Schüler forschen zu Demokratie: "Nicht selbstverständlich"

18.2.2019, 08:00 Uhr
Geschichtslehrer Sebastian Thienel (l.) mit der Forschungsgruppe von Schülern.

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Geschichtslehrer Sebastian Thienel (l.) mit der Forschungsgruppe von Schülern.

Blau-weißes Banner an der Zimmerdecke, blau-weiße Schürzen der Herzogenauracher Bürgermeister auf Fotos vom Bieranstich bei der Sommerkirchweih: Wie der Freistaat Bayern bis in viele Details auch das fränkische Herzogenaurach seit zwei Jahrhunderten beeinflusste, macht eine Schau im Stadtmuseum deutlich.

An der Stadtgeschichte Herzogenaurachs Interessierte, Mitwirkende und Stadträte hatten sich zur Vernissage am Sonntagnachmittag eingefunden, um sich jenseits weiß-blauer Souvenirs unversehens mit Fragen von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Gleichberechtigung zu befassen – Werte, die 2019 selbstverständlich scheinen, denen indes harte Freiheitskämpfe über Jahrhunderte vorausgingen.

Schüler forschen zu Demokratie:

© Foto: Roland Huber

Als Herzogenaurach bayerisch wurde, als 1818 die bayerische Verfassung zur konstitutionellen Monarchie in Kraft trat, als bei der deutschen Revolution 1848 Unruhen ausbrachen, als die Reichsgründung 1871 erfolgte, die Gründung des Freistaats Bayern 1919, die Machtübernahme der Nazis 1933, als die bayerische Verfassung von 1946 in Kraft trat:

Diese Stationen haben die vier Schüler Mario Mirsberger, Tobias Wagner, Marlon Runke und Lukas Loos mit ihrem Geschichtslehrer Sebastian Thienel intensiv erforscht und schließlich auf Plakaten abgebildet. Bei einer Ausstellung der Regierung von Mittelfranken in Ansbach waren sie bereits zu sehen.

Anschauliche Exponate zu Herzogenaurachs Geschichte stellten Christian Hoyer und Irene Lederer vom Stadtmuseum nun aus dem Stadtarchiv und dem Museumsfundus hinzu.

Dazu zählt etwa ein Steinschlossgewehr, ein Tschako, eine militärische Kopfbedeckung der bayerischen Landwehr, ein Band des "Allgemeinen Intelligenzblatts für das Königreich Bayern 1818" oder ein Bild des "Kanoniers Galster", das vermutlich einst eine Wohnstube zierte.

Auch ein Portrait von Bernhard Loritz (1855 – 1933), Repräsentant des Königreichs Bayern vor Ort und Königlicher Amtsgerichtsrat in Herzogenaurach, ist zu sehen.

"Ein tieferer Einblick, wie sich die Verfassung auf die Bevölkerung auswirkte", sei ihnen bei den Forschungen gelungen, sagten die Schüler. Ferner: "Es hätte auch anders kommen können" und schließlich: "Wir sind froh über die Gegenwart."

Denn Errungenschaften wie "die Verfassung steht über dem König" wurden erst mit dem modernen Verfassungsstaat 1808 in Bayern festgeschrieben. Auch dass das Rad der Geschichte in unheilvollen Epochen wieder rückwärts gedreht wurde, erfuhren die Schüler durch ihre Recherchen. Ihr Resümee: "Die Demokratie wurde hart erkämpft. Und auch heute ist sie nicht selbstverständlich."

Die Schau läuft bis Sonntag, 17. März im Stadtmuseum. Danach werden die Plakate in der Realschule Herzogenaurach ausgestellt.

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