Schlüsselfelder Bäckerfamilie geht mit Mut in die Zukunft

11.3.2017, 08:56 Uhr
Schlüsselfelder Bäckerfamilie geht mit Mut in die Zukunft

© Foto: Spörlein

Aufhören? Oder gar Insolvenz? Obwohl in der Region durch den Druck der Großbäckereien immer mehr Handwerksbetriebe genau davon betroffen sind, verschwenden Gerhard und Maximilian Ley zusammen mit ihren Familienmitgliedern überhaupt keinen Gedanken in diese Richtung. Im Gegenteil: die Leys sehen positiv in die Zukunft und stellen sich den Anforderungen.

So haben sie schon länger auf die entsprechende Nachfrage reagiert und ein urgemütliches Kaffee-Restaurant gleich neben dem Verkaufsraum eingerichtet. Die Regale des Verkaufsraums wiederum sind gefüllt mit herzhaft Fränkischem, aber auch mit frischen Sahnetorten. Und mit dem schmackhaften "1695-Brot" aus 100 Prozent Roggen.

Geschichte genau dokumentiert

Die Zahl 1695 hat für die Bäckerei eine große Bedeutung. Der Handwerksbetrieb in der zehnten Generation wurde nämlich im Jahr 1695 von Bäckermeister und Senator (also Stadtrat) Johann Ley gegründet. Seither ist die Geschichte einer der ältesten Bäckereien in Deutschland genauestens dokumentiert. Was auch daran liegt, dass Senior Gerhard Ley zum 300-jährigen Jubiläum im Jahr 1995 ein umfangreiches Register erstellen ließ.

So folgten dem Gründer der Bäckerei 1741 beispielsweise der Bäckermeister Sebastian Ley, dann Johann-Martin Ley. Während des Ersten Weltkriegs übernahm Johanna Ley "als Kriegswitwe" das Bäckereigeschäft, die dann auch das Ende des Deutschen Kaiserreiches erlebte.

Sehr prominente Stelle

Sie fasste 1926 den Entschluss, eine neue Bäckerei zu bauen. Das Haus mit der Nummer 15 entstand – und steht bis heute an ziemlich prominenter Stelle, quasi als "Tor zur historischen Altstadt" von Schlüsselfeld. Der Stadtpfarrer hieß laut der Bäckerchronik damals Joseph Weissenberger; die Bürgermeister in diesen Jahren waren Karl Zipfel, Georg Stumpf, Georg Amtmann, Georg Krimmer und Kaspar Herbst.

Belegt ist das durch Urkunden. In einer davon findet sich folgender Hinweis: "Mögen diejenigen, die einst diese Urkunde wieder zu Händen bekommen, in einem schöneren Deutschland leben wie wir" – Schlüsselfeld, den 24. September 1931, gez. Stumpf 1. Bürgermeister".

Die Leys gehören zum "Inventar" in Schlüsselfeld. Nicht nur, weil ihr Name in den Chroniken immer wieder auftaucht – 1930 etwa gründete Johann Ley den Katholischen Gesellenverein heute Kolpingfamilie –, sondern auch, weil sie in Gesellschaft und Kommunalpolitik immer wieder maßgeblich mitmischten. Und das eigentlich immer noch tun.

Übergabe 2015

Als 1945 Johann Ley zusammen mit seiner Ehefrau Mathilde die Bäckerei übernahm, war er gleichzeitig zweiter Bürgermeister der Stadt. In der Chronik findet sich auch ein Auszug aus einer Berichterstattung der Nordbayerischen Nachrichten aus dem Jahr 1981. Darin wird das Lebenswerk von Johann Ley zu seinem 70. Geburtstag gewürdigt, der, so der NN-Autor, "seit 1930 in der eigenen Bäckerei" arbeite.

Schlüsselfelder Bäckerfamilie geht mit Mut in die Zukunft

© Foto: Spörlein

1984 übernahm der heutige Seniorchef Gerhard Ley die "Historien-Bäckerei". 2015 übergab er an seinen Sohn Maximilian. Der 30-jährige Bäckermeister sah die Notwendigkeit, "in die Zukunft zu investieren" und schaffte eine energiefreundliche Kälteanlage an, die im weiten Umkreis einzigartig ist.

Mehl aus der Nachbarschaft

"Wir brauchen dieses Stück, weil unser Angebot umfangreich ist und wir auf handwerkliche Qualität aus der Region schwören", sagt er. Ley bezieht sein Mehl aus den benachbarten Mühlen in Gremsdorf und in Sambach. Die moderne, zentralgelenkte Kühlanlage mit Gefrierhaus und Wärmerückgewinnung wurde von der Firma Ungermann aus Wetter an der Ruhr in wochenlanger Arbeit installiert – "was einen sechsstelligen Betrag kostete", sagt Maximilian Ley, ohne eine genaue Zahl zu nennen. Die Anlage wurde zudem aus dem Topf des Bundesamts für wirtschaftliche Entwicklung gefördert.

Fazit von Maximilian Ley, als er die Anlage der Öffentlichkeit vorstellte: "Wir sind zwar nicht die älteste, aber eine der ältesten Bäckereien, deren Fortbestand gesichert ist." Selbstverständlich erklärte der junge Bäckermeister seinen Gästen bei dieser Gelegenheit, was ein echt fränkisches Landbrot ausmacht, was die Besonderheit eines Steigerwälder Bauernbrots ist, und wie "Schlüsselfelder Hornli" entstehen.

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