Rückenwind für die Radfahrer in der Sportstadt

21.10.2014, 15:59 Uhr
Rückenwind für die Radfahrer in der Sportstadt

© Edgar Pfrogner

Der Wettergott hatte ein Einsehen: Erst eine gute Viertelstunde vor der zweieinhalbstündigen nachmittäglichen Bewertungsrunde auf dem Metall-Ross durch den Ort klangen die Regenschauer ab. Aber auch bei Starkregen hätte sich die 15-köpfige Bewertungskommission mit Vertretern von Stadtverwaltung, Stadtrat, Polizei, Baubehörde, Verkehrswacht, aber auch Fahrradverbänden wie ADFC und AGFK, nicht von ihrer Exkursion durch die Stadt abbringen lassen.

Funktionärin Wüstner trug die Empfehlung der Bewertungskommission vor: „Der Radverkehr ist in Herzogenaurach in den meisten Bereichen gut angekommen.“ Politik und Verwaltung stünden „klar hinter dem Radverkehr“. Da sei man andernorts in Bayern noch weit vom Idealzustand entfernt. In Herzogenaurach dagegen habe man schon „sehr gute Schritte gemacht“. Hier funktioniere auch der Winterdienst „sehr gut“, wie eine Befragung von Nutzern ergeben habe. Das hätten Radfahrer bestätigt. Sogar einen Radverkehr-Beauftragten gebe es. Wüstner: „Das freut uns.“

Trotz dieser Lobeshymne fiel den Kommissionsmitgliedern aber auf: „Die Beschilderungen sollten nachgebessert werden.“ Auch die Verbindungen zu anderen Routennetzen wie dem „Bayernnetz für Radler“ könnten verstärkt werden. Die Radfahr-Expertin ergänzte: „Auch in den Landkreis Fürth würden wir uns mehr alltagstaugliche Radwege wünschen.“ Sie listete aber auch die Herzogenauracher Pluspunkte für Radler auf: „Die offene Fußgängerzone klappt sehr gut.“ Bestens angenommen würden auch die überdachten Abstellplätze an der Bushaltestelle. Gelobt wurde Herzogenaurach auch für das selbst gesteckte Ziel, den Anteil von Radfahrern am Verkehrsaufkommen von Auto, Bus und Rad bis 2020 massiv zu steigern — auf 25 Prozent. Schon jetzt liege dieser mit 20 Prozent deutlich über dem bayerischen Schnitt von 11 Prozent.

Neue Wege „kein Pappenstiel“

Bürgermeister German Hacker freute sich als passionierter Radler und Gemeindechef über das Radfahrer-Lob. Er schränkte aber ein: „Übergeordnete Radwege sind Sache des Landkreises“. Auch sei der Bau neuer Radwege „kein Pappenstiel“. In Frage käme hier auch eine verbesserte Verbindung nach Vach. Dennoch dankte er der Kommission für die „Liste, die wir abarbeiten können“. Befragungen hätten gezeigt, dass der Frauenanteil beim Radeln gestiegen sei. Mit dem Elektro-Bike könnten Herzogenauracher sogar problemlos die Nürnberger City erreichen.

Uneinheitlich war die Meinung der Jurymitglieder beim Dauerbrenner Puma-Kreisel. „Von zehn Leuten gab es elf verschiedene Meinungen“, sagte Thomas Neubauer als bayerischer AGFK-Geschäftsführer. Nach wie vor haben am Kreisel Autofahrer Vorrang vor den Radlern. Eine Alternative ist auch für den Bürgermeister nicht in Sicht: „Da kann man 100 Mal Recht haben als Radler, das nützt dann auch nichts mehr.“

Mit den versammelten Radexperten wünscht sich Hacker ein Pilotprojekt zur Schaffung neuer Express-Radwege zwischen Herzogenaurach, Erlangen, Nürnberg und Fürth. Von diesen beteiligten Städten ist erst vor wenigen Tagen ein Gutachten zu Radwegen in Auftrag gegeben worden. Gerade für Pendler gebe es durch das Aufkommen von E-Bikes und ebenfalls elektrischen Pedelecs neue Möglichkeiten.

Der Kommission war klar: Auf der bisher üblichen Radwegebreite von 1,50 Metern sei kein schneller Begegnungsverkehrs von Pedelecs möglich. Momentan sei laut German Hacker noch nicht einmal klar, welche Behörde ein erweitertes Radwegenetz überhaupt planen solle. „Das Straßenbauamt ist dafür offiziell überhaupt nicht zuständig.“ Das soll sich ändern.

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