Rund um Weisendorfs Schlossgarten

31.5.2016, 18:00 Uhr
Rund um Weisendorfs Schlossgarten

© Ingrid Jungfer

Der erstmals 1288 urkundlich als Weizzendorf erwähnte Ort und seine Bevölkerung haben über die Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte erlebt, erzählte Karoline Schmidt eindrucksvoll. Raubritter, der erste Markgrafenkrieg, besonders der Dreißigjährige Krieg (16181648) und 1632 ein Pestjahr setzten dem Seebachgrund heftig zu. Auch Weisendorf, das damals völlig verödet war.

Mit Hans Georg von Lauter, Amtmann des Bistums Bamberg in Höchstadt und Wachenroth, begann ab 1689 der Wiederaufbau von Weisendorf und des mehrmals zerstörten Schlosses. Weiter entsteht die „Vorstadt“, damals ein Neubaugebiet für Zugezogene. Der Straßenname erinnert noch daran.

Der historische Rundgang führte weiter zum „Jägerhof“. Seit 1735 stand dort eine Brauerei, in der sich nach den Jagden der Schlossherrschaft zunächst nur deren adelige Gäste trafen, später auch die Treiber und Jäger. Erwähnenswert auch, dass auf dem Terrain der heutigen Arztpraxen um 1601 die „Badstuben“ standen, dem Weiher nebenan namengebend. 1851 wichen sie dem „Togler-Haus“, wo 20 Tagelöhner der Herrschaft wohnten. Daneben stand das Amtsdiener-Haus mit dem Gefängnis.

Das älteste noch stehende Gebäude von 1686, der „Schwarze Adler“, war zunächst Bauernhof mit Bäckerei, bald aber auch Gasthaus. Gleich gegenüber stand das dritte von fünf Wirtshäusern, der „Goldene Hirsch“, bereits 1626 als Schankstatt erwähnt und wohl zum Schloss gehörend. 1882 brannte es mitsamt Scheune ab und wurde neu errichtet.

Zur Evangelischen Kirche, seit 1358 eigenständige Pfarrei, gab es Interessantes über ihre Historie und die beiden Epithaphe der Familie von Seckendorff zu hören. Von einem Kuriosum wurde beim nächsten Halt berichtet: Weisendorf markierte nämlich die Grenzlinie der Besitzansprüche zwischen Preußen und Bayern. Grenze war der Langweiher-Graben, sodass 1792 der Schwanen-Wirt auf preußischen Grund stand, der Hirschen-Wirt auf bambergischem. Die Vorstadt hatte über Jahre sogar einen eigenen Bürgermeister. 1803 kam dann ganz Weisendorf zu Preußen. Erst als 1813 Franz Ludwig von und zu Guttenberg das Rittergut erwarb, kehrte Ruhe ein.

Die von Guttenbergs – zu ihnen hatte Führerin Schmidt viel zu erzählen. Auch zu Freiherr Hermann, der von 1825-1882 herrschte. Und zum Gutsverwalter und Amtmann Georg Christian Raab, gleichzeitig Richter am Guttenberg’schen Patrimonialgericht. Als „unbarmherziger Richter und Leuteschinder“ wollte er den Aufstand von Weisendorfer Tagelöhnern unterdrücken. Wie die aufständischen Weisendorfer dann doch zu ihrem Recht gekommen sind, das hat Schmidt ausführlich erzählt. Und auf das darüber geschriebene und vor Ort schon zweimal aufgeführte Theaterstück verwiesen.

Auch die Schilderung der mit allen Freuden und Wirren verbundenen Hochzeit zwischen Ennoch von und zu Guttenberg mit Elisabeth von und zu der Tann in Weisendorf war amüsant zu hören. Die Freiin hatte seit der Trauung im Weisendorfer Schloss den Ort so sehr ins Herz geschlossen, dass dort auch ihr zweites Kind geboren werden sollte. Der zweite Spross war übrigens Freiherr Karl Theodor, der Onkel des späteren gleichnamigen CSU-Politikers. 1957 schenkte Karl Theodor, der Ältere, das Schloss, das durch die Kriegswirren in ruinösem Zustand war, dem katholischen Säkularinstitut „Notre Dame de Vie“.

Auch über den Ringelblumen-Anbau im Ort berichtete die frisch gebackene Gästeführerin. Besonders die Frauen und ihre Kinder in Weisendorf, einem der fünf ärmsten Orte im Landkreis, besserten damit das schmale Einkommen auf. In der Blütezeit des Handels Ende des 19. Jahrhunderts gingen die getrockneten Blüten zu Heilzwecken sogar nach Übersee und in die arabische Welt, um den teuren Safran mit den orangefarbenen Blüten etwas zu „strecken“.

Weiter führte der Weg zum Mühlweiher, wo schon ab 1437 eine Getreide- und Schneidmühle stand. Wohlgemerkt in Privatbesitz, bis Hermann von und zu Guttenberg sie mit einer üblen Täuschung an sich brachte. Die Getreidemühle lief dann bis 1913, die sogenannte „Säge“ bis in die 1970er Jahre. Daneben, im heutigen Gebiet „Am Windflügel“ nahe dem Schlosspark, brannten 1893 zwei Tagelöhner-Häuser ab. Diesmal zum Vorteil der armen Leute. Denn der Freiherr wollte sich dort eine Reitbahn bauen lassen. Deshalb tauschte er den Grund beider Familien gegen große Grundstücke an der Erlanger Straße.

Karoline Schmidt will heuer weitere Führungen zur Schlossrunde anbieten: zur Kirchweih und am Samstag vor dem Markttag. Auch eine Weisendorfer Schmankerl-Tour hat sie ins Auge gefasst. Genauso 2017 einen Rundgang zum Reformationsjubiläum.

Wer sie dabei und zu anderen Themen unterstützen möchte, der darf sich gern bei ihr melden.

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