Saison startet: Aischgründer Karpfen macht viel Arbeit

28.8.2016, 10:00 Uhr
Saison startet: Aischgründer Karpfen macht viel Arbeit

© Foto: Spörlein

Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um den dreijährigen Speisefisch nach und nach aus dem Weiher zu holen, denn der Fisch brauche noch eine gewisse Zeit zum „Abwässern“, um den schlammigen Geschmack zu verlieren, sagt der heute 78-jährige Schmitt. Er hat schon als Kind Bekanntschaft mit der Karpfenzucht gemacht. Seit nunmehr 50 Jahren sei dies sein Hobby, das er natürlich ganz nebenbei auch kommerziell betreibe.

Schon sein Vater und sein Großvater hatten sich der Fischzucht verschrieben. Klar, dass Schmitt vor diesem Hintergrund und seinen fünf Hektar großen Weiherflächen, man nennt sie „Reuthweiher“, Funktionär in der Teichgenossenschaft Aischgrund war. 15 Jahre lang trat der Drei-Kronen-Wirt auch als Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes für die Belange der Karpfenzüchter ein, in dem der Adelsdorfer heute Ehrenvorsitzender ist.

Man müsse wissen, dass ein Karpfenweiher mehr Arbeit mache als eine Ackerfläche, erzählt er, denn ein Karpfenweiher wolle seinen Herren jeden Tag sehen. Nicht nur um nachzuschauen, wie es mit dem Sauerstoff im Weiher aussehe, sondern auch, um ein Auge auf den Algenbefall oder den Kormoran zu haben.

Spricht man Schmitt auf diesen Vogel an, läuten bei ihm die Alarmglocken. Zwar sei die Kormoranplage aktuell nicht mehr ganz so heftig wie noch vor einigen Jahren, dennoch erinnert er sich an das Jahr 2000, als er von einem seiner Teiche am Rande des neuen Wohngebiets „See Side“ (Reuthweiher) nur noch 700 Zweijährige abfischen konnte. 7500 Fischchen hatte er in der Vorsaison dort eingesetzt. Ein riesiger Schaden für einen kleinen Teichbetrieb, meinte der passionierte Karpfenbauer.

Damit kommt Schmitt auf jenes Wohngebiet zu sprechen, das nun bis auf wenige Meter an seine Karpfenweiher reicht. Dort herrsche eine vergleichsweise dichte Bebauung mit wenig Grün vor, die Bewohner würden zwangsläufig seine Weiherflächen für die Naherholung nutzen, schätzt er. Schlechte Aussichten also für die Karpfenzucht, fürchtet Waldemar Schmitt. Er habe deshalb schon beantragt, seine Weiheranlage einzäunen zu dürfen, was seitens der Behörden nicht erlaubt wurde. Nun trage er sich mit dem Gedanken, den Weiher, der dem Wohngebiet „See Side“ seinen Namen gab, zuschütten zu lassen, einen Acker daraus zu machen. Das könnte also das Ende einer über Generationen andauernden Teichwirtschaft im Aischgrund bedeuten. Das letzte Wort, so Schmitt, sei diesbezüglich aber noch nicht gesprochen.

Doch nun geht es Schmitt erst einmal um die beginnende Karpfensaison, die bei ihm im Landhotel Drei-Kronen an diesem Sonntag, also am 28. August, beginnt. Man halte sich weitgehend an die „r“-Regel, die besage, dass in den Monaten ohne „r“ im Namen die Fische Zeit brauchten, um zu gedeihen. In den Sommermonaten schmecke ein Karpfen ohnehin nicht so lecker, gleichwohl würden einige Gastronomen den Saisonfisch ganzjährig anbieten. „Das ist Stilbruch und letztlich Geschmackssache“, sagt Schmitt, der sich als optimalen Karpfen einen „40er Fisch“ vorstellt. Das bedeute, dass rund 40 Karpfen etwa einen Zentner wiegen sollten, nicht zu groß, nicht zu klein, ganz so, wie es der Karpfenliebhaber in der Gaststätte wünsche – eineinhalb bis zweieinhalb Pfund also. Seien größere Fische dabei, dann würden sich diese vorzüglich zum Filetieren eignen.

Viel Handarbeit

Bis das Schuppentier allerdings auf den Tellern landet, sei Handarbeit gefragt, vor allem umsichtiges Zufüttern. 100 Zentner Getreide brauche er schon in der Aufzuchtperiode, bevor ein zweijähriger Karpfen in einen anderen Teich umgesetzt werden könne, um zum dreijährigen Speisefisch zu gedeihen. Der Gastronom und Teichwirt Schmitt setzt dabei auf fangfrische Fische, wenn’s klappt sogar bis Ostern nächsten Jahres.

Um dies zu gewährleisten, sei der Karpfenbauer viel öfter gefragt und müsste ständig die Karpfen, manchmal seien auch Zander mit im Kescher, vom großen Zuchtweiher in einen kleineren Teich umsetzen. Folglich ist der nächste Abfischtermin bei Schmitt für Ende September schon festgezurrt. Und dann wisse jeder Teichbauer auch, dass ein Weiher „ruhen“ solle, weshalb er seinen Teich nach dem Abfischen zwei Wochen lang nicht mehr befüllt und ein wenig Kalk zugibt, der dem Teichboden auch recht gut tue.

Das Fazit von Waldemar Schmitt: „Das wird wohl eine ganz normale Ernte, denn große Probleme mit der Wasserqualität gab es heuer nicht“.

Nochmals auf „See Side“ angesprochen, fügte der Teichwirt hinzu, dass diese Wortschöpfung wohl keinen Sinn mehr ergäbe, wenn aus dem Reuthsee ein Acker würde.

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