glöckner (36) und Mariana Runft (37) von der KK Buchnesia Nürnberg sowie Katharina Theil (18) vom DJK Oberasbach und Michelle Maldonado (23) von der Tanzsportgarde Coburger Mohr.

Die ältesten drei sind eigentlich nicht mehr im Karnevalistischen Tanzsport aktiv. Ute Daniel aber tanzt immer noch leidenschaftlich gerne, sie gibt Kurse wie "Kreatives Kindertanzen" oder leitet die Showtanzgruppe "Crazy Ladies" — das alles unter dem Dach der Gymnastikabteilung der SpVgg Zeckern.

Dennoch: Jetzt wieder als Tanzmariechen aufzutreten, sei schon eine Herausforderung gewesen, sagt Ute Daniel. "Denn was die heute leisten, das ist Hochleistungssport." Die Idee des "Tanzmariechen-Medleys" fand Ute Daniel aber von Anfang an prima. "So ein Projekt gab es noch nie, und ich habe sofort zugesagt, dabei zu sein. Es ist ja auch eine große Ehre."

Den etwa vier bis fünf Minuten dauernden Tanz konzipiert, choreographiert und mit den Meisterinnen einstudiert haben die drei Trainierinnen der Besenbinder, der Buchnesia und der DJK Oberasbach. "Aber alle gemeinsam haben wir nur dreimal trainiert", erzählt Ute Daniel. Der Tanz ziele darauf ab, dass jede Deutsche Meisterin Schritte aus "ihrer" jeweiligen Tanzmariechen-Zeit beisteuert — und daraus dann ein großes Ganzes wird. Die schwarz-rot-goldenen Kostüme für die drei älteren Teilnehmerinnen hat Marion Meister vom KCR extra angefertigt; die jüngeren, noch aktiven Teilnehmerinnen tragen natürlich ihre eigenen Kostüme.

Schon gestern früh standen die zehn Meisterinnen in Veitshöchheim auf der Bühne, um zu trainieren. Dann folgten Technik- und Kameraeinstellungen, der Ein- und Ausmarsch wurde geübt. "Das ist alles genau getaktet und ziemlich aufwendig", sagt Ute Daniel. Am Abend stand dann die Generalprobe auf dem Programm — schon mit Publikum. Und dann die große Sitzung am Freitagabend. "Ich bin Feuer und Flamme und freue mich sehr darauf", so Ute Daniel.

Die Sendung "Fastnacht in Franken" läuft am Freitagabend von 19 bis 22.30 Uhr live im BR Fernsehen.

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