Rudolf Lumm arbeitet an Bildband über den Landkreis ERH

26.11.2016, 14:00 Uhr
Rudolf Lumm arbeitet an Bildband über den Landkreis ERH

© Fotos: Ralf Rödel

Seinen Mund umspielt stets ein Lächeln, auch wenn er konzentriert arbeitet. Denn das Zeichnen ist seine Leidenschaft, ja geradezu „eine Berufung“, wie er selbst sagt. Rudolf Lumm wurde 1949 in Heidenheim bei Gunzenhausen geboren und ist in Nürnberg aufgewachsen, wo er mit seiner Frau auch heute noch lebt. Gelernt hat Lumm eigentlich Großhandelskaufmann, doch schon 1982 gab er diesen Beruf auf und machte sich als Künstler selbstständig, 1983 eröffnete er ein Atelier in Zirndorf. „Das Talent war einfach da“, sagt er nonchalant und hat dazu auch gleich noch eine kleine Anekdote parat: Als seine Mutter während seiner Schulzeit mit dem Lehrer sprach und wissen wollte, was aus dem Bub denn mal werden sollte, antwortete dieser: „Entweder er wird Sportler oder Künstler.“

Denn sportlich sei er auch seit jeher gewesen, sagt Lumm. Er habe Handball gespielt und sei Trainer gewesen. Dass er körperlich stets gut in Form war und ist, kommt ihm auch heute noch zugute. Beim Zeichnen nämlich. Im Stehen wirft Rudolf Lumm perfekte Skizzen und ausgefeilte Bleistiftzeichnungen aufs Blatt. Bei Sonnenschein, bei Hitze und Kälte steht er im Freien und zeichnet Stadtansichten. Nur bei Regen muss er passen. Dann arbeitet er eben drinnen weiter und koloriert einen Teil seiner Skizzen in Aquarell-Technik. Richtig gelernt habe er das Zeichnen nicht, „ich bin Autodidakt“, so Lumm.

Die Heimat festhalten

Nach dem Entschluss, Künstler werden zu wollen, arbeitete Rudolf Lumm ab 1987 als Designer für die Pfalzkeramik-Winterling. Außerdem gab er Malkurse, war als Dozent tätig oder als Aktionskünstler auf Messen.

2003 schließlich reifte in dem Kunstmaler die Idee, die ihn heute fast rund um die Uhr beschäftigt. „Ich wollte meine Heimat festhalten, quasi ein Dokument erstellen.“ Ein Buch sollte es werden. Also hat sich Rudolf Lumm zuerst den Landkreis Fürth vorgenommen. Sein erster Bildband mit kleinen Erläuterungen erschien 2004. Es folgten Nürnberg und seine Stadtteile sowie zwei Bände über das Nürnberger Land (nördlicher und südlicher Teil). Drei bzw. vier Jahre lang arbeitete der 67-Jährige an diesen Büchern.

Seit Anfang dieses Jahres ist er nun im Landkreis Erlangen-Höchstadt (inklusive der Stadt Erlangen) auf Tour. 178 Orte muss er „abklappern“, von Nord nach Süd und von Ost nach West. Dafür hat er sich selbst eine Karte gezeichnet und arbeitet einen Punkt nach dem anderen ab. „Jeder Ort wird sich in dem Buch wiederfinden“, verspricht Lumm. Freilich gebe es lohnendere und weniger lohnende Orte. „Es kommt ganz darauf an, wie viel Struktur und alte Substanz ich finde.“ Denn es seien die alten, historischen Ansichten, die ihn interessierten. Dann entstünden von einem Ort durchaus auch mehrere Motive.

Rudolf Lumm arbeitet an Bildband über den Landkreis ERH

So zum Beispiel in Herzogenaurach. „Hier gibt es noch viel alte Substanz und ganz tolle Fachwerkhäuser“, schwärmt er. Die Steinerne Brücke, die Stadtmühle, den Marktplatz, den Türmers- und den Fehnturm hat er schon zu Papier gebracht. Heute hat sich der Künstler das Stadtmuseum und das Kleine Spital vorgenommen.

Nach ungefähr zwei Stunden ist die Zeichnung fertig. Bekommt er da keine kalten Hände und Schmerzen in den Beinen? „Ach was!“, winkt Rudolf Lumm lachend ab. Die Begeisterung für das, was er tut, steht ihm ins Gesicht geschrieben. Jeden Tag — sofern das Wetter es zulässt — ist der Kunstmaler auf den Beinen. „Ich kann gar nicht anders“, strahlt er. Selbst im Urlaub habe er immer Block und Bleistift dabei.

Geduldig widmet sich der 67-Jährige jedem einzelnen Motiv und fährt dazu durch den ganzen Landkreis. „Das Charakteristische kann man nur vor Ort wirklich einfangen. Wenn man von einem Foto abzeichnet, stimmt es einfach nicht.“ Er wolle ganz korrekt zeichnen, denn „die Leute sollen ihr Haus auf meinem Bild ja auch erkennen.“ Und so entstehen naturgetreue Zeichnungen — schlicht, geradlinig, ohne Schnörkel. Darunter sind auch Porträts von Menschen.

Ebenso geradlinig ist Rudolf Lumm. Der Kunstmaler mit dem charakteristischen schwarzen Hut (Lumm: „Ich wirke nur mit Hut.“) ist bei seiner Arbeit immer für ein Gespräch zu haben. Angst, dass man ihn störe, brauche man keine zu haben, betont er. Der Bildband über den Landkreis ERH mit 350 Seiten und rund 1000 Zeichnungen erscheint im Herbst 2017.

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