Röttenbacherin leistet "Herzensarbeit" in Afrika

18.4.2017, 14:00 Uhr
Röttenbacherin leistet

© privat

Die Frau ist vor dem Krankenhaus zusammengebrochen und war tot. Ihre Zwillinge allerdings konnten gerettet werden — sie liegen auf einer der wenigen Frühgeborenen-Stationen in Eritrea, im Orotto Hospital in der eritreischen Hauptstadt Asmara. Die junge Mutter hatte sich hochschwanger mit letzter Kraft dorthin geschleppt. In der 28. Schwangerschaftswoche sind die Kinder geboren. Wenn sie durchkommen, landen sie im Waisenhaus.

Röttenbacherin leistet

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Es sind Schicksale wie das der Zwillinge, die Daniela Fischer aus Röttenbach für immer im Gedächtnis bleiben werden. Die beiden Mädchen haben noch keine Namen, denn in dem ostafrikanischen Land möchten sich die Eltern nicht zu sehr an die Babys binden, bevor sie sechs Monate alt sind. Die Gefahr ist einfach zu hoch, dass sie nicht überleben. Für knapp drei Millionen Jungen und Mädchen in Eritrea gibt es gerade mal zwölf Kinderärzte.

Mit der Hilfsorganisation "Archemed – Ärzte für Kinder in Not" ist die Krankengymnastin vom Krankenhaus St. Anna nach Eritrea gereist, um zu helfen. Die Organisation versteht ihre Mission darin, einheimische Ärzte und Schwestern nachhaltig und konsequent am Patienten zu schulen, um sich selbst langfristig durch den Wissenstransfer überflüssig zu machen. Und dabei hat Daniela Fischer geholfen.

Drei Tage lang hat sie in dem ostafrikanischen Land ihr Wissen weitergegeben — an Mütter von schwerbehinderten Kindern, an Fachpersonal und an Studenten der Physiotherapie kurz vor ihrem Examen. "Von allen Seiten ist uns eine unheimliche Dankbarkeit entgegengeschlagen", sagt die 53-Jährige. Sie hat praktisch gearbeitet und Handgriffe gezeigt zur richtigen Lagerung oder Übungen, um die Beweglichkeit zu erhalten — beispielsweise nach einem frühkindlichen Hirnschaden. Außerdem hat sie über die Meilensteine der Entwicklung im ersten Lebensjahr referiert.

"Echte Herzensarbeit" war dabei der Kontakt zu den Kindern. Ein kleiner Junge zum Beispiel, der mit seinen zwölf Jahren geschätzte zehn Kilogramm wog und mit einer Lungenentzündung auf der Station landete. "Er hat sich so sehr über eine Jacke und Schuhe gefreut, die ich mitgebracht habe", sagt Daniela Fischer. Vor seinem Tod hat er außerdem viele Stunden damit verbracht, auf einem gespendeten Kinder-Xylophon Musik zu machen.

Kein Platz für Frühchen

In Asmara sind am Krankenhaus bereits weitere Räume vorgesehen für ein kleines Lehrzentrum, das der Verein "German Eritrean Training Partnership" einrichten möchte. Dr. Martin Grauer, Chefarzt am Höchstadter Krankenhaus, ist hier ebenfalls engagiert. Er hilft beim Ausbau der Endoskopie vor Ort. Über ihn ist Daniela Fischer auf die Arbeit von Archemed in Eritrea aufmerksam geworden. Die Zimmer im Orotto Hospital sind nach wie vor noch sanierungsbedürftig.

Überhaupt ist viel im Bau: In Keren, der zweitgrößten Stadt Eritreas im Landesinnern, ist dank Archemed eine Wochenstation entstanden. Auch sie hat Daniela Fischer besucht, ebenso wie den Rohbau einer Neonatal-Station in der Stadt Ghinda. Für kranke Neugeborene oder Frühchen gab es dort keinen Platz, trotz 800 bis 1000 Geburten pro Jahr. Ein Team aus Leipzig lebt dort im Krankenhaus in Zelten, um den Aufbau zu begleiten. "Das sind wirklich Helden", findet Daniela Fischer.

Sie möchte nächstes Jahr auf jeden Fall wieder nach Eritrea fliegen und helfen. Denn in dem Land gibt es auch viele Kinder mit Klumpfuß, die dringend physiotherapeutische Unterstützung brauchen.

Einen Koffer mit Gaben aus Höchstadt und Röttenbach nimmt die 53-Jährige dann sicher wieder mit. "Ich möchte mich für die Spenden ganz herzlich bedanken", sagt sie.

Spenden sind möglich unter: www.archemed.org/helfen/spenden

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